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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entführt. Doch keine Sorge, ich weiß, wohin man sie gebracht hat, und werde sie befreien!« Maruhn hoffte, dass diese Erklärung dem jungen Mann genügte.
    Der kämpfte sich auf die Beine und blieb schwankend vor ihm stehen. »Wer sind Sie?«
    »Dirk Maruhn, Detektiv und auf der Suche nach ein paar Schurken, die zu jenen gehören, die Sie und Ihre Begleiterinnen betäubt haben.«
    »Mein Name ist Jürgen Göde. Was ist mit Nathalia?«
    Maruhn wurde ungeduldig. Er hatte nicht mehr die Zeit, hier Rede und Antwort zu stehen. »Das weiß ich nicht! Ich habe nur herausgefunden, dass alle drei Frauen ins
Le Plaisir
gebracht werden sollen.«
    »Was ist das
Le Plaisir?
«, fragte Jürgen verblüfft.
    »Ein Nobelbordell! Aber jetzt muss ich Sie allein lassen.«
    »Ich komme mit Ihnen!« Jürgens Stimme klang erstaunlich kräftig. Zwar fühlte er sich wie durch die Mangel gedreht, doch der Gedanke, dass Nathalia, die Gräfin und Frau Simmern an einen solchen Ort gebracht worden waren, setzte ungeahnte Kräfte in ihm frei.
    »Aber gewiss nicht in Unterhosen!«, warf Frida kopfschüttelnd ein. »Warten Sie, ich bringe Ihnen Sachen von Herrn Maruhn. Die müssten Ihnen halbwegs passen.«
    Der Detektiv begriff, dass sie den jungen Mann an seiner Seite sehen wollte, damit er den Schurken nicht alleine gegenüberstand. Zwar war Göde so elend dran, dass er ihm keine große Hilfe sein würde. Aber zumindest würde der junge Mann ihm als Zeuge dienen können. Außerdem machte er nicht den Eindruck, als würde er sich abwimmeln lassen.
    »Also gut, ziehen Sie sich an! Aber machen Sie rasch. Ich warte nicht lange.« Mit diesen Worten verließ Maruhn das Wohnzimmer und eilte in die Kammer, die ihm als Büro diente.
    Durch die offene Tür sah Frida, wie er einen kleinen Wandschrank öffnete, eine Pistole herausholte und diese sorgfältig lud. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und sie flehte ihn in Gedanken an, vorsichtig zu sein. Rasch suchte sie Unterwäsche, Hose, Hemd, Weste und Schuhe heraus und brachte sie ihrem Gast zusammen mit einem feuchten Handtuch, mit dem er sich wenigstens Gesicht und Hände säubern konnte.
    »Soll ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    Auch wenn Jürgen sich genierte, sich vor einer fremden Frau nackt zeigen zu müssen, so nickte er, denn er hatte begriffen, dass sie keine Sekunde zu verlieren hatten.
    Die Kleidung passte halbwegs, nur Jürgens Füße waren um einiges kleiner als die des Detektivs. So blieb ihm nichts anderes übrig, als dessen Schuhe mit Zeitungspapier auszustopfen, damit sie ihm nicht von den Füßen rutschten.
    Als er das Zimmer verlassen wollte, reichte Frida ihm eine große Tasse Kaffee. »Hier, trinken Sie! Sie sehen aus, als könnten sie eine Stärkung gebrauchen.«
    Jürgen leerte rasch die Tasse, reichte sie dankend zurück und folgte dann dem Detektiv, der bereits nervös an der Haustür stand.
    Beim Einsteigen in die Droschke musste Maruhn seinem Begleiter zwar helfen, doch es war nicht zu übersehen, dass es diesem schon deutlich besser ging. Möglicherweise würde er doch noch eine wichtige Hilfe sein, denn für ihn allein wären es trotz der Pistole und des Stockdegens zu viele Gegner gewesen.
    »Wohin jetzt, Meister?«, fragte der Kutscher, der längst Feierabend hätte machen sollen und sich nun fragte, ob er tatsächlich die Summe erhalten würde, die er für seine Dienste zu fordern hatte.
    »Zur Stallschreiberstraße, und zwar bis kurz vor der Seydelstraße«, befahl Maruhn und musste dem Mann erneut den Weg weisen. Zuerst ging es den Cottbuser Damm entlang, dann die Cottbuser Straße, bis sie in die Oranienstraße abbogen und über diese die Stallschreiberstraße erreichten.
    »Sie warten hier«, wies er den Kutscher an, als dieser vor dem
Le Plaisir
hielt, und kletterte aus dem Wagen.
    Jürgen folgte ihm mit unsicheren Schritten, daher drückte Maruhn ihm seinen Gehstock in die Hand. »Hier, stützen Sie sich darauf. Passen Sie aber auf, es handelt sich um einen Stockdegen. Wenn Sie auf diesen Ring hier drücken, können Sie die Waffe ziehen!«
    Während Jürgen noch verblüfft nickte, humpelte Maruhn die Freitreppe hinauf und läutete Sturm.
    Keine drei Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, und Anton schoss heraus. »Beim Teufel, was soll das?« Dann erkannte er den Detektiv und kniff die Augen zusammen. »Sie sind es!« Es klang wie: »Verschwinden Sie wieder!«
    Diesen Gefallen tat Maruhn ihm jedoch nicht, sondern schob den uniformierten Türsteher einfach

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