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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verkennen die Lage. Mein Bankhaus hat einen einlösbaren Titel auf dieses Gut. Es ist meine Pflicht, hier nach dem Rechten zu sehen.« Fridolin dachte nicht daran, zu weichen, und funkelte den Verwalter zornig an. Dabei kam ihm der Ausspruch Graf Nehlens in den Sinn, dass er als Erstes diesen Mann davonjagen solle. Nach dem Auftreten des Kerls war er kurz davor, es jetzt und auf der Stelle zu tun.
    Der Verwalter drohte Fridolin mit der Faust. »Mach, dass du fortkommst, und lass dich hier nicht mehr blicken!«
    Da Fridolin keine Anstalten machte, dem Folge zu leisten, verschwand er im Haus und kehrte mit einer Jagdflinte zurück.
    »Wird’s bald!«, herrschte er seinen Besucher an und richtete die Waffe auf ihn.
    Fridolin begriff, dass er im Augenblick nichts erreichen konnte, und kehrte dem Mann voller Zorn den Rücken. Betrunken, wie der Kerl war, traute er ihm zu, auf ihn zu schießen. Doch ungeschoren, das schwor es sich, sollte der Verwalter nicht davonkommen. Um etwas gegen ihn unternehmen zu können, benötigte er jedoch einen vollstreckbaren Titel und ein paar Gendarmen, die dem Kerl zeigen würden, wo der Zimmermann die Tür gemacht hatte.
    »Das war aber ein kurzer Besuch«, empfing ihn der Kutscher, der alles mit angehört hatte, mit einem breiten Grinsen.
    »Der Mann ist völlig betrunken – und das am helllichten Tag! Wo sind eigentlich die Knechte und Mägde, die zu so einem Gut gehören?«, fragte Fridolin grimmig.
    »Die haben fast alle den Dienst aufgesagt, weil sie keinen Lohn mehr erhalten haben. Da auch das meiste Vieh verkauft ist, hat der Herr Verwalter genügend Zeit für seinen Schnaps.« Der Kutscher streckte die Hand aus, um Fridolin in den Wagen zu helfen, doch der missachtete die Geste und stieg ein.
    »Bringen Sie mich zum Bahnhof zurück!«, befahl er und legte sich auf dem Weg dorthin die Worte zurecht, mit denen er Grünfelder und Dohnke von seiner Reise berichten wollte. Erst kurz vor dem Bahnhof erinnerte er sich wieder an das Bauernmädchen, das von einem Freund des jungen Barons nach Berlin gelockt worden war, und fragte den Kutscher nach dem Namen.
    »Ich sagte schon, sie heißt Dela. Getauft wurde sie auf den Namen Adele. Ein recht neumodischer Name, wenn Sie mich fragen. Normal heißen die Mädchen hier so, wie bereits die Großmütter genannt wurden. Die Eltern hätten auch ihr einen solchen Namen geben sollen. So aber hatte sie von Anfang an das Gefühl, dass sie etwas Besonderes sein müsse.«
    Da der Bahnhof immer näher kam, bremste Fridolin die Ausführungen des Wirtsknechts. »Ist ja alles gut und schön, aber können Sie mir den Familiennamen dieser Adele nennen?«
    »Wozu brauchen Sie denn den?«, fragte der Mann verwundert.
    Der Wagen stand bereits, also stieg Fridolin aus und blieb neben dem Kutschbock stehen. »Ich will wissen, was es mit dem jungen Klingenfeld und dessen Freunden auf sich hat. Immerhin hat der Baron das Gut auf den Hund kommen lassen und damit auch die Bank geschädigt, die den Kredit für eine florierende Landwirtschaft mit intakten Gebäuden, Geräten und Viehbestand gegeben hat.«
    »Deswegen wollen Sie Baron Anno nicht davonkommen lassen!« Für einen Moment kämpfte der Kutscher mit sich, ob er Fridolin helfen sollte, einem Einheimischen Schwierigkeiten zu machen, sagte sich dann aber, dass Anno von Klingenfeld sich nie um die Leute hier gekümmert und ihnen stets seine Berliner Freunde vorgezogen hatte.
    »Sie heißt Adele Wollenweber, ist ein hübsches Mädchen und müsste jetzt achtzehn Jahre alt sein. Eine Schande, was aus ihr geworden ist.«
    »Danke schön!« Fridolin reichte dem Kutscher ein Zweimarkstück und sah, wie sich dessen Augen beim Anblick der Münze weiteten.
    »Aber das ist doch viel zu viel!«
    »Sie haben es sich verdient«, antwortete Fridolin und hoffte, dass er sich mit dieser Aussage nicht irrte.

X.
    W ährend Fridolin nach Berlin fuhr und dabei zwischen dem Ärger über den Verwalter auf Klingenfeld und der Überlegung schwankte, ob er das ungepflegte Gut wirklich übernehmen sollte, verlebten Lore und Nathalia einen angenehmen Tag. Nach dem Frühstück setzten sie sich auf die Terrasse und genossen den Sonnenschein. Dabei zählte Nathalia ihrer Freundin all die Vorteile auf, die eine Übernahme Klingenfelds durch Fridolin für sie beide mit sich brachte.
    »Da hast du schon recht«, antwortete Lore schließlich. »Die Landschaft hier ist wunderschön, und wir könnten uns öfter sehen. Aber Klingenfeld ist eine

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