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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Badezimmer mit einem richtigen Spülklosett gewünscht, wie sie es in Berlin besaßen. Doch hier befanden sie sich auf dem Land, und die Menschen waren mit dem zufrieden, was seit Generationen üblich war.
    Bei dem Gedanken kicherte sie leise, zog sich aus und wusch sich. Fridolin tätschelte ihre rechte Pobacke. »Glaubst du, dass wir vor dem Schlafen noch etwas anderes tun könnten?«
    »Ich habe nichts dagegen, aber du könntest jetzt auch meine zweite Backe streicheln, sonst ist sie beleidigt!«
    Fridolin tat Lore den Gefallen und musste sich anschließend zwingen, sich selbst die Zähne zu putzen und sich zu waschen. Endlich schlüpfte er zu Lore unter die Decke und kitzelte sie am Bauch.
    Sie kicherte erneut und versuchte nun, ihn zu kitzeln. Nach einer Weile des Spielens wurden ihre Liebkosungen zielgerichteter, und schließlich glitt Fridolin zwischen ihre Schenkel. In den nächsten Minuten vergaßen sie sowohl Klingenfeld wie auch die Trettiner Verwandtschaft, und als sie eine Weile später Hand in Hand nebeneinanderlagen, fühlten sie sich mit sich und der Welt im Reinen.

IX.
    A m nächsten Morgen sah Fridolin Lore und Nathalia nur kurz, denn die beiden hatten tatsächlich verschlafen. Er neckte sie ein wenig, trank seinen Kaffee aus und machte sich reisefertig. Als er zur Tür hinaustrat, lag sein Gepäck bereits auf dem Wagen. Der Kutscher würde es am Bahnhof den Dienstmännern übergeben, die es in den Zug nach Berlin laden sollten.
    Lore und Nathalia sahen vom Frühstückstisch aus seiner davonrollenden Kutsche nach, dann versetzte Nathalia Lore einen leichten Stoß. »Jetzt sind wir allein und können tun und lassen, was wir wollen!«
    »Ich habe nicht vor, über die Stränge zu schlagen«, wies Lore sie sanft zurecht.
    »Gelegentlich muss man das!« Nathalia zwinkerte ihr zu und befahl, Frühlingsmaid gegen zehn Uhr zu satteln, weil sie dann ausreiten wollte.
    »Und was machst du? Du nähst doch hoffentlich nicht schon wieder?«, fragte sie Lore.
    Genau das hatte ihre Freundin vor, behauptete aber, auf der Terrasse sitzen und lesen zu wollen.
    Nathalia grinste. »Gib doch zu, du nähst!«
    Dabei nahm sie sich vor, dafür zu sorgen, dass ihre Freundin genug Bewegung bekam, und griff sich ein Brötchen, das sie dick mit Butter bestrich und anschließend mit einer großen Scheibe Schinken belegte.
    Unterdessen genoss Fridolin die Fahrt in dem offenen, wenn auch recht unmodischen Wagen, der, von zwei großen schwarzen Pferden gezogen, in flottem Tempo Richtung Verden fuhr, und freute sich darauf, bald auf Klingenfeld zu sein.
    Am Bahnhof reichte er dem Kutscher und den Dienstleuten je eine halbe Mark und fuhr mit dem Zug nach Eystrup. Dort sah er sich vergeblich nach einer Droschke um. Ein zuvorkommender Bahnbeamter schickte einen Jungen los, den Wagen des Wirts zu holen, der sich mit dem Geschäft ein kleines Zubrot verdiente.
    Dankbar forderte Fridolin kurz darauf den Wirtsknecht auf dem Kutschbock auf, ihn zum Klingenfelder Gutshof zu fahren. Da kaum Verkehr herrschte und das Zweiergespann den Weg fast von selbst fand, drehte der Wirtsknecht sich immer wieder zu seinem Fahrgast um. »Sie kommen wohl aus Berlin, was?«
    Fridolin bejahte die Frage, da er dem Gespräch mit einem Einheimischen nicht abgeneigt war.
    »Sind wohl wegen dem Baron Anno hier! Da werden Sie aber Pech haben. Der hat sich schon seit zwei Wochen nicht mehr blicken lassen. Hat zu viele Schulden, heißt es. Auch bei Ihnen?«
    Das war Fridolin dann doch etwas zu persönlich. »Ich bin im Auftrag eines Bankhauses hier.«
    »Ach, da werden Sie keine Freude haben. Das Gut war mal ertragreich, aber das ist lange her. Hat nichts mehr machen lassen, der Baron Anno. Da war der Vater ein ganz anderes Kaliber. Wollte eine Fabrik bauen, und viele Leute hier haben gehofft, dort Arbeit zu finden. Hat sich aber übernommen, der alte Baron, und diese bucklige Welt schließlich mit einer Kugel im Kopf verlassen. Der hätte sich nicht so mit den Nachbarn streiten sollen! Das war sein Untergang. Der junge Baron ist keiner von hier, auch wenn er auf Klingenfeld geboren worden ist. Das ist ein Städter, sage ich Ihnen, einer von denen, die das Gesicht verziehen, wenn sie ehrlichen Mist riechen. Ich sage Ihnen …«
    Fridolin ließ den Kutscher reden und ermunterte ihn zwischendurch sogar mit kurzen Bemerkungen. Es war ihm wichtig, was die einfachen Leute von Klingenfeld und dem letzten Herrn des Gutes hielten. Besonders angesehen war Baron Anno

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