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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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Sie, ist der Sinn meiner Vorstellung?«
    Ein Angeber hebt die Hand: »Es bedeutet, egal wie voll dein Terminkalender auch ist, wenn du es wirklich versuchst, kannst du noch einen Termin dazwischenschieben.« – »Nein«, antwortet der weise Experte, »das ist nicht der Punkt. Die Moral dieser Vorstellung ist: Wenn du nicht zuerst mit den großen Steinen den Krug füllst, kannst du sie später nicht mehr hineinsetzen. Was sind die großen Steine in eurem Leben? Eure Kinder, Personen, die ihr liebt, eure Ausbildung, eure Träume, würdige Anlässe, Lehren und Führen von anderen, Dinge zu tun, die ihr liebt, Zeit für euch selbst, eure Gesundheit, eure Lebenspartner? Denkt immer daran, die großen Steine ZUERST in euer Leben zu bringen, sonst bekommt ihr sie nicht alle unter. Wenn ihr mit den unwichtigen Dingen beginnt, dann füllt ihr euer Leben mit kleinen Dingen, beschäftigt euch mit Sachen, die keinen Wert haben, und werdet nie die wertvolle Zeit für große und wichtige Dinge haben.«

KAPITEL 7
    Kahlschlag im Gehirn: Erkrankungen des alternden Gehirns
    Ich bin ein schwacher, kind’scher, alter Mann,
Achtzig und drüber: keine Stunde mehr
Noch weniger, und grad’ heraus,
Ich fürchte fast, ich bin nicht recht bei Sinnen.
Mich dünkt, ich kenn’ Euch, kenn’ auch diesen Mann;
Doch zweifl’ ich noch, denn ich begreif’ es nicht,
An welchem Ort ich bin; all mein Verstand
Entsinnt sich dieser Kleider nicht, noch weiß ich,
Wo ich die Nacht schlief.
    William Shakespeare, König Lear
    Wie viel Vergessen ist normal?
    Man macht sich auf Richtung Küche, um etwas zu holen. Auf halbem Wege weiß man zwar noch, dass man in die Küche gehen wollte, aber warum, hat man vergessen. Um etwas zu trinken? Oder einen Snack zu sich zu nehmen? Nein, man wollte etwas holen, aber was war es noch? Meist hilft dann nur eines: zurück in das Zimmer zu gehen, in dem man den Entschluss gefasst hat. Manchmal reicht allein der Anblick des Zimmers, manchmal muss man den Blick erst streifen lassen, um sich wieder zu erinnern, was man holen wollte, und in seltenen Fällen muss man sogar die gerade absolvierte Tätigkeit wieder aufnehmen, um zu merken, dass einem beim Verpacken eines Geschenkes die Schere fehlte. Erneut tritt man den Weg in die Küche an. Dort angekommen, findet man die Schere gleich, aber die nächste Irritation steht an: Da sitzt ein Studienfreund des Sohnes. Wie hieß der gleich noch? Mit einem »Hallo, wie geht’s dir heute?« meint man die Situation überspielen zu können, nur antwortet der junge Mann: »Immer noch gut, genau wie vor 15 Minuten, als Sie mich schon mal gefragt haben … « Jetzt lässt sich die Situation allenfalls mit einem Kalauer retten. »Wie hieß die Krankheit noch, bei der man immer alles vergisst?« Dabei kann man sich einigermaßen sicher sein: Solange man sich dessen bewusst ist, dass man etwas vergessen hat oder etwas nicht erinnert, ist man nicht an Alzheimer oder einer anderen Demenz erkrankt. Denn mit der Alzheimer-Erkrankung geht nicht nur die Erinnerung verloren, sondern auch das Vermögen zu wissen, dass man etwas vergessen hat.
    Generell gilt für Situationen wie die oben beschriebene (die im Übrigen schon um das 50. Lebensjahr herum zunehmen): Keine Panik! Oft ist der Grund für das Erinnerungsdefizit wesentlich harmloser als befürchtet. Denn, was viele nicht wissen, jede Form von körperlicher oder emotionaler Belastung oder Sorge stellt eine mögliche Ursache für Gedächtnisprobleme dar. Haben wir zu viel oder dauerhaft Stress, schaltet das Gehirn, insbesondere der Hippocampus, die Arbeitseffektivität herunter oder stellt sie schlimmstenfalls gänzlich ein. Dies ist einer der Gründe, warum Gedächtnisstörungen neben Kopf- und Bauchschmerzen heute zu den häufigsten psychosomatischen Symptomen zählen. Zudem können Gedächtnisprobleme auch handfeste organische Ursachen haben: So können z. B. routinemäßig eingenommene Medikamente zu Merkschwierigkeiten führen. Um nur ein Beispiel zu nennen, das sich häufig beobachten lässt: Ärzte verschreiben Frauen mit Wechseljahrbeschwerden gerne Schlafmittel – manchmal über Jahre hinweg. Dabei wird oft übersehen, dass sich die Zeitspanne, bis der Wirkstoff den Körper wieder verlassen hat, mit zunehmendem Lebensalter verlängert, sprich: durch die Verlangsamung des Stoffwechsels werden Medikamente langsamer abgebaut. Der Arzt muss die Dosierung entsprechend anpassen, sonst können neben einer vermehrten Schläfrigkeit auch

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