Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Feuer.
»Was ist mit ihr?«, schrie Amber und humpelte durch das hohe Gras.
Yiska drückte eine Hand auf Christinas Brustkorb. »Sie hat keinen Puls und sie atmet nicht. Ist sie tot? Was sollen wir machen?«
Amber ließ sich neben die Vampirin fallen und schob die Hand des Indianers fort. Christinas Herz schlug tatsächlich nicht mehr, und sie war eisig kalt. So schnell konnte doch niemand auskühlen, der gerade noch täuschend lebendig gewesen war, oder?
Aber da war noch etwas Leben. Das Fünkchen, das Vampire auch während des Tages im Körper hatten, leuchtete auch jetzt wie eine winzige Flamme. Julius hätte genau gewusst, was jetzt zu tun war, aber Julius war nicht da. »Ich glaube, man hat ihr die ganze Lebensenergie geraubt. Wir könnten es mit Blut versuchen.«
Die beiden Indianer beratschlagten sich kurz in ihrer Sprache, dann zog der, dessen Namen Amber nicht kannte, ein Messer. »Ich mache es, Yiska hat schon Blut gegeben.«
»Gut, nimm eine Stelle, die wir leicht abbinden können«, sagte Amber schnell und drehte sich um. Ihr Pferd stand mit hängendem Kopf da, Blut tropfte aus den Nüstern. Wie in Zeitlupe knickten die Beine weg und es fiel auf die Seite.
Was war mit der Dienerin der Jägerin geschehen? Es war alles so schnell gegangen. Amber hatte bereits am Boden gelegen, als ihr klarwurde, dass Julius offenbar die Reiterin angegriffen und auch das Pferd umgestoßen hatte.
Da der Vampir auf dem Tier davongeprescht war, musste die Dienerin noch da sein. Amber schaute sich um. Dort, wo der Kampf stattgefunden hatte, lag jemand im Gras und rührte sich nicht.
»Yiska, kannst du nachsehen, was mit der Frau ist? Wenn sie noch lebt, such sie nach Waffen ab, fessel sie und bring sie her.«
Der Indianer, der seinem Freund bis dahin geholfen hatte, Christina Blut einzuflößen, nickte kurz und stand auf.
»Sie lebt!«, rief er kurz darauf und Amber war schrecklich erleichtert. Was wäre passiert, wenn Julius sie umgebracht hätte? Wahrscheinlich war so etwas auch ein Grund für ein Todesurteil.
KAPITEL 40
Die Hufe donnerten im ewig gleichen Rhythmus. Mein Pferd galoppierte mit langgestrecktem Hals. Es atmete schwer und sein Fell war schweißnass. Die halsbrecherische Verfolgungsjagd würde nicht mehr lange gutgehen. Das Tier war fast am Ende seiner Kräfte, und wir hatten die Jägerin noch immer nicht eingeholt. Ich konnte Claudine ausmachen, aber Brandon war irgendwo vor ihr in der Dunkelheit und hatte sich so tief über sein Pferd gebeugt, dass man Tier und Reiter nicht voneinander unterscheiden konnte. Die Jägerin hatte schon mehrfach geschossen. Wir rasten durch ein Dickicht aus Sträuchern, als sie es wieder versuchte. Der Schuss krachte und diesmal klang der Aufschlag dumpf. Claudine hatte getroffen. Brandons Pferd keuchte und brach zusammen. Äste splitterten unter seinem Gewicht.
Verzweifelt trieb ich mein Tier ein letztes Mal an und zog mein Messer. Es war die einzige Waffe, die ich dabeihatte. Claudine dicht auf den Fersen, galoppierte ich an Brandons Schecken vorbei, der sich in seinem Blut wälzte. Fußspuren führten von ihm fort, Hufspuren überdeckten sie.
»Claudine, nicht, bitte!«, schrie ich.
Brandon hatte keine Chance, nicht gegen eine berittene Jägerin. Das Dickicht war meterhoch. Wir befanden uns in einem ausgetrockneten Flussbett, ich konnte nichts erkennen, aber fühlen konnte ich sie.
Die Energie der Vampirin leuchtete hell wie eine Flamme. Sie bewegte sich nicht und Brandon rührte sich plötzlich auch nicht mehr. Sie hatte ihn gestellt!
Ich schlug meinem Pferd die Hacken in die Flanken und zwang es durch die Mimosenbüsche. Die Dornen waren rasiermesserscharf. Mit einem Sprung lösten wir uns aus dem Gestrüpp, und dann erblickte ich die Jägerin vor mir. Ihr Pferd tänzelte. Sie richtete ihre Pistole nach unten. Brandon lag keuchend im Sand. In seinem Rücken stak ein Messer.
Alles geschah im Bruchteil einer Sekunde. Der Kopf der Jägerin schnellte herum, als ich aus dem Dickicht gestürmt kam. Sie hatte nicht genug Zeit, um die Waffe zu heben. Ich nahm all meine Magie zusammen und schleuderte sie ihr entgegen. Sie schrie. Ich sah ihr erschrockenes Gesicht, als mein Pferd in vollem Lauf gegen ihres prallte, und wir alle zu Boden gingen.
Für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen, doch dann waren da Sand, schlagende Hufe und eine wütend fluchende Claudine Galow. Ich sprang auf und war mit wenigen Sätzen aus ihrer Reichweite. Ihre Pistole konnte ich
Weitere Kostenlose Bücher