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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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tut mir leid«, sagte Brandon und seine Stimme war fast nicht zu hören. »Ich bin in Gedanken gewesen.«
    Ich bückte mich nach den Salbeizweigen, die er fallen gelassen hatte, hob sie auf und gab sie ihm. Brandon starrte auf die Äste mit den kleinen, pelzigen Blättern und drehte sie in der Hand.
    Ich half, Zweige von den Büschen zu brechen. Als wir beide je einen Arm voll gepflückt hatten, machten wir uns endlich auf den Weg.
    Red Deer erwartete uns neben dem Feuer. »Das ist genug Salbei«, sagte er nur und wir legten das Kraut neben der Tür der Schwitzhütte ab.
    »Was muss ich tun?«, fragte Brandon gefasst.
    »Leg deine Kleidung ab.«
    Mit den Händen am geöffneten Gürtel, drehte sich Brandon wieder zu uns. Fast erwartete ich, dass er sich weigern würde. Ein Schauder durchlief seinen Körper, er holte tief Luft, dann zog er sich hastig aus.
    Red Deer entzündete ein Bündel Salbei am Feuer und trat zu Brandon. Ein Adlerflügel diente ihm als Fächer, um den Qualm in die richtige Richtung zu wedeln. »Reibe deine Haut damit ab, es wird dich reinigen.«
    Brandon schöpfte den Rauch mit hohlen Händen und verteilte ihn auf seiner Haut.
    Ich setzte mich an das Feuer und beobachtete die beiden Männer aus einiger Distanz bei ihren Vorbereitungen. Der alte Indianer stimmte eine leise Melodie an. Ich konnte fühlen, wie die Erde ihre Aufmerksamkeit auf den Sprecher richtete. Seine Worte besaßen Kraft. Red Deer wuchs vor meinem inneren Auge und aus dem kleinen, alten Mann wurde eine Lichtgestalt, ein magisches Wesen. Der Zufall hatte mich ausgerechnet zu einem echten Medizinmann geführt. Oder war es gar kein Zufall? War es Bestimmung, wie der Alte behauptete?
    Ich rutschte näher ans Feuer. Die sternenklare Nacht war kalt. Brandon schien nicht zu frieren. Zögernd betete er mit Red Deer, und die Worte taumelten nur so aus seinem Mund. Er ließ es zu, dass der Alte ihm den Rücken mit einem Bündel Kräuter rieb, und dabei wurden seine Worte immer flüssiger, wurden melodischer, kraftvoller.
    Brandon betete und es war kein reines Nachahmen mehr, er betete in der Sprache seines Volkes und die Worte kamen aus tiefstem Herzen.
    Red Deer schien zufrieden. Er streifte eilig seine eigene Kleidung ab und reinigte auch sich mit dem ätherisch duftenden Kraut, dann bedeutete er Brandon, in die Schwitzhütte zu gehen.
    Es war keine Rede mehr davon, dass ich ihnen folgen und an dem Ritual teilnehmen sollte, aber ich wollte es auch nicht. Red Deer kam zu mir an das Feuer und griff nach einer Geweihschaufel, die bislang von mir unbemerkt in Sand gelegen hatte. Mit einem Stock schob er einige Steine aus dem Feuer und bugsierte sie auf den geschwärzten Knochen, dann folgte er Brandon in die Schwitzhütte.
    Augenblicke später zischte Wasser, das auf glühende Steine traf, und dann begannen die Gebete aufs Neue. Der melodische Singsang, in den sich bald auch Brandons Stimme mischte, schwoll an und ab. Das war der Puls dieses Landes, seine Seele.
    So hatte diese Welt geklungen, bevor Columbus einen Fuß auf einen abgelegenen Strand setzte und damit den Grundstein für einen beispiellosen Völkermord gelegt hatte. Scham stieg in mir auf. Ich schämte mich für meine Vorfahren und die Arroganz der Weißen. Kurz fragte ich mich, ­warum ich mich schämte, ich, der damit nichts zu tun hatte. Ich wusste es. Die Schuld der anderen weckte Erinnerungen an all die Menschen, die ich in meinem Blutdurst getötet hatte und die wie eine schweigende, mahnende Menge auf mich warteten.
    So viele Tote. Würde ich dafür bezahlen müssen? Brandon saß dort drinnen, schwitzte und betete.
    Ich betete nicht, ich betete niemals. Ich war ohne Gott groß geworden. Würde ich dennoch von einem gerichtet werden? Ich hoffte nicht. So viele Leben, die ich vernichtet hatte. Es ging mir nicht aus dem Kopf. Wenn es einen Gott gab, einen Großen Geist, dann, so tröstete ich mich, hat er auch bestimmt, dass es uns Vampire gab und dass wir jagten. Ich würde mich genauso wenig verantworten müssen wie Wölfe, Löwen oder all die anderen Raubtiere dieser Welt.
    Beten? Zu wem sollte ich beten? Brandon schien sein Glaube nicht einzuschränken. Mein Meister Curtis war in seinem sterblichen Leben ein christlicher Ritter gewesen, jetzt konnte ihn Weihwasser zur Unkenntlichkeit verbrennen. Christina hatte seit ihrer Verwandlung keine Kirche mehr betreten, der Anblick von Kreuzen schmerzte sie.
    Wenngleich ihre Religion Vampiren feindlich gesonnen war, hatten

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