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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sagt?«, fragte sie und verschränkte die bleichen Arme vor der Brust. Sie hatte blau lackierte Fingernägel und an ihren Handgelenken baumelte ein Gewirr aus zerschlissenen Armbändern mit metallenen Anhängern, die leise klimperten. Sie starrte auf Jimis tätowierten Arm, als wäre er eine Boa constrictor.
    »Gar nicht.« Inzwischen war er leicht genervt. »Du kannst mitkommen oder hier versauern, ganz wie du willst.«
    Was natürlich großer Blödsinn war. Jo würde ihm den Kopf abreißen, wenn er ohne ihre Nichte zum Horse Hill zurückkäme. Die Kohle, die er dringend brauchte, könnte er in den Wind schreiben und er würde natürlich auch keinen anderen Job mehr von Simonas Tante bekommen.
    Lukas schnaubte leise neben ihm, sein Griff an Jimis Schulter wurde fester.
    »Ach kommt schon, ich hab bloß Spaß gemacht«, sagte er mit versöhnlicher Stimme. »Sehen wir etwa nicht aus wie ein Empfangskomitee?« Er breitete seine Arme aus und setzte sein charmantestes Lächeln auf. Offenbar gehörte dieses deutsche Mädchen nicht zu denen, die Indianer toll finden, was, das musste er zugeben, eine völlig neue Erfahrung für ihn war.
    Es war nicht das erste Mal, dass er jemanden für Jo vom Flughafen abholte. Einige ihrer Gäste waren schon bei der Ankunft mit indianischem Schmuck behängt wie Weihnachtsbäume mit Lametta und begannen meist sofort, über ihre Leidenschaft für die Kultur der amerikanischen Ureinwohner zu reden. Manchmal konnte Jimi sich das Lachen über ihre Bemühungen, nicht in eins der vielen kulturellen Fettnäpfchen zu treten, kaum noch verkneifen.
    Er erinnerte sich an die kleine blonde Lehrerin aus Österreich mit dem üppigen Vorbau und den Angelina-Jolie-Lippen, die er noch in der Kurve hinter der Rockyford-Schule in Jos Pick-up flachgelegt und ihr damit zu ihrer ersten spirituellen Erfahrung im Reservat verholfen hatte.
    Doch Jos Nichte sah nicht so aus, als ob sie sich überhaupt etwas aus spirituellen Erfahrungen machte. Finster starrte sie auf das Laufband, wo jetzt eine große, mit Aufklebern bekleisterte Reisetasche auftauchte.
    Sie beugte sich vor, aber Jimi war schneller. »Gehen wir?« Triumphierend hielt er ihre Tasche in der Hand.
    Simona warf ihm einen müden und frustrierten Blick zu. »Wie lange fahren wir denn bis zu meiner Tante?«
    »Anderthalb Stunden. Warum?«
    »Ich muss mal.«
    Jimi deutete nach rechts, wo sich in einem Gang die Toiletten befanden. Simona schien ihm immer noch nicht zu trauen, denn ihr Blick lag lauernd auf seiner Hand, die ihre Tasche festhielt.
    »Willst du die lieber mitnehmen?« Langsam brachte ihn ihr Verhalten auf die Palme.
    Auf einmal gab sich das Mädchen geschlagen und verschwand in Richtung Toilette. Erleichtert atmete Jimi aus.
    »Was hat sie denn?«, fragte Lukas.
    »Ganz einfach: Sie traut uns nicht.«
    Lukas’ rechte Hand tastete wieder nach Jimis Schulter. »Ich würde dir auch nicht trauen, wenn ich ein Mädchen wäre«, sagte er. »Sei einfach ein bisschen netter zu ihr, Champ. Sie ist seit was weiß ich wie vielen Stunden unterwegs und bestimmt furchtbar müde.«
    Typisch Luke, dachte Jimi. Er hatte immer für alle und alles Verständnis. »Müde kann sie ja von mir aus sein«, entgegnete er. »Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie zickig ist.« Von Jos Nichte hatte er sich einfach mehr erwartet – in jeglicher Hinsicht. Jo Klinger war die einzige weiße Frau im Reservat, die er respektierte.
    »Du bist ja bloß frustriert, weil sie dich nicht anhimmelt.«
    Jimi stieß empört Luft durch die Zähne. »Wohl kaum.«
    Ein paar Minuten später kam Simona von der Toilette zurück. Ihr Blick hellte sich auf, als sie Jimi und Lukas und vor allem ihre Tasche sah. Verdammt, was ging der eigentlich im Kopf herum? Glaubte sie etwa, dass Lukas und er mit ihren schrägen Klamotten abhauen würden, um sie bei Ebay zu versteigern?
    »Sie kommt«, raunte Jimi und Lukas setzte wieder sein Lächeln auf, das das Herz jeder Schwiegermutter zum Schmelzen gebracht hätte.
    »Hoka hey!«, sagte Jimi mit einem lautlosen Seufzer, als das Mädchen wieder bei ihnen angelangt war. »Auf geht’s, Simona! Deine Tante wartet.«
    »Sim«, sagte sie.
    »Wie?« Irritiert sah Jimi sie an.
    Sie nahm ihm das Pappschild aus der Hand und verdeckte mit ihrer klimpernden Rechten die letzten drei Buchstaben ihres Namens. »Nur Sim, okay?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Meinetwegen.«
    Vor dem Flughafengebäude stellte Jimi Sims Tasche ab und zog die selbst gedrehte Zigarette

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