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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erklommen hatte, holte seinen Revolver heraus und schlug die Waffe auf Pielke an. »Stehen bleiben und Hände hoch, sonst schieße ich!«
    »Nein, nicht, das würde man unten hören!«, wandte Hede ein.
    Da sie sich zu Maruhn umdrehte, sprang Pielke auf sie zu und packte sie. Während er sie mit der Linken festhielt, setzte er ihr mit der anderen Hand das Messer an die Kehle.
    »Stehen bleiben, ihr Witzfiguren, sonst ist das Weibsstück tot!«
    »Bevor ich das zulasse, schieße ich Sie nieder«, rief Maruhn voller Wut, weil er sich so einfach hatte übertölpeln lassen.
    Pielke hielt Hede so fest, dass sie ihn fast völlig verdeckte, und schüttelte grinsend den Kopf. »Das tun Sie nicht. Sie würden die Tante hier treffen. Außerdem wollen Sie doch gewiss nicht, dass die feinen Herrschaften unten im Puff mitbekommen, was hier gespielt wird!« Mit diesen Worten schob er Hede in Richtung Tür. Dabei achtete er darauf, dass sie sich zwischen ihm und Maruhn befand. Anton, der wegen der vor ihm Stehenden nicht so schnell hatte eingreifen können, wollte Pielke packen und dessen Arm zurückbiegen. Aber der Hehler versetzte Hede einen Stoß, der sie gegen den Türsteher taumeln ließ, und rannte die Treppe hinab.
    Jürgen folgte ihm, sah aber nur noch, wie der Gauner die Hintertür aufriss und in der Dunkelheit verschwand. Wutschnaubend kehrte er ins Zimmer zurück. »Ich hätte den Kerl niederstechen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte.«
    »Bevor der Mann Frau Laabs bedroht hat, wäre es Mord gewesen, und danach hätten Sie deren Leben riskiert. Doch der Kerl kommt nicht weit, dafür werde ich sorgen.« Maruhn war nicht weniger zornig als sein Begleiter, kümmerte sich aber zunächst um Hede, die mit zitternden Fingern ihren Hals berührte. »Sie sind unversehrt«, beruhigte Maruhn sie und wandte sich dann dem Fotografen zu. »Wenigstens ist uns einer der Schufte in die Hände gefallen.«
    Der Mann sank auf die Knie und hob verzweifelt die Arme. »Damit habe ich nichts zu tun. Man hat mir nur gesagt, ich solle ein paar Bilder von nackten Frauen machen. Ich bin unschuldig!«
    »Das sagen alle, auch wenn sie noch so viel Dreck am Stecken haben.«
    »Ich kenne den Mann und glaube ihm sogar, dass er die Hintergründe dieser gemeinen Tat nicht kannte«, warf Hede ein, die ihren ersten Schreck überwunden hatte.
    Sie ging zu Lore, die dabei war, sich wieder anzuziehen, und half ihr, die Knöpfe ihrer Kleidung zu schließen.
    »Danke«, murmelte Lore. »Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde. Der Kerl, der entkommen ist, wollte mir und meiner Freundin Gewalt antun.«
    Da die Höflichkeit es verbot, Lore und Dorothea anzusehen, solange diese nicht vollständig angezogen waren, drehte Maruhn ihnen den Rücken zu, bevor er Antwort gab. »Keine Sorge, den Kerl erwischen wir. Ich weiß, wo ich ihn finden kann, und werde umgehend die Polizei informieren.«
    Jürgen interessierte jedoch etwas anderes. »Wo ist Komtess Nathalia?«
    Unwillkürlich sah sich Lore um. »Anscheinend wurde sie weggebracht«, antwortete sie und versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, was sie während des Aufwachens belauscht hatte.
    »Ich könnte …«, begann der Fotograf, brach aber sofort wieder ab.
    Einen Augenblick später hatte Jürgen ihn gepackt. »Sag, was du weißt, oder ich breche dir sämtliche Knochen!«
    Der Fotograf kreischte auf. »Hilfe, nein! Ich habe wirklich nichts damit zu tun. Bitte, lasst mich gehen. Ich sage auch alles!«
    Da Jürgen so aussah, als wolle er den Mann schlagen, zog Maruhn ihn zurück. »Lassen Sie den Kerl! Sie sehen doch, dass er reden will.«
    »Das soll er – und wenn wir mit dem, was er sagt, zufrieden sind, kann er gehen.« Lore wechselte einen kurzen Blick mit Hede und sah diese nicken. Das erleichterte es ihr, dem Fotografen dieses Angebot zu machen. Nathalia zu retten erschien ihr wichtiger, als kleinliche Rache zu üben.
    »Danke, gnädige Frau! Niemals hätte ich mich auf ein Verbrechen eingelassen. Doch bis ich gemerkt habe, was die Schurken vorhaben, war es zu spät. Die Kerle hätten mich nicht mehr gehen lassen.« Jetzt wagte es der Fotograf, Lore anzusehen, die gerade ihre Schuhe anzog.
    »Sagen Sie endlich, wo Komtess Nathalia sich befindet, sonst übergeben wir Sie doch der Polizei!«, drohte sie.
    »Der junge Herr, der anscheinend der Anführer der Bande ist, hat sie mitgenommen. Er will die Dame nach Ostpreußen bringen und sie dort mit den Aufnahmen, die ich für ihn machen

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