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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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mussten für Tyrell anschaffen, er hat sie für seine Zwecke benutzt. Fast alle hatten offenen Zugang zu den Waffen im Haus. Es grenzt an ein Wunder, dass bisher nichts Schlimmeres passiert ist.«
    Lukas hatte das Gefühl, sein Schädel würde jeden Moment bersten. Und er fragte sich, ob er nicht tatsächlich blind gewesen war, wenn er von allem nichts mitbekommen hatte.
    »Was wird aus ihnen?«, fragte Michael. »Sie sind doch noch Kinder.«
    »Ihnen wird der Prozess gemacht«, sagte Chief Lamotte. »Die meisten von ihnen sind strafmündig. Im Übrigen hat Bernadine auch das Jugendamt betrogen. Abgesehen von Lukas und Jimi sind ihre Pflegekinder auf irgendeine Weise mit ihr verwandt, meist waren es Nichten und Neffen. Trotzdem hat sie all die Jahre den Pflegesatz für Vollwaisen kassiert. Für Lukas mit seiner Behinderung gab es besonders viel Geld, eintausendvierhundertachtzig Dollar im Monat, weil er ja spezielle Hilfen brauchte.«
    Spezielle Hilfen? Lukas schluckte. Nach dem, was er gerade über Bernadine erfahren hatte, wurde ihm klar, dass die Dollars, die Jimi ihm regelmäßig zugesteckt hatte, nicht von ihr gekommen waren – jedenfalls nicht in den letzten Jahren. Bernadine Jumping Eagle war ein Monster. Sie hatte sich an ihm und den anderen bereichert, hatte ihre Pflegekinder benutzt und geduldet, was Tyrell von den Mädchen verlangte.
    Roter Zorn regte sich in seinem Inneren und auf einmal wusste er, wie es war, wenn man aus tiefstem Herzen hasste.
    »Bernadine hat ihre eigenen Nichten und Neffen für ihre Drogengeschäfte benutzt?«, fragte Sim entgeistert.
    »So sieht es aus.« Officer Lone Elk nickte.
    »Wie lange ging das schon so?«, wollte Jo wissen.
    »Ein paar Jahre, nachdem Bernadine mit ihren Pflegekindern in das Haus in Manderson gezogen war, fing es an. Zuerst hat sie sich als Bootleggerin betätigt, hat Alkohol in großen Mengen ins Reservat geschmuggelt. Später hat sie mit Marihuana gehandelt und vor ungefähr drei oder vier Jahren ist sie ins Kokaingeschäft eingestiegen.«
    Jo gab einen ungläubigen Seufzer von sich. »Ich begreife das einfach nicht.«
    »Sie hat den Hals nicht vollkriegen können«, bemerkte Michael.
    In Lukas’ Kopf kreisten die Gedanken. Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern, ob er in den vergangenen Jahren irgendetwas bemerkt und es verdrängt hatte. Weil er Jimi nicht verlieren wollte und sein Zuhause auch nicht. Doch er kam zu keinem Ergebnis. Es war zu viel für ihn. Er fühlte sich gefangen in seiner Dunkelheit und am liebsten hätte er seine Panik herausgeschrien.
    »Alles in Ordnung, Luke?«, fragte Lone Elk.
    Lukas nickte. Er versuchte, sich zu beruhigen.
    »Das FBI wird dich später noch vernehmen wollen«, sagte Chief Lamotte. »Und mit Sicherheit wirst du vor Gericht aussagen müssen. Aber niemand kann von dir erwarten, dass du dich selbst belastest.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Es ist in Ordnung.« Er hatte sich wieder unter Kontrolle.
    »Wenn du psychologische Betreuung brauchst, Luke«, sagte Officer Lone Elk mit verlegener Stimme, ». . . nun ja, das FBI hat da eine Psychologin, die…«
    Hastig schüttelte Lukas den Kopf. »Danke, aber ich komme klar. Ich bin ja nicht alleine.« Er versuchte ein Lächeln und hoffte, dass es auch eines war.
    »Wir kümmern uns um Luke«, bestätigte Jo. »Und auch um Jimis Beerdigung.«
    »Sein Leichnam wird morgen freigegeben«, sagte der Chief.
    Lukas horchte auf. »Wohin wird er gebracht?«
    »Nach Pine Ridge, in Rusty Kellers Beerdigungsinstitut. Dort müsst ihr auch die Formalitäten erledigen, dann könnt ihr ihn abholen.«
    Eine schwere Last legte sich auf Lukas’ Schultern und drückte ihn beinahe zu Boden. Wie sollte er die nötige Willenskraft aufbringen, um all die Dinge zu erledigen, die jetzt getan werden mussten?
    »Wir kümmern uns«, sagte Jo mit fester Stimme. »Jimi hat Mist gebaut, großen Mist, aber er war kein schlechter Mensch und er war Lukas’ Freund. Er hat ein ordentliches Lakota-Begräbnis verdient.«
    Lukas atmete auf. Aber er spürte nicht nur Erleichterung, denn ein ordentliches Lakota-Begräbnis war zweifellos eine Nummer zu groß für ihn. Das würde er niemals auf die Beine stellen können und bezahlen schon gar nicht.
    Jo schien seine Gedanken zu erraten. »Keine Sorge, Luke«, sagte sie. »Ich meine ein ordentliches Lakota-Begräbnis im kleinen Kreis. Nur wir und Henry. Und natürlich jeder, den du noch dabeihaben möchtest. Geht das in Ordnung?«
    »Ja«, sagte er. Und dachte,

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