Julius Lawhead 2 - Flammenmond
verlangsamte sich. Merkwürdigerweise schien sie der Gedanke an einen Kampf zu beruhigen. Ich wandte mich wieder Claudine Galow zu und nahm das Schwert aus ihren Händen entgegen.
»Ich danke Ihnen. Kann ich noch einmal mit meinem Vampir sprechen, bevor ich das Urteil vollstrecke?«, fragte ich.
Die Jägerin machte eine einladende Handbewegung. »Aber nur kurz. Machen Sie es sich nicht noch schwerer.«
Ich trat zu Brandon, hockte mich vor ihm ins hohe Gras und balancierte die Henkerswaffe auf den Knien. Wie schnell sich doch alles ändern konnte.
Seit meinem Aufbruch aus L.A. hatte ich nichts anderes im Sinn gehabt, als Brandon zu befreien und sein Leben zu retten, jetzt sollte ich alles mit einem Schwertstreich beenden. »Sieh mich an, Brandon«, bat ich.
Sein Blick war ruhig. Kein Zweifel lag darin.
»Warum hast du es getan?«
»Weil Coe es wollte«, antwortete er mit belegter Stimme und drehte den Kopf weg. »Ich konnte nicht mehr gegen ihn ankämpfen, und ich wollte auch nicht mehr.«
Ich überlegte, wann der Mord geschehen war. Es musste die Nacht gewesen sein, in der Coe ihn zum ersten Mal wieder vergewaltigt hatte.
»Er hätte mich nie gehen lassen, Julius. Ich habe das Mädchen umgebracht, weil es sein Befehl war und weil ich wusste, die Jägerin würde dann kommen und mich erlösen, deshalb habe ich dir auch gesagt, wo du die Leichen findest, und das Videoband nicht zerstört. Ich war mir sicher, du würdest den Rat benachrichtigen.«
»Dann hast du nie geglaubt, dass wir dich retten würden?«, fragte ich entsetzt. »Dann hast du gemordet, damit dich jemand hinrichtet und du nicht mit Coe leben musst?«
»Ja«, würgte Brandon hervor. »Ja, das habe ich. Töte mich und verzeih mir, wenn du kannst.«
Ich stand auf und drehte mich nach Claudine um. Sie hatte unser Gespräch mit angehört, aber sie verzog keine Miene. Brandon streifte sein Haar nach vorne und entblößte seinen Nacken für die Klinge. Ich zog das Schwert und ließ die Scheide fallen, dann nahm ich neben Brandon Aufstellung.
Ich wusste noch immer nicht genau, wie ich es anstellen sollte. Etwas musste geschehen, und zwar bald!
Ich fühlte Claudines Blick auf mir ruhen, nein, ich fühlte die Blicke aller Anwesenden auf mir ruhen. Die Jägerin machte einen Schritt nach vorne, und ich riss das Schwert hoch. In diesem Augenblick schrie Christina.
Seit die Jägerin aufgetaucht war, hatte ich keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet. Jetzt sprang sie mit einem Satz vom Pferd und rannte auf uns zu.
Für einen Moment waren alle abgelenkt. Claudine stürzte an mir vorbei, um Chris aufzuhalten. Hätte ich Brandon wirklich enthaupten wollen, wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt gewesen.
Ich hörte die beiden Frauen zusammenprallen, holte aus und schleuderte das Schwert so weit von mir, wie ich konnte. Es verschwand wie ein blitzender Stern in der Dunkelheit.
»Weg!«, schrie ich. »Aufs Pferd, Brandon!« Ich nutzte die ganze Macht meiner Stimme, und er konnte nicht anders, als mir zu gehorchen.
Im gleichen Moment rannte ich bereits auf Claudines Dienerin zu. Sie saß noch immer hoch zu Ross. Die Frau hob die Waffe und ziele auf Amber, die sich sofort vom Pferd gleiten ließ. Im selben Moment rammte ich das Reittier der Dienerin mit voller Wucht. Schulter gegen Schulter. Das Pferd schrie erschrocken auf und taumelte. Ein Schuss löste sich, und die Wucht meines Angriffs riss uns alle drei zu Boden. Ich lag auf dem Pferd, Claudines Dienerin halb darunter. Ich riss der schreienden Frau die Pistole aus der Hand, versetzte ihr einen Schlag mit dem Knauf und warf die Waffe weit weg. Das Pferd kämpfte unter mir, um wieder hochzukommen.
Hufschläge donnerten in der Dunkelheit und wurden leiser.
Brandon preschte davon, aber auch Claudine war aufgesessen. Die beiden jungen Indianer versuchten sie aufzuhalten, doch die Jägerin ritt die Männer einfach nieder.
Ich ließ das Pferd aufstehen, sprang in den Sattel und trieb es in einen halsbrecherischen Galopp. Claudine durfte Brandon nicht bekommen, auf keinen Fall!
Amber lag noch immer im Gras. Der Schuss hatte sie nur gestreift, doch ihr Pferd war getroffen.
Die drei Reiter waren bereits von der Nacht verschluckt worden. Hufschlag verhallte in der Ferne.
»Chris?«
Amber richtete sich auf und sah die beiden jungen Indianer bei der Vampirin knien. Etwas stimmte dort ganz und gar nicht. Sie presste eine Hand auf ihren blutenden Oberschenkel und stand auf. Der Streifschuss brannte wie
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