Julius Lawhead 2 - Flammenmond
empfangen.«
»Zeigen Sie mir die Papiere«, forderte ich mit wachsender Verzweiflung. Wie sollte ich ihn jetzt noch retten? »Ich will die Urkunde lesen, bitte.«
Claudine blickte mir in die Augen und nickte. »Es sieht nicht so aus, als bestünde Gefahr zur Flucht. Sie waren es doch, der den Fall Eliza Laszra für mich übernommen hat?«
»Ja.« Aber was interessierte mich die Hinrichtung in Phoenix?
»Ich habe Ihnen noch nicht danken können. Ich achte Sie als Jäger, Mr Lawhead, Ihr Ruf ist einwandfrei. Ich denke, dass Ihr Sinn für Gerechtigkeit über persönliche Sympathien erhaben ist.« Mit diesen Worten hängte sie das Schwert an den Sattel, drehte mir den Rücken zu und zog ein Dokument aus der Tasche.
Es war eine Hinrichtungsurkunde, und der Name, der darauf stand, ließ keinen Zweifel zu. Für den Mord an einer jungen Frau, hieß es dort, in der Nacht geschehen, als Coe die Tankstelle überfallen hatte. Ich war davon ausgegangen, dass Coe immer noch den letzten Herzschlag der Opfer für sich forderte, wie er es früher getan hatte. Damit wäre Brandon zwar dem Vorwurf der quälerischen Jagd schuldig gewesen, aber solche Fälle kamen für gewöhnlich nicht vor Gericht, sondern wurden durch den eigenen Meister bestraft.
»Sie haben uns auf diese Spur gebracht und die entscheidenden Hinweise geliefert, Mr Lawhead.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das war nicht ich, das hat Brandon selbst getan.«
»Dann war er sich anscheinend von vornherein seiner Schuld bewusst. Wir haben einen Film gefunden. Es gab eine Videokamera, die den Überfall aufgezeichnet hat. Der Mord ist deutlich zu erkennen.«
Und als wäre es noch nicht schrecklich genug, hielt sie plötzlich einen BlackBerry in der Hand und zeigte mir auf dem kleinen Bildschirm, was in dem Laden der Tankstelle geschehen war:
Die Vampire stürmten gleichzeitig durch Vorder- und Hintertür hinein. Coe, ich vermutete zumindest, dass er es war, griff ein kleines Kind und warf es durch den halben Raum. Von da an herrschte auf dem Bildschirm ein einziges Chaos. Brandon war durch seine langen, dunklen Haare gut zu erkennen. Erst schien er wie betäubt herumzustehen, während die Menschen an ihm vorbeiliefen, doch dann ging eine Veränderung mit ihm vor. Er fasste nach einem jungen Mädchen und biss es. Mehr musste ich nicht sehen. Ich konnte mir denken, wie der Film endete. Ich hatte das Ergebnis dieses Massakers noch deutlich vor Augen.
Claudine Galow steckte den BlackBerry weg und schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Also, Mr Lawhead, ich bin mit vollem Recht hier.«
Ich nickte langsam und blickte zu Brandon. Seine breiten Schultern waren reglos, ich roch keine Angst. Er war schuldig. Er wusste es und er war bereit dafür zu sterben.
»Möchten Sie es selbst durchführen?«, fragte die Jägerin und löste das Schwert vom Sattel.
Ich war wie gelähmt.
Ich horchte in mich hinein und fand die Magie schweigend. Der Eid, der uns verband, besagte nicht nur, dass Brandon unter meinem Schutz stand. Er verpflichtete mich auch, meinen Vampir zu strafen, wenn er gegen die Regeln des Codex verstieß. Mit dem Mord hatte Brandon die Entdeckung unserer Art riskiert. Der Tod eines Menschen wog in Zeiten genetischer Fingerabdrücke und anderer Hightech-Verfahren fast schwerer als der Mord an einem Artgenossen.
Die Jägerin hielt mir das Schwert hin und wartete.
»Tu du es, Julius«, sagte Brandon plötzlich. »Ich habe meine Seele gereinigt und bin bereit zu gehen, erweise du mir die Ehre.«
Ich wandte mich zu Amber. »Versuch nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen, sie würde es merken. Hör einfach zu. Ich soll ihn hinrichten« , erklärte ich still und verbarg meine Gedanken, so gut es ging.
Amber gehorchte. Sie strich ihrem Pferd beruhigend über die Flanke und ließ die dunkelhaarige Dienerin der Jägerin nicht aus den Augen. Offensichtlich hielt diese noch immer die Pistole in der Hand, aber ich konnte die Waffe von meiner Position nicht mehr erkennen.
»Wenn sie die Waffe auf dich richtet, tu nichts, falls sie gesenkt ist, mach weiter.«
Amber streichelte das Pferd weiter und tätschelte es jetzt auf der Halsseite, die in meine Richtung zeigte. Die Pistole war also nicht mehr auf sie gerichtet. Ich fühlte ihr Herz rasen, sie hatte Angst, aber vor allem war sie wütend.
»Sobald ich mit dem Schwert aushole, lässt du dich vom Pferd fallen und bleibst liegen, ganz gleich, was passiert.«
Ich spürte, dass sie mich verstanden hatte. Ihr Puls
Weitere Kostenlose Bücher