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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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Coffeeshop?“
    „Besser nicht. Da hängen doch immer Sven und Justin rum.“
    „Hast du ihnen noch gar nichts erzählt?“
    „Noch nicht.“
    „Okay. Dann schlag was vor.“
    „Sollen wir uns am Rex-Kino treffen? Wir könnten uns einen Film anschauen.“
    „Warum nicht?“, antwortete ich, weil ich mir sicher war, dass Pärchen so was machten.
    „Ist halb fünf für dich okay?“
    „Passt perfekt.“
    „Super“, freute sich Marvin und ich freute mich mit. Beide standen wir da wie die Salzsäulen, hielten uns an den Händen und grinsten wie zwei Verkäuferinnen im Shopping-Kanal, die schrottige Puppen an Omas verhökern mussten.
    „Ich denke, wir sollten jetzt mal reingehen“, sagte Marvin.
    „Stimmt“, sagte ich, denn auf dem Hof war es schon verdächtig still. Ich ließ widerwillig seine Hände los, drehte mich um und rannte ins Gebäude.
    Als ich ins Klassenzimmer kam, hatte der Unterricht schon begonnen. Ich setzte mich schnell hin.
    „Wo ist deine Luftpumpe?“, flüsterte mir Lore zu.
    „Was für eine Luftpumpe?“, fragte ich zurück.
    Zu Hause war Zirkus. Kaum dass ich den Flur betrat, schnappte mich Mutter und zog mich in die Küche, wo Jette schon lauernd am Tisch saß. Meine Mutter kochte vor Wut. Als ich ihre Stirn sah, wusste ich auch, warum. Zahnpasta klebte an ihren Schläfen, unter ihrem Kinn und auch an und in ihrem Ohr.
    Sie drückte mich in einen Stuhl und zeigte auf ihr Gesicht.
    „Du weißt, was das ist?“, fauchte sie.
    Instinktiv wollte ich mich dumm stellen, so tun, als hätte ich keinen Schimmer davon, was sie von mir wollte. Aber ich ließ es bleiben.
    „Weißt du, dass ich heute Morgen um ein Haar mit Zahnpasta im Gesicht Jakob zum Kindergarten gebracht hätte?“
    „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    „Ich sah aus wie ein Clown!“
    Es war das Dümmste, was ich tun konnte, aber ich tat es trotzdem, weil ich nicht anders konnte: Ich grinste. Die Vorstellung war aber auch einfach zu witzig! Meine Mutter mit einem Clownsgesicht bringt Jakob in den Kindergarten und trinkt anschließend eine Tasse Kaffee beim feinsten Konditor der Stadt.
    „Hör auf zu grinsen, Hannah! Das ist nicht lustig.“
    „Warum hast du es dir denn nicht einfach abgewaschen?“
    „Hab ich ja. Aber weißt du, wie lange es dauert, Zahnpasta aus den Ohren zu bekommen?“
    Jette legte den Arm um die Schulter meiner Mutter und sah sie mitfühlend an. Diese Heuchlerin.
    „Aber das war ja auch nicht für dich gedacht, sondern für Jette! Wieso gehst du überhaupt an Jettes Zeug?“
    „Weil sie es mir angeboten hatte.“
    Jette, diese hinterhältige Kuh! Ich war mir sicher, dass sie genau gewusst hatte, dass Zahnpasta in dem Döschen war und dass ich einen Höllenärger kriegen würde, wenn meine Mutter Wind davon bekam, dass ich meiner liebreizenden Stiefschwester solche Streiche spielte. Und ihr raffinierter Plan war komplett aufgegangen. Ich war die Böse. Rundherum ansonsten nur Engelchen.
    „Und ehrlich gesagt ist es mir auch völlig egal, ob die Zahnpasta für mich oder Jette gedacht war. Nein, ich finde es sogar viel fieser von dir, dass du es auf Jette abgesehen hattest. Schließlich hat es Jette schon schwer genug!“
    „Was? Wieso das denn?“
    „Weil Jette eine große Veränderung in ihrem Leben hinnehmen musste und nicht du.“
    „Wer hat denn auf sein Zimmer …“
    „Hör mir doch mit dem blöden Zimmer auf! Du konntest zu Hause wohnen bleiben. Musstest nur eine Etage höher ziehen. Jette muss sich an ein neues Zuhause gewöhnen und nicht du.“
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und bockte. Kein Wort würde mehr über meine Lippen kommen. Wieso auch? Hier waren sowieso alle gegen mich.
    „Du hast Hausarrest! Und kein Besuch. Zwei Wochen“, legte meine Mutter das Strafmaß fest.
    „Ab morgen?“, fragte ich hoffnungsvoll.
    „Ab sofort!“, bestimmte Mutter. „Und ich hoffe, du nutzt die Zeit, um über dein Verhalten nachzudenken.“
    Ich wurde blass. Das ging nicht. Ich musste ins Kino!
    „Aber …“
    „Nichts aber. Geh hoch in dein Zimmer.“
    So streng und enttäuscht hatte ich meine Mutter noch nie erlebt. Ich gehorchte ohne Widerworte und schlich die Treppen hoch. In meinem Sessel überlegte ich fieberhaft, wie ich den drohenden Hausarrest noch abwenden konnte. Es fiel mir nichts ein. Alle Trümpfe waren ausgespielt. Nicht mal der Zimmer-Trumpf hatte gezogen. Ich war stinksauer. Zwar sah ich ein, dass meine Aktion mit der Zahnpasta nicht gerade freundlich

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