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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Träume ab, in denen der angebliche Gebrauchtmöbelhändler Dausend ihr literweise eine übelriechende Flüssigkeit einflößte, während Malwine danebenstand und hämisch lachte.
    Als sie das nächste Mal aus dem Nichts auftauchte, forderte ein Mann jemand auf, ihm zu helfen, die Komtess zum Bahnhof zu bringen. Komtess! Dabei konnte es sich nur um Nathalia handeln. Lore wollte die Augen öffnen, doch es gelang ihr nicht. Allerdings blieb sie wach und hörte den Rest des Gesprächs. Zuletzt vernahm sie noch einmal Malwines höhnische Stimme. »Jetzt gehören die Weiber dir!«
    Dann wurde eine Tür geschlossen, und Schritte entfernten sich.
    Wo bin ich?, fragte sich Lore.
    Langsam bekam sie wieder Gefühl in ihre tauben Finger und bemerkte, dass sie bis auf die Haut ausgezogen sein musste. Kein Wunder, dass mir so kalt ist, durchfuhr es sie. Sie versuchte zu begreifen, in was für eine Situation sie geraten war. Dieser elende Dausend hatte ihre Begleitung betäubt und ihr den widerlichen Likör mit Gewalt eingeflößt. Diesen Auftrag konnte er nur von Malwine erhalten haben. Doch was bezweckte ihre angeheiratete Tante damit?
    Da vernahm sie Worte, die sie das ganze Ausmaß der Intrige erkennen ließen. »Ich wollte schon immer eine der vornehmen Damen pimpern. Es wäre mir sogar gleichgültig gewesen, ob sie alt oder jung, hübsch oder hässlich ist. Die hier ist wirklich ansehnlich, und die ältere hat sich auch ganz gut gehalten!«
    »Damit will ich nichts zu tun haben! Ich mache meine Fotografien, wie es vereinbart ist, und dann verschwinde ich«, antwortete ein zweiter Mann mit zittriger Stimme.
    Lore gelang es, das linke Auge zu öffnen. Nicht weit von ihr entfernt stand ein magerer Mann, der an einem großen Holzkasten hantierte.
    Das ist eine Fotokamera!, berichtigte sie sich. Fridolin und sie hatten sich selbst und die Kinder schon mehrfach ablichten lassen. Doch die Bilder, die dieser Kerl machen wollte, waren gewiss nicht in ihrem Sinn. Da sie immer mehr die Gewalt über ihren Körper zurückgewann, vermochte sie den Kopf ein wenig zu drehen. Auf dem Boden neben der Ottomane, auf der sie selbst lag, entdeckte sie Dorothea, die ebenfalls nackt war und noch in tiefer Ohnmacht zu liegen schien.
    »Wir müssen die Frau so hinlegen, dass es aussieht, als spiele sie die Schlafende nur«, hörte Lore den Mann mit der zitternden Stimme sagen. Gleichzeitig packte jemand sie mit hartem Griff am Fußknöchel und bog ihr Bein nach außen.
    »Man muss auf der Fotografie auch etwas von den weiblicheren Teilen sehen können«, sagte der andere lachend.
    Lore durchfuhr es wie ein Blitz. Die Schwäche, die sie bis jetzt in ihren Klauen gehalten hatte, schwand, und sie trat mit dem freien Fuß so kräftig zu, wie sie konnte.
    Der Kerl stolperte und musste sie loslassen. Dabei stieß er gegen die Kamera, stürzte und riss diese mit um. »Verdammt, das Weibsstück ist wach und Laabs nicht da, um es wieder zu betäuben!«, rief er wütend.
    Inzwischen war Lore auf den Beinen und sah sich nach etwas um, das als Waffe geeignet war. Denn Flucht kam nicht in Frage, schließlich durfte sie keinesfalls Dorothea im Stich lassen, außerdem konnte sie auch nicht nackt auf die Straße laufen. Doch mehr als ein Sofakissen geriet ihr nicht zwischen die Finger. Sie packte es und ging auf die beiden Männer los.
    Während der Fotograf kreischte und bis zur Tür zurückwich, zog Pielke ein Messer aus seiner Jackentasche und funkelte Lore wütend an. »Glaube ja nicht, dass du mir entkommst, du Miststück! Wenn ich mit dir fertig bin, würdest du dir wünschen, mir niemals begegnet zu sein.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, klang hinter ihm die zornerfüllte Stimme einer Frau auf.
    Pielke fuhr herum und entdeckte Hede. »An deiner Stelle würde ich das Maul nicht so vollnehmen, sonst muss ich meinem Freund Manfred zu seiner Witwerschaft kondolieren.«
    Noch glaubte er, es nur mit Hede und Lore zu tun zu haben, und lachte hämisch. In nächsten Augenblick jedoch stürmte Jürgen herein und warf sich mit einem wütenden Aufschrei auf den Gauner. Obwohl er von dem Betäubungsgift geschwächt war, brachte er ihm einige schmerzhafte Hiebe bei.
    Pielke taumelte, riss dann das Messer hoch und stach zu.
    Jürgen konnte gerade noch ausweichen, begriff, dass er den Kürzeren ziehen würde, und versuchte, den bulligeren Mann mit gezielten Hieben des Gehstocks auf Distanz zu halten.
    »Zieh die Klinge!«, rief Maruhn, der noch vor Anton die Treppe

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