Jungs sind keine Hamster
und irgendwie wirklich süß.
„Warum nicht?“, sagte ich so ruhig wie möglich, während ich auf der Stelle hüpfte wie ein Flummi.
„Super.“
„Wann denn?“
Und wieder herrschte Stille. Am liebsten hätte ich gerufen: „Jetzt! Komm vorbei!“ Aber ich hielt die Klappe. Marvin auch.
„Hm“, sagte er.
„Hm“, antwortete ich.
„Tja“, sagte er dann.
„Tja“, plapperte ich nach. Dann vergingen wieder Minuten, wenn nicht Stunden, ohne dass einer von uns beiden was sagte.
„Was hältst du von morgen?“, fragte Marvin dann.
Warum nicht heute? Warum nicht jetzt gleich?, dachte ich wieder und sagte: „Okay, wo?“
„Hm. Ich könnte bei dir vorbeikommen und dann schauen wir mal.“
„Gute Idee.“
„Also komme ich dann morgen bei dir vorbei.“
„Ja. Das wäre super.“
Meine Tür flog auf und Jette stand im Zimmer. Barbie war gerade dabei, sich für die Kens dieser Welt hübsch zu machen. Noch war sie es nicht. Sie trug einen rosa Bademantel, der so gar nicht zu ihrem knallroten Gesicht passte, und ihre Haare hingen ihr schlaff und fettig auf die Schultern.
„So gegen drei?“, fragte Marvin.
„Warst du das?“, zischte Jette wütend. Ich starrte Jette an und wedelte mit den Armen, um sie aus meinem Zimmer zu vertreiben. Aber Jette blieb.
„Ja. Um drei ist spitze. Ich muss jetzt Schluss machen. Hab Besuch. Bis morgen“, sagte ich schnell, legte auf und sah Jette an.
„Was willst du?“
„Du warst das, oder?“
„Nein, das war ich nicht. Ich habe deinen Bademantel nicht hässlich rosa gefärbt.“
„Ich rede nicht von meinem Bademantel! Ich rede von meinen Haaren!“
„Was soll mit denen sein?“, fragte ich höflich. „Die sehen doch aus wie immer.“
Jette schnaufte vor Wut.
„Irgendwer hat Creme in meine Spülung gemischt.“
„Na wer macht denn so was?“, fragte ich scheinheilig und versuchte, ernst zu gucken.
„Weißt du, wie lange ich brauche, um den Mist wieder aus meinen Haaren zu waschen?“
„Keine Ahnung“, antwortete ich. „Versuch es doch mal mit Sand. Vielleicht geht es damit besser.“
Jette kniff die Augen zusammen und machte auf dem Absatz kehrt. Sie schoss schnaubend aus meinem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Ich setzte mich in meinen Sessel, nahm mein Handy und klickte mich durch bis zur Anrufliste. Hatte ich gerade wirklich mein allererstes richtiges Date ausgemacht? Ich konnte es kaum glauben. Aber Marvins Nummer prangte groß und deutlich auf meinem Display. Sofort speicherte ich sie ein und dachte darüber nach, ihn noch mal anzurufen. Ich versuchte angestrengt, mir einen Vorwand einfallen zu lassen. So was wie: „Hast du heute in Mathe mitgekriegt, was wir für Hausaufgaben aufhaben?“ Oder: „Hast du zufällig mein Gehirn gesehen? Ich kann es nirgends finden.“
----
Vor dem ersten Date
Falls du es nicht aushalten kannst und einen Jungen noch vor dem ersten Date erneut anrufen willst, dann brauchst du eine glaubwürdige Begründung. Es ist absolut nicht ratsam, ihn jetzt schon durch zu viel Engagement einzuschüchtern. Dann könnte er nämlich auf die fatale Idee kommen, du wärst ein Klammeräffchen, und darauf stehen Jungs eher selten. Eigentlich eher nie. Außerdem glaube ich, dass es keine gute Idee ist, seinem Schwarm schon so früh zu zeigen, wie wichtig er für einen ist.
----
In meiner Hand lag mein Handy. Marvin stand in meinem Adressbuch. Wieder und wieder las ich seinen Namen: Marvin. Dann steckte ich das Handy weg und beschloss, mich zusammenzureißen und auf morgen Nachmittag zu warten. Gefühlt war das noch Jahre hin! Ich sah auf die Uhr. Um drei. Ich warf mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Stundenlang, dachte ich. Aber als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es neun Minuten nach drei. Die Zeit schlich dahin. Extralangsam. Extra für mich. Ich musste mich ablenken. Und eigentlich hätte ich auch Lore anrufen und ihr alles erzählen müssen. Schließlich war sie meine beste Freundin. Wir erzählten uns alles. Aber ich traute mich nicht. Lore konnte Marvin nicht ausstehen und ich fürchtete mich davor, dass sie versuchen könnte, ihn mir auszureden. Bestimmt würde sie behaupten, er würde mich nur anlügen. Ganz sicher. Und das aus gutem Grund.
Jungs lügen oft. Vor allem wenn Mädchen danebenstehen. Dann lügen sie eigentlich immer. Da wird zum Beispiel aus einem harmlosen Gerangel auf dem Fußballplatz mal schnell eine lebensgefährliche Schlägerei mit mindestens zwanzig
Weitere Kostenlose Bücher