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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einen frühen, grausamen Tod gefunden.
    »Wir sollten zu Bett gehen. Vielleicht lässt du dir von Nele ein paar Tropfen Laudanum in ein Glas Wasser abzählen, damit du leichter einschläfst«, schlug Fridolin vor.
    Lore atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Das mit dem Bett lasse ich mir eingehen, aber ich werde meinen Kopf nicht mit diesem Zeug vergiften. Lieber liege ich die halbe Nacht wach!«
    »Ich werde schon dafür sorgen, dass du das nicht musst«, raunte Fridolin ihr leise ins Ohr. Dann wandte er sich Nathalia zu und entschuldigte sich, dass Lore und er sich so früh zurückzogen.
    »Es war ein anstrengender Tag für uns alle«, antwortete Nathalia mit einem verstehenden Lächeln. »Gute Nacht! Wir sehen uns sicher morgen beim Frühstück, oder willst du so früh aufbrechen, dass Lore und ich noch nicht aufgestanden sind?«
    »Dann solltet ihr um sieben Uhr angekleidet sein. Um acht will ich zum Bahnhof fahren und die zwei Stationen bis Eystrup mit der Bahn zurücklegen. Dort werde ich mir einen Wagen mieten. Wenn ich das Gut besichtigt habe, fahre ich umgehend nach Berlin zurück und bringe die ganze Angelegenheit zu einem hoffentlich guten Ende. Doch nun gute Nacht!«
    »Gute Nacht«, wünschte auch Lore und kehrte zusammen mit Fridolin ins Haus zurück.
    Nathalia sah den beiden nach und spürte, wie etwas in ihr hochstieg, das ihr an und für sich fremd war, nämlich ein wenig Neid auf die Vertrautheit, die Lore und Fridolin miteinander verband. So stellte sie sich die Liebe vor. Doch bislang hatte sie noch keinen jungen Mann getroffen, der den Platz bei ihr würde einnehmen können, den Fridolin bei ihrer Freundin innehatte.
    Nachdenklich blickte sie zu den Sternen hoch, sah auf einmal eine Sternschnuppe aufglühen und gleich darauf noch eine. Obwohl sie nicht abergläubisch war, wünschte sie sich, bald einem Mann zu begegnen, dem mehr an ihrem Herzen als an ihrem Geld lag. Dann lachte sie über sich selbst. Ein solcher junger Mann musste schon ein Heiliger sein, und die gab es heutzutage nicht mehr.
    Auf dem Weg in ihr Schlafzimmer sahen Lore und Fridolin noch nach den Kindern, die friedlich in ihren Betten schliefen, während Fräulein Agathe, hinter einem Wandschirm sitzend, im Licht einer Petroleumlampe in einem Buch las.
    Als das Ehepaar eintrat, blickte sie auf und legte lächelnd den Zeigefinger an den Mund. »Die beiden waren heute rechtschaffen müde. Der Tag war aber auch anstrengend für sie«, flüsterte sie.
    Lore nickte und strich Doro und Wolfi sanft über die Stirn. Auf dem Flur wandte sie sich an das Kindermädchen, das ihr gefolgt war. »Unsere Schätzchen schlafen hier auf dem Land einfach besser als in der Stadt.«
    »Hier sind sie auch mehr an der frischen Luft und können sich bewegen«, erklärte Fräulein Agathe. »Wolfi hat heute Freundschaft mit dem Hund des Verwalters geschlossen. Jetzt will er unbedingt einen eigenen Hund haben. Noch im Nachthemd wollte er zu Ihnen auf die Terrasse laufen, um Ihnen das zu sagen.« Das Kindermädchen zog etwas den Kopf ein, als hätte sie Angst, die Eltern könnten sie für den Wunsch des Jungen verantwortlich machen.
    Fridolin nickte jedoch lächelnd. »Ich hätte nichts gegen einen Hund. Zu Klingenfeld soll nämlich auch eine Jagd gehören. Wer weiß, vielleicht werde ich sogar noch zum Waidmann.«
    »Versuche nicht, alles auf einmal zu erreichen«, spöttelte Lore, obwohl sie nicht weniger als Fridolin Gefallen an der Vorstellung gefunden hatte, Gutsherrin auf Klingenfeld zu werden.
    »Gute Nacht«, wünschte sie dem Kinderfräulein und wandte sich den eigenen Räumen zu. Fridolin folgte ihr und wollte aus Gewohnheit ins Badezimmer gehen, als sein Blick auf den Waschtisch mit der großen Porzellanschüssel fiel.
    »Wenn es in Klingenfeld genauso aussieht, werden wir als Erstes ein richtiges Badezimmer einbauen lassen.«
    »Und dürften bei der Nachbarschaft als skurril angesehen werden! Nein, mein Lieber, du wirst unser Geld schön brav in den Ausbau des Gutes und der Fabrik stecken. Erst wenn wir wieder besser dastehen, werden wir uns ein wenig Luxus gönnen.«
    »Nathalia könnte sich das auch leisten. Aber ich fürchte, ich habe vorhin Nachttöpfe unter den Betten gesehen«, sagte Fridolin in künstlichem Entsetzen.
    »Das ist immer noch besser, als im Nachthemd den dunklen Flur entlanglaufen und die Treppe ins Erdgeschoss hinabsteigen zu müssen, um den Abort aufzusuchen.« Zwar hätte auch Lore sich auf Steenbrook ein

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