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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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in der Tür stehen. Kurz bevor er um die Ecke bog, drehte er sich noch einmal um und winkte mir zu.
    Lange nachdem Marvin gegangen war, stand ich noch vor Davids Tür. Ich entschuldigte mich mehrmals, aber in Davids Zimmer blieb es still. Erst als Jette kam, verzog ich mich in mein Zimmer.
    Die CDs lagen auf dem Boden verstreut, das Bett war zerwühlt und Mutters Tablett mit den Keksen und den zwei Tassen Kakao stand immer noch unangerührt auf dem Schreibtisch. Es war schön, die Spuren von Marvins Besuch zu sehen. Ich legte mich aufs Bett und streckte meinen rechten Arm dorthin aus, wo eben noch Marvin gelegen hatte. Ich schloss die Augen und träumte mich eine Stunde zurück. Minuten, bevor David in meinem Zimmer gestanden und Marvin und ich noch herumgealbert hatten. Ich bemerkte, wie viele Bilder ich von Marvin im Kopf hatte, und dass es mir ganz warm und wohlig wurde, wenn ich an ihn dachte. Mein Handy klingelte und eine Gänsehaut raste über meinen Körper. Innerhalb einer Zehntelsekunde hatte ich mir mein Handy geschnappt und das Gespräch angenommen.
    „Hallo?“
    „Hi, Süße!“
    Es war Lore. Ich versuchte, sie meine Enttäuschung nicht spüren zu lassen.
    „Hi.“
    „Wie geht’s? Alles klar bei dir?“
    „Ja. Was gibt es?“
    „Thomas kommt nachher vorbei.“
    „Aha.“
    „Wir müssen zu seiner Mutter. Die will mich kennenlernen.“
    „Hm.“
    „Sag mal, ist irgendwas?“, fragte Lore misstrauisch.
    Jede Menge! Ich hatte mein allererstes Date gehabt und versemmelt, Händchen gehalten und mich ein bisschen verliebt, meinen einzigen Verbündeten gedemütigt und wahrscheinlich für immer verloren. Das war schon was. Und gerade jetzt hätte ich meine beste Freundin so sehr wie noch nie an meiner Seite gebraucht. Zum Freuen und zum Grübeln, wie ich das mit David wieder hinkriegen könnte. Aber das ging ja nicht, weil Lore Marvin hasste und ich ihr von meiner Verabredung hätte erzählen müssen.
    „Bin nur müde.“
    „Und? Bist du fertig geworden?“
    „Fertig? Womit?“
    „Na mit Zimmer einrichten.“
    „Ach so. Ja … ähm … können wir morgen quatschen? Bin grad echt ein bisschen durch den Wind.“
    „Oh, okay. Dann bis morgen.“
    „Ja, bis morgen.“
    Ich legte auf und fühlte mich schlecht und super auf einmal. Schlecht wegen Lore und David, super wegen allem anderen. Ich startete meinen Laptop und begann zu schreiben, um zu verstehen, was eigentlich passiert war.

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    Das erste Date und wie man Störungen verhindert
    Der Ort, an dem dein erstes Date stattfindet, sollte sorgfältig ausgewählt werden. Wenn du eine Mutter oder einen Vater hast, die/der dazu neigt, unangemeldet in dein Zimmer zu platzen, nur um dich auf vielfältige Art und Weise bis auf die Knochen zu blamieren (Eltern sind da erfindungsreich!), triff dich irgendwo anders mit ihm. Oder sieh zu, dass deine Mutter oder dein Vater weit, weit weg ist. Schilder an der Zimmertür bieten keinen ausreichenden Schutz. Deine Eltern werden immer behaupten, dass sie das zwei mal zwei Meter große Plakat mit der Aufschrift „Betreten verboten“ und dem Totenkopf drauf nicht gesehen haben. Eltern sehen nur, was sie sehen wollen, und damit genau das, was sie nicht sehen sollen. Denn wehe, du hast mal einen Knutschfleck am Hals! Den werden sie aus vierhundert Kilometer Entfernung entdecken und die Fassung verlieren. (Vor allem die Väter.)
    Falls du dich trotzdem bei dir zu Hause mit ihm treffen willst, dann bereite ihn sorgfältig auf deine Eltern oder nervigen Geschwister vor. Wenn er weiß, was ihn erwartet, wird es ihn nicht gleich aus den Latschen hauen, wenn sich deine Eltern peinlich aufführen.
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    Sinnvoll könnte es auch sein, mit deinen Eltern vorher über dein Date zu sprechen. Mach mit ihnen Spielregeln aus! Wenn du Glück hast, halten sie sich dran. Sprüche wirst du dir auf alle Fälle anhören müssen. Aber wahrscheinlich erst nach dem Date, wenn dein Schwarm längst wieder in Sicherheit ist.
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    Beim Abendbrot war die Stimmung auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Eisiges Schweigen erfüllte den Raum. Und ich war schuld. Jette funkelte mich nur sauer an und David tat so, als wäre ich gar nicht anwesend. Jedes Mal wenn ich etwas zu ihm sagte oder ihn bat, das Salz rüberzureichen, reagierte er gar nicht. Was meine Mutter kirre machte. Die konnte Spannungen gar nicht ertragen. Zu sehr hing sie an der Vorstellung, Mittelpunkt und Herz einer glücklichen Familie zu sein. Also brachte sie als große,

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