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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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der drittletzten Ampel vor der Schule, es war nicht mehr viel Zeit. Daher entschied ich mich für Erdkunde. In Französisch würde ich Alke – ja, der Mundgeruch quälte uns gleich in zwei Fächern – sagen, ich hätte das Heft auf dem Klavier liegen gelassen, bedauerlicherweise.
    »Eine dümmere Ausrede ist Ihnen wohl nicht eingefallen«, würde der Alke sagen, das sagte er nämlich immer. Er siezte uns schon seit dem fünften Schuljahr, das war auch so eine seiner seltsamen Eigenheiten. Aber dafür ging er sparsam mit Einträgen im Klassenbuch um. Und er petzte nur höchst selten beim Gürteltier.
    Ich schmierte ein paar Sätze über den Assuan-Staudamm hin. Eine Schande, was die damit angerichtet hatten und so was.
    »Die Menschen sind ja so schlecht«, sagte ich. »Alles, was gut ist und funktioniert, müssen sie zerstören.«
    Jakob nickte zustimmend. »Ja, aber in einem Jahr wird wahrscheinlich dieser Meteorit die Erde treffen, von dem ich dir erzählt habe, und bis dahin haben sie es nicht geschafft, die Regenwälder alle abzuholzen, die Wale zu töten und die Polkappen abzuschmelzen. Die Erde wird also ganz ohne das Zutun der Menschen explodieren.«
    »In einem Jahr schon?« Ein Jahr war ganz schön wenig für das, was ich mir für dieses Leben noch vorgenommen hatte. Dass alles vorbei sein würde, bevor es überhaupt begonnen hatte, war eine komische Vorstellung.
    Der Bus legte sich mit Schwung in die letzte Kurve und Jakob berührte meinen Arm. »Nun mach dir mal keine Sorgen«, sagte er. »Vielleicht fliegt der Meteorit ja auch vorbei.«
    »Vielleicht aber auch nicht. Jakob, wir können doch unmöglich einfach so weitermachen wie bisher, wenn wir in einem Jahr in die Luft fliegen. Stell dir mal vor, egal, was wir denken oder fühlen oder tun – es hat keinerlei Bedeutung mehr für die Zukunft. Weil es gar keine Zukunft mehr gibt.«
    »Für Mathe musst du trotzdem büffeln«, sagte Jakob spöttisch. Der Bus hielt abrupt an und irgendwer in den vorderen Reihen kreischte, dass er kotzen müsste. Aber Jakob achtete nicht darauf. »Wenn der Meteorit vorbeifliegen sollte, hast du sonst ein Problem.«
    »Ja, aber wenn nicht, habe ich meine kostbare Zeit verschwendet.« Ich warf das Erdkundeheft in den Rucksack und drängelte mich aus dem Bus. Kaum war ich draußen, holte mich das Leben wieder ein und all meine philosophischen Überlegungen in Sachen Zukunft waren mit einem Schlag hinfällig. Direkt unter dem Haltestellenschild stand nämlich der Fruchtzwerg von gestern, neben ihm sein kichernder Freund und eine finster dreinschauende, dicke blonde Frau, vermutlich die Mutter.
    Kaum war ich aus dem Bus gestiegen, zeigten die beiden Zwerge auf mich und brüllten: »Das ist sie! Das ist sie!«
    Ich war viel zu überrascht, um an Flucht zu denken.
    Die dicke Mutter packte mich dann auch sofort am Anorak. »Du hast also Fabio den Joghurt in den Schulranzen geschmiert, weil er seinen Platz nicht für dich freimachen wollte! Weißt du, wie man das nennt? Das nennt man Mobbing! Das nennt man Gewalt an der Schule!« Sie keuchte. »Das nennt man kriminell.«
    Vor meinem geistigen Auge erschienen lauter Fragezeichen. Mobbing? Gewalt an der Schule? Kriminell? Hatte die noch alle? Ich versuchte mich zu befreien, aber die Zwergenmutter verfügte über Bärenkräfte. Und über ein weithin schallendes Organ. »Schön hiergeblieben! Wir gehen jetzt erst mal zum Direktor, wir beide. Und ihr seid die Zeugen, Fabio und Vincent.«
    »Ich habe Ihrem Zwerg keinen Joghurt in den Ranzen getan, das war er selber«, protestierte ich, aber die Rächerin aller Fünftklässler riss mich nur noch heftiger am Arm.
    »Aua!«
    »Kleine Kinder quälen und dann auch noch lügen«, rief die Zwergenmutter und zerrte mich quer über den Busbahnhof direkt auf den Schulhof. An der verabredeten Stelle unter der Treppe sah ich zwei verzweifelte Augen unter einer roten Pudelmütze blinken: Kati, die Wildpflaume. Aber sie konnte mir nicht zu Hilfe kommen, wegen des Dings auf ihrem Kopf, das aussah wie ein Eierwärmer. Ich meinerseits konnte auch nichts für sie tun, nicht mal den Rucksack mit der Federkappe konnte ich ihr zuwerfen, denn Zwergenmutti hielt meinen Arm fest im Schraubstock.
    Aber noch war ich nicht verloren. Jakob war uns durch das Gewimmel gefolgt und stellte sich uns in den Weg, wie ein Ritter, der zur Rettung einer Jungfrau herbeieilt.
    »Lassen Sie sofort das Mädchen los!«, rief er, aber die Frau tat natürlich nichts dergleichen. Im

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