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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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Dröhnung Hannah überhaupt aushalten?

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    Das erste Date
    Wenn man ein neues Haustier hat, soll man es ja erst mal eine Weile in Ruhe lassen, damit es sich an die Umgebung gewöhnen kann. Das geht mit Jungs nicht. Jungs neigen dazu, sich unglaublich schnell zu langweilen. Die wollen beschäftigt werden. Das gilt übrigens nicht nur für Freunde, sondern auch für kleine Brüder und Väter.
    Bei Vätern ist das einfach. Richte ihnen zum Beispiel einen Hobbykeller mit Werkstatt ein, wo sie sich beim Basteln auf den Fingern rumkloppen können, oder überlasse ihnen kaputte Haushaltsgeräte (zum Beispiel Kaffeemaschinen) zur Reparatur. Hobbykeller sind die Hamsterräder für
    Männer. Bei Jungs ist das schon schwieriger.

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    Kommt ein Junge zu Besuch, den du süß findest, gilt es wie bei Hamstern, Katzen oder Hunden erst einmal Vertrauen zueinander aufzubauen. Ganz wichtig: Spiele ihm nichts vor! Es macht beispielsweise keinen Sinn, Poster von Bands aufzuhängen, die du gar nicht leiden kannst, nur um ihn zu beeindrucken. Das wird entweder auffliegen oder du musst in Zukunft ständig Musik hören, die du nicht ausstehen kannst.
    Komme ihm und seinen Bedürfnissen entgegen, aber verstelle dich nicht!
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    Und genau das hatte ich vor: Ich würde mich nicht verstellen, sondern ihm gleich eine volle Hannah-Breitseite verpassen.
    Pünktlich auf die Minute schellte es an der Tür. Marvin! Sofort schoss ich aus meinem Zimmer, rannte die Treppen runter und rief: „Ich geh schon! Ist für mich!“, bevor meine Mutter oder – noch schlimmer – Jette oder Jakob Marvin innerhalb von einer Sekunde vergraulen konnten.
    Vor der Tür machte ich eine Vollbremsung und atmete dreimal tief durch. Dann öffnete ich so gelassen wie möglich die Tür. Marvin hatte die Hände in seiner Jeans vergraben und wippte auf der Stelle vor und zurück.
    „Hallo“, sagte er.
    „Hallo“, antwortete ich und lächelte ihn an.
    Marvin sah super aus und kein bisschen Schickimicki. Seine Jeans war cool. Er trug dicke schwarze Boots und einen grünen Armeeparka.
    „Wie geht es dir?“, fragte ich ihn.
    „Gut. Alles super eigentlich“, sagte Marvin.
    „Das ist prima“, sagte ich und lächelte weiter.
    Marvin zeigte in den Flur. „Können wir vielleicht reingehen? Ist ziemlich kalt.“
    „Stimmt, und du trägst dein Fell heute gar nicht“, sagte ich, trat einen Schritt zurück und ließ ihn rein. „Lass uns gleich hochgehen.“
    Ich ging vor und Marvin folgte mir die Treppen hoch.
    „Wer ist denn da? Lore?“, rief uns meine Mutter aus der Küche hinterher.
    „Nein. Ein Freund.“
    „Dein Freund?“, plärrte meine Mutter überrascht und ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
    „Ein Freund!“, schrie ich.
    „Dein Freund?“, wiederholte sie.
    „Nur ein Freund!“, schrie ich noch mal.
    Nur ein Freund. Hoffentlich bekam Marvin das nicht in den falschen Hals. Schließlich war ich mir ja gar nicht sicher, was Marvin für mich war oder werden könnte.
    „Tut mir leid“, sagte ich, als wir vor der Tür zu meinem Zimmer standen.
    Marvin grinste, sagte aber nichts. Dafür musterte er den großen Betreten-verboten-Aufkleber, den ich erst heute Vormittag draufgeklebt hatte, um meine Familie – vor allem die kleine Nervensäge und Barbie – davon abzuhalten, einfach so mein Zimmer zu stürmen.
    „Nutzt nichts! Die latschen trotzdem, ohne anzuklopfen, rein.“
    „Kenn ich“, antwortete Marvin.
    Ich öffnete die Tür und ging ins Zimmer. Marvin folgte mir und blieb gleich wieder stehen. Er sah sich um. Meine Klamotten lagen überall verstreut, das Bett war nicht gemacht, überall flogen DVDs, CDs und Bücher rum und der Schreibtisch sah aus, als wäre darauf eine Bombe detoniert. Dann starrte er auf meine bunten Wände.
    „Wow, das ist dein Zimmer?“
    „Ich würde es eher einen Schuhkarton nennen.“
    „Wahnsinn, dein Zimmer ist ja … schrill.“
    „Schrill?“
    „Ja. Ungewöhnlich halt. So bunt irgendwie.“
    „Das liegt an den Farben.“
    „Schon klar.“
    Das liegt an den Farben! Na super! Woran denn sonst?
    „Also ich find’s echt cool.“
    Ich hatte Marvin ganz genau im Blick, als er das sagte, und ich glaube, er fand mein Zimmer wirklich cool. Aber ganz sicher kann man sich da nie sein. Gerade nicht bei einem ersten Date. Da ist man immer netter als normal und hält sich mit seiner Meinung zurück.
    Er sagt: „Dein Zimmer ist echt schön bunt.“
    Er meint: „Bist du farbenblind?“
    Er sagt:

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