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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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zu müssen. Oder es kommt zu kognitiven Einbußen, die messbar und in der Tat besorgniserregend sind, ohne dass die Ursache dafür im Gehirn zu suchen ist. Verblüffend häufig erweisen sich die Gründe für Gedächtnisdefizite nämlich als geradezu trivial: Sie beruhen z. B. auf einem dramatischen Flüssigkeitsmangel des Körpers (Dehydrierung), da ältere Menschen schlicht nicht die pro Tag erforderlichen 2,5 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder Säften zu sich nehmen. In der Folge sterben im Durstzentrum Nervenzellen ab, und es wird zu selten Flüssigkeitsbedarf signalisiert. Auch ein Defizit an Vitaminen oder Mineralstoffen wie Eisen kann Gedächtnisprobleme verursachen. So wussten Ärzte aus der Gedächtnissprechstunde von einer älteren, gehbehinderten Patientin zu berichten, die sich jahrelang nur von Brot und Kuchen ernährte, weil sie den Bäcker in der Nähe noch gut zu Fuß erreichen konnte, aber nicht mehr die weiter entfernt gelegenen Supermärkte. Kurzum, eine einseitige Ernährung und Flüssigkeitsmangel verbergen sich weit öfter hinter kognitiven Defiziten als Erkrankungen des Gehirns.
    Dieses Wissen kann dem Besuch einer Gedächtnissprechstunde den Schrecken nehmen, denn tatsächlich nimmt man viel häufiger Verhaltens- und Ernährungstipps mit nach Hause als eine wirklich bedrohliche Diagnose. Die andere gute Nachricht ist: Demenz-Erkrankungen, die früh diagnostiziert werden, lassen sich in ihrer Symptomatik abmildern, da ein früh beginnendes Gedächtnistraining und eine frühzeitige Medikation die kognitiven Funktionen länger erhalten können.
    Von der Gehirnalterung zur Gehirnerkrankung
    Leichte kognitive Störungen (englisch: mild cognitive impairment, MCI ) bezeichnen Verluste im Erinnerungsvermögen, welche die altersbedingte »Normalvergesslichkeit« übersteigen, ohne andere kognitive Funktionen in Mitleidenschaft zu ziehen. Sie machen sich durch eine Häufung von Erinnerungslücken bemerkbar; die Betroffenen haben außerdem Schwierigkeiten beim Abspeichern aktueller Ereignisse. Neurologen und Psychologen betrachten sie als Grauzone zwischen den üblichen Altersbeschwerden und einer beginnenden Demenz.
    Mit Hilfe bildgebender Verfahren sind Neurologen mittlerweile imstande, die Gehirne zu untersuchen, die von diesen milden, aber messbaren Störungen der Gedächtnisfähigkeiten betroffen sind. So ließ sich nachweisen, dass vor allem die für das autobiographische und das Faktengedächtnis wichtigen Gehirnstrukturen wie der Hippocampus (hier vor allem der Gyrus dentatus) und der Schläfenlappen bei einer MCI verkleinert sind. Entweder weil die Nervenzellen an Komplexität verloren haben und abgestorben sind oder weil Gliazellen abgebaut worden sind. Außerdem lässt die Aktivität des hinteren cingulären Cortex nach. Veränderungen im Übergangsbereich zwischen Schläfen- und Scheitellappen (Temporo-Parietallappen) können zu Wortfindungsstörungen führen. Markant sind auch kleine Mikroschädigungen in der weißen Substanz (Mikroläsionen). Zwar sind diese Entwicklungen im Zuge der Gehirnalterung »normal«, aber sie können, obwohl sie bei vielen Menschen ohne Symptome bleiben, eine MCI verursachen . Das scheint damit zusammenzuhängen, dass die Alterungsprozesse des Gehirns bis zu einer bestimmten Grenze kompensiert werden können (siehe Kapitel 8); ist diese überschritten, kommt es zu einer leichten kognitiven Beeinträchtigung, deren Entwicklung sehr unterschiedlich verläuft und in jedem Fall in regelmäßigen Abständen überwacht werden sollte. Nehmen die Veränderungen im Denkorgan weiter zu, äußert sich das bei den Betroffenen in starker Vergesslichkeit und in der zunehmenden Schwierigkeit, neue Informationen zu speichern. Eine MCI (Erinnern Sie sich noch, wofür die Abkürzung steht?) liegt nur dann vor, wenn neben dem Gedächtnis mindestens eine weitere kognitive Funktion beeinträchtigt ist, z. B. im Bereich Sprache oder Konzentration. Zeigt sich über die Jahre hinweg eine weitere, deutliche Verkleinerung des Hippocampus, des hinteren cingulären Cortex, des Schläfen- und Scheitellappens, begleitet von Aktivitätsverlusten im Stirnlappen, spricht man von einer beginnenden Demenz. Erst dann handelt es sich um eine sehr ernste Diagnose. Im Unterschied zu den üblichen Alterungsprozessen ist bei einer Demenz der entorhinale Temporallappen betroffen, eine Region, die dem Hippocampus vorgeschaltet ist und normalerweise resistent gegen reine Alterungsprozesse

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