Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
Flüssigkeit aufnehmen. Leider lässt bereits im frühen Alter durch einen Verlust von Nervenzellen im Hypothalamus, wo neben anderen Funktionen auch der Flüssigkeitsbedarf gesteuert wird, das Durstgefühl nach, so dass ältere Menschen sehr genau darauf achten sollten, wie viel Flüssigkeit sie im Laufe des Tages zu sich nehmen. Aber auch viele junge Menschen klagen darüber, eigentlich nie richtig Durst zu verspüren (außer bei starker Dehydrierung). Trinken ältere Menschen zu wenig und trocknen aus, wirkt sich das dramatisch auf die körperliche und geistige Fitness aus: Die Leistungsfähigkeit in einem IQ -Test kann bis zu 10 % abfallen, wenn der Körper dehydriert ist. Darüber hinaus kann starker Wassermangel fatale Folgen haben: Kreislaufprobleme, Kreislauf- und Nierenversagen bis hin zu Verwirrtheitszuständen und plötzlicher Bewusstlosigkeit.
Daneben verändert sich das Geschmacksempfinden deutlich, da die Anzahl der Geschmacksknospen im Mund zurückgeht. Die Veränderungen erfolgen sehr ungleichmäßig: Bitterere und saurere Geschmäcke erleben wir intensiver, süß und salzig dagegen schwächer. Erschwerend kommt hinzu, dass die »dritten Zähne« einen Teil der Mundschleimhaut überdecken und dadurch die Geschmacks- und Konsistenzwahrnehmung der Nahrung zusätzlich beeinträchtigt ist. Das Kauen wird schwieriger, die nachlassende Speichelproduktion macht den Mund trocken, und das Schlucken fällt ob der geringeren Speichelproduktion schwerer. Dadurch ist die Nahrung, vor allem Kohlenhydrate wie Zuckerverbindungen, weniger gut für die Verdauung vorbereitet und kann nicht so gut verwertet werden. Leider ist die Liste alterungsbedingter Defizite rund um die Ernährung hier noch nicht zu Ende: Im Magen-Darm-Trakt werden mit zunehmendem Alter weniger Verdauungsenzyme gebildet, was zur Folge hat, dass die Nahrung insgesamt schlechter aufgeschlossen wird und dem Körper weniger Nährstoffe über das Blut zur Verfügung gestellt werden. Das Essen verweilt länger im Magen, das Sättigungsgefühl setzt früher ein, und die verzehrten Portionsmengen werden zwangsläufig kleiner. Hinsichtlich der aufgenommenen Kalorien ist das zwar kein Problem, da es aber auch Mineralien und Vitamine betrifft, sollte man diese Stoffe bei seinen Ernährungsgewohnheiten im Blick behalten.
Glück hat, wer im Alter auf Medikamente verzichten kann – doch das dürften die wenigsten Senioren sein. In der Regel müssen mehrere Medikamente parallel eingenommen werden, und zwar inklusive aller »unerwünschten Nebenwirkungen«. Aus Ernährungssichtweise sind das Appetitverlust, Übelkeit, Mundtrockenheit und schlechtere Verwertung von Nährstoffen. Fragen Sie Ihren Arzt danach, denn welche Konsequenzen die Nebenwirkungen eines Medikaments auf die Ernährung haben, wird nicht unbedingt auf Routinebasis besprochen.
Durch die Abnahme der Muskelmasse im Alter sinkt der Energiebedarf des Körpers, denn Fettgewebe benötigt im Ruhezustand wesentlich weniger Energie als Muskelgewebe. Der Körper älterer Menschen besteht jetzt zu einem größeren Anteil aus Fett, und das wirkt sich auf den Grundumsatz aus. Das ist völlig normal, muss aber im Rahmen bleiben, damit es nicht zu einer unkontrollierten Gewichtszunahme kommt. Ein zu hoher Fettanteil, vor allem an Bauch und Hüfte, begünstigt Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, da dieses Fettgewebe vergleichsweise viele Entzündungsmediatoren freisetzt. Senioren sollten deshalb ihr Gewicht genau beobachten und bei Bedarf rechtzeitig gegensteuern. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: indem man durch regelmäßiges Fitnesstraining dem Abbau der Muskelmasse vorbeugt und damit gleichzeitig den Grundumsatz steigert oder indem man dem Körper kalorienmäßig nur das zuführt, was er tatsächlich braucht. Gradmesser für eine ausgewogene Energiebilanz ist das Körpergewicht – es spiegelt wider, ob Kalorienzufuhr und -verbrauch im Gleichgewicht sind, und sollte deshalb jeden Morgen nach dem Aufstehen gemessen werden.
Um sein Körpergewicht einordnen zu können, zieht man heute den bereits erwähnten Body-Mass-Index, kurz BMI , heran. Anhand der folgenden Tabelle kann man erkennen, wann sich das Gewicht eines Menschen im Normalbereich bewegt:
Unter,- Normal- und Übergewicht nach dem BMI (nach WHO)
Einteilung
BMI (kg/m 2 )
Untergewicht
weniger als 18,5
Normalgewicht
18,5 bis 24,9
Übergewicht
25,0 bis 29,9
Adipositas (Fettsucht)
mehr als 30
Während bei Frauen im »jungen Alter« (60. bis
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