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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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selbst wenn diese erst jenseits des 60. Lebensjahres mit einem Trainingsprogramm begonnen hatten, das nicht mehr umfasste, als dreimal die Woche bei niedriger Intensität für 45 Minuten zu trainieren. Darüber hinaus zeigten die Probanden vor allem eine Stärkung der exekutiven Funktion des Stirnlappens hinsichtlich ihrer Multitasking-Fähigkeit und Ablenkbarkeit. Sie konnten sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe länger und besser konzentrieren.
    Zwar waren die Effekte nicht so groß wie bei Menschen, die sich schon vor dem 50. Lebensjahr regelmäßig sportlich betätigten, aber sie waren deutlich besser als die einer Kontrollgruppe, die kaum sportlich aktiv war. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es nie zu spät ist, mit regelmäßiger körperlicher Bewegung anzufangen. Allerdings sollte man, bevor man Nordic-Walking-Stöcke oder ein neues Rennrad kauft, unbedingt mit seinem Hausarzt dahingehend Rücksprache halten, welchen Sport man in welchem Umfang unter Berücksichtigung des individuellen Gesundheitszustandes machen darf. Und je untrainierter man ist, desto langsamer sollte man seine Leistungsfähigkeit steigern, sonst endet jeder noch so gut gemeinte sportliche Ansatz schnell in Frustration und schlimmstenfalls sogar mit enormen Kreislaufproblemen.
    Heute vertreten viele Mediziner die Meinung, dass moderates Training sogar ein eigenständiges Heilmittel ist, wie der Journalist Jörg Blech in seinem Buch Bewegung: Die Kraft, die Krankheiten besiegt und das Leben verlängert ausführt. Hierbei geht es nicht nur darum, die Herztätigkeit zu verbessern und das Gehirn länger fit zu halten, sondern es lässt sich auch belegen, dass bereits ein moderates Ausdauertraining die Stimmung beeinflusst und Angstzustände mindert. Wer Sport treibt und dabei Erfolge erzielt, steigert das eigene Selbstwertgefühl ebenso wie das Selbstbewusstsein und kann besser mit Stress umgehen. Sogar das Risiko, eine Depression zu erleiden, wird durch sportliche Betätigung halbiert!
    Gehirnerkrankungen und Bewegung
    Moderates Ausdauertraining hilft nicht nur, die kognitive Leistungsfähigkeit von alternden, gesunden Gehirnen zu erhalten, sondern es beugt Demenz-Erkrankungen vor. Dies ist gesundheitspolitisch (im Jahre 2050 könnten es zwei Millionen Alzheimer-Patienten in Deutschland sein) und auch vor dem Hintergrund des individuellen Leidens von ebenso großer Bedeutung wie die Bemühungen von Wissenschaftlern und Pharmafirmen, neue und effektivere Medikamente gegen die Alzheimer-Krankheit (und auch andere Formen der Demenz) zu finden. Schon heute sind die Daten beeindruckend: So wurde bereits 2005 eine Studie in dem angesehenen Wissenschaftsmagazin Lancet Neurology veröffentlicht, die folgendes belegt: Wer sich schon vor dem 50. Lebensjahr regelmäßig sportlich betätigt (mindestens zwei- bis dreimal die Woche), kann sein Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um 70 % verringern. Das bedeutet am Ende von komplexen statistischen Berechnungen, dass die Erkrankung im Schnitt sieben Jahre später beginnt, man also nicht mit 83 Jahren, sondern erst mit 90 Jahren an Alzheimer erkrankt. Und damit sinkt das Risiko, den Ausbruch der Erkrankung überhaupt zu erleben, da viele Menschen zwischen dem 83. und 90. Lebensjahr versterben. Und noch etwas anderes konnte in der Lancet-Studie belegt werden: Über 70-Jährige, die erst in diesem Alter mit dem Ausdauertraining begannen (schon 2 km Laufen pro Tag reichen hier aus), halbieren ihr Alzheimer-Risiko!
    Der bereits erwähnte Arthur Kramer leitete noch eine weitere Studie, die die Bedeutung von Sport für die Alzheimer-Erkrankung untermauert: In dieser Untersuchung wurden gesunde Probanden ab dem 65. Lebensjahr über mehrere Jahre hinweg beobachtet und regelmäßig medizinisch untersucht. Nach sechs Jahren waren 19,7 % der sportlich wenig aktiven Senioren an einer Demenz erkrankt, während nur 13 % der sportlich aktiven Probanden an der Krankheit litten. Dies bedeutet eine Verringerung des Risikos um 38 %, und das vor dem Hintergrund, dass sie erst jenseits des 60. Lebensjahres damit begonnen hatten, Sport zu treiben. Die Erklärungen für diese Befunde sind im Moment noch Spekulation, aber es deutet sich an, dass sportliche Aktivität zu einer generell besseren Durchblutung des Gehirns führt, was Nährstoffe und Sauerstoff effektiver zu den Nerven- und Gliazellen des Gehirns transportiert und auch dafür sorgt, dass Abfallprodukte der Gehirnzellen schneller entsorgt werden. Darüber hinaus

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