Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
President!«
»Von mir aus gerne!«, sagte Alyssa und strich sich eine Kringelhaarsträhne aus der Stirn.
Das Gürteltier schrieb ihren Namen an die Tafel. »Und wer sonst noch?«
»Sissi«, sagte Jakob.
»Sissi for President!«, brüllte die Klasse.
»Nein, danke«, sagte ich. Das fehlte gerade noch. Da müsste ich dann zukünftig mit den Strebern irgendwelche Versammlungen abhalten und die Klassenkasse verwalten und so einen Scheiß. »So ein Amt ist zu viel … äh … Verantwortung für mich.«
»Na gut, dann Alyssa for President«, schrie Meinrad wieder.
»Sonst noch ein Vorschlag?«, fragte das Gürteltier.
»Jakob«, sagte Iris Winkler, die heimliche Verehrerin, schüchtern.
»Jakob for President!«, brüllte die Klasse. Aber Jakob wollte auch nicht Klassensprecher werden.
»Okay, wer will denn überhaupt sonst noch?«, fragte das Gürteltier genervt.
Niemand rührte sich. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Unmöglich konnte ich zulassen, dass Alyssa einstimmig gewählt wurde. Sie würde sonst an Größenwahn zugrunde gehen.
Ich hob meine Hand. »Wie wäre es mit dem Ne. . . äh...mit Melanie?« Das Nebelding hatte nämlich ziemlich viele Fans unter den Klassenmitgliedern. Genauer gesagt, unter den männlichen Klassenmitgliedern.
»Willst du, Melanie?«, fragte das Gürteltier.
»Melanie! Melanie!«, rief ich und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch.
»Melanie for President!«, riefen die anderen.
Das Nebelding war sehr geschmeichelt und nahm die Nominierung an. Damit waren sie und Alyssa die einzigen Kandidaten.
Jeder von uns sollte nun den Namen seiner Wunschkandidatin auf einen Zettel schreiben, viermal zusammenfalten und dem Gürteltier nach vorne reichen.
»Die mit den meisten Stimmen wird Klassensprecherin, die andere Vertreterin.«
»Das geht zu schnell«, zischte Meinrad und meldete sich. »Frau Gürteler, ich bin dafür, dass jeder eine kurze Rede über sein Wahlprogramm hält, damit wir wissen, was uns erwartet.«
Damit erwischte er das Nebelding natürlich auf dem falschen Fuß.
»Also, ähm, wenn ich Klassensprecherin werde, dann ähm, also, da hab ich mir jetzt noch gar keine Gedanken gemacht«, sagte es. »Eigentlich.«
Im Gegensatz zu Alyssa. Die hatte sich Gedanken gemacht, und in mir keimte der Verdacht auf, dass sie sogar still und heimlich dafür gesorgt hatte, dass Meinrad diese Wahlen überhaupt vorschlug. Aber warum nur?
»Ich werde mich dafür einsetzen, dass ein Teil des Schulhofs für Inliner und Skateboards zugelassen wird. Die hässlichen Schultrikots im Sportunterricht sollten abgeschafft werden und die Preise für den Vanillejoghurt am Schulkiosk erscheinen mir zu hoch«, schnurrte sie flüssig herunter. Die Klasse johlte begeistert.
Damit war die Wahl im Grunde schon entschieden, aber Meinrad schlug vor, dass man vor der eigentlichen Wahl noch diejenigen wählen sollte, die die Stimmen auszählen durften, außerdem müsse noch geheim über die richtige Faltung der Stimmzettel abgestimmt werden, aber da wurde das Gürteltier böse.
»Keine Zeit herausschinden«, sagte es. »Jeder nur eine Stimme, und zack-zack. Alles, was wir im Unterricht nicht mehr schaffen, bekommt ihr als Hausaufgaben auf.«
Ich versuchte zu retten, was zu retten war, und unauffällig zwei Zettel abzugeben, alle beide mit Melanies Namen, aber das Gürteltier bemerkte den zweiten Zettel und warf ihn ungelesen in den Papierkorb. Es hätte ohnehin nichts geholfen: Alyssa trug einen erdrutschartigen Wahlsieg davon, dreiundzwanzig von fünfundzwanzig Stimmen. Die eine Stimme für das Nebelding war von mir, die andere vom Nebelding selber. Nicht mal die Jungs, die wussten, wie sie sich unterm T-Shirt anfühlte, hatten sie gewählt. Armes Nebelding. Undank ist der Welten Lohn, genau, wie mein Papa immer sagt.
Alyssa strahlte und warf triumphierende Blicke umher. Es war beinahe nicht auszuhalten.
Immerhin war auf diese Weise der Matheunterricht ausgefallen.
»Wieso hast du Alyssa gewählt?«, pflaumte ich Kati in der Pause an. »Du kannst sie doch überhaupt nicht ausstehen.«
»Aber ich fände das toll, wenn die Preise für Vanillejoghurt gesenkt würden«, sagte Kati und zog sich meine Federkappe tiefer ins Gesicht. »Ich meine, das Nebelding kann doch niemand ernst nehmen.«
Alyssa kam zu uns herübergeschlendert, mit Leni und Valerie im Schlepptau. »Hallo zusammen. Tolle Kappe, Kati. Steht dir super.«
»Danke«, sagte Kati.
Ich verdrehte die Augen.
»Weißt du, es ist
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