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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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und öffnete die Haustür. Warmer Kuchenduft trieb uns entgegen. Apfel und Zimt.
    Drinnen wurden wir von Cloud herzlich begrüßt. Ihr Mondgesicht strahlte. Takoda stellte uns vor, und seine Tochter drückte Amber und Christina ans Herz wie alte Freundinnen. Das kleine Wohnzimmer war nicht wiederzuerkennen. Es war aufgeräumt und auf einem kleinen Tisch stand mitten in der Nacht Kaffeegeschirr.
    »Woher wussten Sie, dass wir kommen würden?«, fragte Amber erstaunt.
    »Mein Vater weiß solche Dinge einfach«, sagte Cloud und rieb fröhlich ihre dicken Finger aneinander. »Setzt euch, bitte.«
    Christina entdeckte den Kaffeetisch und zog die Stirn kraus. Es war für sechs gedeckt. »Ich … wir …«, begann sie unsicher und blickte sich hilfesuchend nach mir um.
    Cloud verschwand kurz in der Küche, kam mit dem Kuchen zum Tisch und schien ganz mit sich zufrieden.
    »Keine Sorge, Vater hat mir erzählt, was ihr seid. Aber ich dachte, es sei unhöflich, direkt nur für drei zu decken. So sieht es doch auch schöner aus.«
    Ich hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit, lächelte und setzte mich.
    »Auf jeden Fall sind wir sehr dankbar für eure Gastfreundschaft.«
    »Gerne«, erwiderte Cloud, »wir bekommen selten Besuch von so weit her.«
    Sie zupfte ein paar Blumen in der Vase zurecht und benahm sich in allem so, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, um zwei Uhr nachts Vampire zum Kaffee einzuladen.
    Wir setzten uns.
    Während Cloud Kuchenstücke verteilte und Kaffee in drei Tassen goss, beobachtete mich Red Deer.
    »Es ist dir also gelungen, ihn zu befreien, wie ich erwartet habe«, sagte er dann.
    »Ja, aber ich fürchte, für seine Seele sind wir zu spät gekommen.«
    Der Alte nickte verständnisvoll, und Amber stieß mich mit dem Knie an. »Wie viel weiß er?« , fragte sie still.
    »Keine Ahnung« , gab ich in Gedanken zurück. »Wie viel wissen Sie … weißt du von dieser Geschichte, Takoda?«
    »So viel, wie du mich hast sehen lassen«, meinte er und schob sich ein Stück Kuchen in den Mund. Er schloss genießerisch die Augen. »Perfekt, meine Tochter, wie immer.«
    Auch von Amber ertönte ein Lob für Cloud.
    Christina fühlte sich hingegen sichtlich unwohl. Man konnte ihr anmerken, wie gerne sie Kuchen gegessen und Kaffee getrunken hätte. Zudem saß sie zum ersten Mal mit einem Menschen zusammen, von dessen Blut sie getrunken hatte. Hin und wieder ertappte ich sie dabei, wie ihr begehrlicher Blick auf Clouds Handgelenken oder gar auf deren Kehle ruhte.
    »Warum wolltest du, dass wir wiederkommen?«, fragte ich. »Ihr habt durch uns Leid erfahren. Ich verstehe nicht, warum ihr so freundlich zu uns seid.«
    Der alte Indianer musterte mich. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht.
    »Ich habe sogar lange auf eure Ankunft gewartet. Meine Träume waren nicht sehr genau, und ich habe sie in all den Jahren nicht verstanden, aber jetzt verstehe ich.«
    In diesem Moment wurde die Klinke heruntergedrückt. Die Tür öffnete sich langsam. Brandon kam herein, schaute sich vorsichtig um und trat dann zu uns an den Tisch. Schweigend setzte er sich auf den freien Platz.
    Ich stand auf, schloss die Tür, die er offen gelassen hatte, und setzte mich wieder. »Erzähl ruhig weiter«, bat ich. »Die Träume, die du hattest, was ist damit?«
    Red Deer musterte Brandon, der mit gesenktem Kopf und im Schoß gefalteten Händen dasaß. Seine Haare waren nach vorne gerutscht und verbargen zum Teil sein Gesicht.
    »Wakan Tanka, der Große Geist, schickte mir die ersten Träume, als ich für ihn tanzte, vor drei Jahren, zu Mittsommer. Es war mein letzter Sonnentanz. Vier hatte ich nach dem Tod meiner Frau gelobt und das war der vierte.«
    Ich spürte, wie Brandon neugierig wurde. Red Deers Worte lockten ihn aus dem Abgrund, in dem seine Seele hauste.
    »Die Träume sprachen von einem Geist in menschlichem Körper, einem, der die Sonne fürchtet, und der tot ist und doch neu geboren wird. Ich habe diese Vision nicht verstanden. Ich habe weise Männer und Frauen der Lakota und ­Navajo befragt, aber keiner konnte die Zeichen deuten. Und dann kamst du und mir wurde vieles klarer.«
    »Und deshalb sind wir hier?«, fragte ich ungläubig. »Wegen etwas, das du beim Tanzen geträumt hast?«
    »Der Sonnentanz ist nicht irgendein Tanz, Julius!«, stieß Brandon plötzlich hervor. »Es ist eine heilige Zeremonie, das höchste Opfer, das ein Mensch dem Großen Geist darbringen kann.«
    Red Deer lächelte. »Euer

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