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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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was?“
    „Nee, viel besser! Thomas weiß noch gar nichts von seinem Glück.“ Lore grinste fies. Ihre Augen waren Schlitze. „Und Mona auch nicht, die …“
    „… Schlampe“, beendete ich ihren Satz. „Aber wie wollen wir da reinkommen? Ich meine, wir könnten zum Schönheitschirurgen fahren und uns ein neues Gesicht verpassen lassen. Ich fürchte nur, dafür ist die Zeit zu knapp.“

    Nachdem Lore ihren Lachflash überwunden hatte, ging sie zu zwei großen Tüten, die auf ihrem Bett lagen, und griff hinein.
    „Tadaa!“, jubelte sie und zog zwei Kostüme heraus. Ein normal großes, bauchfreies Teufelskostüm mit Hörnern und Dreizack und ein zur Hälfte aus Plastik bestehendes, komplett lächerliches Darth-Vader-Kostüm für Kinder. Darth Vader für Zwerge. Das war wohl für mich.
    „So erkennt dich keiner“, behauptete Lore.
    „Natürlich wird man mich darin nicht erkennen. Schon allein weil ich dieses Kostüm hier auf gar keinen Fall anziehen werde.“ Ich nahm den albernen Helm in die Hand. „Und dafür hast du die Schule geschwänzt? Das Zeug hättest du sicherlich auch noch nachmittags bekommen.“
    „Ja, schon“, antwortete Lore. „Aber nachmittags wäre mir mit Sicherheit irgendein Dödel aus unserer Schule über den Weg gelaufen. Und dann hätten wir uns das mit dem Reinschleichen abschminken können.“
    „Verstehe“, sagte ich und warf den Darth-Vader-Helm aufs Bett. Lore nahm ihn, stülpte ihn mir über und klopfte drauf, als würde sie ihn festhauen.
    „Passt doch wie angegossen!“, lachte sie.
    Der Helm stank so stark, dass mir schwindelig wurde.
    Richtig. Lores Plan war, mich in einem Darth-Vader-Kostüm für Kinder zur Halloweenparty zu schleifen. Ich als lächerliche Miniaturausgabe der rechten Hand des Imperators, der winzigen Kampfmaschine der dunklen Seite. Das war doch irrsinnig, total bescheuert. So bescheuert wie Star Wars eben.

    Ich schob den Helm nach oben.
    „Vergiss es! So mache ich mich doch total zum Affen!“
    „Ach was! Der Witz an dem Kostüm ist doch, dass du darin nicht erkannt wirst“, antwortete Lore und haute mir den Helm mit einem Klaps wieder vors Gesicht. „Und pass bloß auf, dass du da keinen Fleck reinmachst. Ich will die am Montag umtauschen.“
    „Oh Gott! Du weißt doch, wie ungeschickt ich bin.“
    „Was?“
    „Ich bin ungeschickt!“, wiederholte ich. Aber Lore sah mich nur achselzuckend an. Mit dem Plastikeimer auf dem Kopf konnte man mich kaum verstehen. Ich setzte ihn ab.
    „Das wird schwierig. Ich bin ein Tollpatsch und durch das Ding hier sieht man wenig!“
    „Ich weiß. Darum musst du auch besonders gut aufpassen. Die Kostüme waren teuer und ich brauche das Geld unbedingt zurück!“
    Ich wusste, dass das nicht gut gehen würde. Das war so klar wie Fußpilz nach dem Besuch unseres Hallenbads. Am Montag würde ich Lore das Kostüm abkaufen müssen – alberne Hosen ohne erkennbaren Schnitt, einen sperrigen Gürtel, einen hässlichen Umhang, einen Brustpanzer aus Stinkeplastik und den Helm, unter dem man nicht zu verstehen war, weil man so klang, als ob man in eine Kloschüssel reinflüstern würde.
    „Muss ich wirklich?“, fragte ich zaghaft.
    „Aber hallo! Und ich verspreche dir: Es wird ein Spaß!“
    Würde es nicht werden. Da war ich mir sicher. Aber anderseits war das eine gute Gelegenheit, um Jungs, wenn nicht kennenzulernen, dann doch wenigstens in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und ihr Verhalten in der Herde zu studieren.
    „Alles klar. Ich schicke meiner Mutter eine SMS, dass ich nach der Party bei dir penne, geht das?“
    „Klar. Kein Problem.“ Lore lächelte und ich tippte hektisch eine SMS an meine Mutter.
    Bin bei Lore. Penne da. Sehen uns morgen Früh. cu.
    Es war bereits gegen acht und im Beachclub lief die Party auf Hochtouren. Das vermutete ich zumindest, denn wissen konnte ich es nicht. Ich klemmte nämlich anstatt zwischen Feierwütigen auf der Tanzfläche im Klofenster der Mädchentoilette fest, als hätte man mich beim Bau des Hauses aus Versehen mit einbetoniert oder wie einen dicken Nagel zu fest in die Wand gekloppt. Während durch die Kabinentür die Musik dröhnte, riss Lore immer panischer an meinen Armen.
    „Aua! Pass doch auf!“, schrie ich. „Ich brauch meine Arme noch!“ Allerdings vergeblich. Lore zerrte an meinen Armen, als wären es die Ärmel eines Pullovers aus dem Sommerschlussverkauf.
    „Keine Zeit!“, antwortete sie.
    Da hatte sie Recht. Es dürfte nur noch wenige

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