Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
führt sportliche Betätigung dazu, dass bestimmte Gehirnareale, wie Hippocampus und Teile der Großhirnrinde, hier vor allem im Stirn- und Schläfenlappen, wachsen und damit ein altersbedingtes Schrumpfen dieser Gehirngebiete kompensiert werden kann. Für diesen Effekt spielt wohl die Neurogenese im Hippocampus eine Rolle, ebenso aber auch das Wachstum einzelner Nervenzellen durch Nervenwachstumsfaktoren. Das allein schützt zwar nicht vor einer Demenz, aber es steht mehr Gehirnkapazität zur Verfügung, um die Effekte des Alzheimer bedingten Nervenzellenabbaus auszugleichen.
Hinzu kommt ein Begleiteffekt der körperlichen Aktivität: Wir nehmen ab. Und auch dies wirkt sich positiv auf unser Gehirn aus. Da die schädigenden Effekte der Amyloid-Plaques im Gehirn durch Entzündungsreaktionen verstärkt werden, sind erhöhte Werte von Entzündungsmediatoren im Blut schädlich. Und genau hier kommt das Fettgewebe, insbesondere im Bauch- und Hüftbereich, ins Spiel: Es verstärkt die Konzentration von Entzündungsmediatoren im Blut und begünstigt damit indirekt das Auftreten der ersten Symptome der Alzheimer-Erkrankung (siehe Kapitel 7). Es sei daran erinnert: Wer schon vor dem 50. Lebensjahr einen BMI von über 30 hat, verdoppelt sein Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Durch regelmäßige sportliche Tätigkeit vermindert sich auch das Schlaganfallrisiko, und zwar um bis zu 50 %, wohl vor allem durch die bessere Durchblutung der Mikrokapillaren im Gehirn und die Stärkung des Blutkreislaufsystems. Und auch hier wirkt sich der Begleiteffekt des Abnehmens positiv auf die Wahrscheinlichkeit, einen Infarkt zu erleiden, aus: Denn wer übergewichtig ist, hat meist einen hohen Cholesterinspiegel, der wiederum das Schlaganfallrisiko erhöht. Aber nicht die Cholesterinmenge im Blut ist entscheidend, sondern wie es im Blut gebunden vorliegt. Mit Hilfe des Transportproteins LDL (low density lipoprotein) wird Cholesterin zu den Organen hin transportiert; bei diesem Prozess kann es immer wieder an die Blutgefäßwände abgegeben werden, wo sich dann Ablagerungen bilden, die die Blutgefäße verengen (Arteriosklerose). HDL (high density lipoprotein) wirkt dem entgegen, indem es überschüssiges Cholesterin aufnimmt. Entsprechend ist es von Vorteil, viel HDL -gebundenes und vergleichsweise wenig LDL -gebundenes Cholesterin zu haben. Der Quotient, den die meisten Ärzte bei einem Routine-Check-up bestimmen, sollte nach Möglichkeit unter drei liegen und in jedem Fall nicht höher als fünf sein.
Ernährung und Trinken
Weitere wichtige Maßnahmen, die unser kognitives Altern maßgeblich beeinflussen, sind unsere Ess- und Trinkgewohnheiten, und zwar schon weit vor dem 50. Lebensjahr: Generell gilt es Übergewicht zu vermeiden, vor allem Fettdepots im Bauchbereich, die Entzündungsreaktionen im Körper forcieren und auch im Gehirn über die Jahrzehnte hinweg Schaden anrichten können. Was Trinkgewohnheiten angeht, sollte man wenig Kaffee (2 bis 3 Tassen am Tag) und wenig Alkohol trinken (nicht mehr als ein Glas Wein an fünf Tagen die Woche). Allerdings sind hier geringe Mengen besser als völlige Abstinenz. Wie viele Altersstudien zeigen, ist mäßiger Koffein- und Alkoholgenuss sogar gut. Denn beide Substanzen haben eine durchblutungsfördernde Wirkung, die dazu beiträgt, kognitive Ressourcen im Gehirn möglichst lange zu erhalten.
Neben diesen langfristig angelegten Maßnahmen kann man aber selbst im Alter noch damit beginnen, seine Trink- und Ernährungsweisen zu überprüfen und zu optimieren – und erzielt damit immer noch einen messbaren positiven Effekt auf das Gehirn. Wer im Alter durch richtige Ernährung und Flüssigkeitszufuhr seine kognitiven Ressourcen optimal erhalten will, muss zunächst einmal wissen, wie sich im Laufe der Jahre die Verwertung von Nahrung und unsere generelle Körperkonstitution ändern.
Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper in seiner Zusammensetzung hinsichtlich Muskelmasse und Fettanteil: Die Muskelmasse verringert sich »zugunsten« des Fettanteils. Zusätzlich nimmt der Wassergehalt des Körpers ab. Dies wird unter anderem äußerlich sichtbar an der nachlassenden Elastizität der Haut, aber es hat auch funktionelle Konsequenzen für das Gehirn: Wenn der Körper weniger Wasser speichert und dadurch selbst weniger Wasserdepots zur Verfügung hat, muss er zur Aufrechterhaltung einer optimalen Blutversorgung des Gehirns – und damit eines optimalen Blutdruckes – regelmäßiger
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