Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
unheimlich wichtig für unsere Band, wenn ich jetzt in der Schulpolitik mitmische«, sagte Alyssa zu mir. Ich wunderte mich, dass sie überhaupt noch mit mir sprach, wo sie sich doch an zwei Fingern ausrechnen konnte, dass ich sie nicht gewählt hatte.
»Die Schülervertretung tagt nämlich schon morgen zum Thema Fünfzigjahrfeier und da mache ich gleich mal Werbung für einen Auftritt der Fünf Falschen Fünfziger.« Alyssa lächelte ein bisschen hinterhältig.
»Woher weißt du denn das alles?«, fragte ich.
»Schwarzes Brett«, sagte Alyssa. »Ich informiere mich eben. Rate übrigens mal, wer auch in der Schülervertretung ist!«
»Wen interessiert das denn?«
»Kon-stan-tin Drü-cker«, skandierte Alyssa.
»Wer?«
»Konstantin Drücker ist in der Schülervertretung. Für die 10 a.«
Ich war baff. Informieren konnte Alyssa sich, das musste man ihr lassen. Sie hatte nicht nur herausgefunden, wer Konstantin war, sondern auch noch, was er war, nämlich Mitglied in der Schülervertretung.
So ein Mist, so ein verdammter.
Alyssa musterte mich lauernd.
»Wer ist Konstantin Drücker?«, fragte ich, weil mir einfiel, dass ich ja behauptet hatte, seinen Namen nicht zu kennen.
»Konstantin Drücker ist dein Nachhilfelehrer«, sagte Alyssa und lachte wieder. »Und ich werde bei jeder Sitzung des Schulkomitees neben ihm sitzen.«
Ich wurde leider ein bisschen rot. Informieren konnte sie sich wirklich, da biss die Maus keinen Faden ab. »Stand das auch am Schwarzen Brett? Dass Konstantin mein Nachhilfelehrer ist, meine ich?«
»Nö, das hat Simon mir erzählt«, sagte Alyssa mit einem hinterlistigen Blick. »Mit dem Bruder eines so süßen Jungen wie Konstantin muss man sich doch gut stellen, oder?«
Ich wurde noch ein bisschen röter. Diese Runde ging eindeutig an Alyssa. Aber noch war ich nicht geschlagen!
Ohne zu zögern, beugte ich mich zu meinem Pult herüber, packte wortlos meinen Kram in den Rucksack und trug ihn zu Alyssas Platz, wo ich mich in aller Seelenruhe breitmachte.
»Schließlich seid du und Simon ja so gute Freunde«, sagte ich und lächelte sie freundlich an. »Da möchte ich nicht länger im Weg sein.«
Dummerweise wurde nichts aus meinem Treffen mit Jakob in Sachen Zungenküsse. Er wurde nämlich krank und fehlte am nächsten Tag in der Schule. Ich rief bei ihm an, kaum dass ich zu Hause war.
»Er hat Fieber und Halsschmerzen. Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber«, sagte seine Mutter am Telefon. »Er sieht aus wie ein Hamster.«
Ich wollte ihn trotzdem besuchen, aber seine Mutter riet mir davon ab. »Pfeiffersches Drüsenfieber ist schrecklich ansteckend.«
»Aber – Jakob und ich hatten eine wichtige Verabredung«, sagte ich. Lieber mit einem Hamster das Küssen üben als überhaupt nicht.
»Die müsst ihr wohl ein Weilchen verschieben«, sagte seine Mutter.
Aber die Angelegenheit drängte! Meine zweite Nachhilfestunde nahte und ich hatte immer noch keine Ahnung von Zungenküssen. Ganz zu schweigen von allem anderen. Aber Alyssa, die hatte Ahnung. Sie hatte mit ihrem amerikanischen Boyfriend weiß Gott was angestellt. Außerdem hatte sie tolle Kringel-locken. Und sie saß neben Konstantin in der Schülervertretungsversammlung, drehte sich kokett ihr Haar um die Finger und sendete geheime Signale. Mir wurde ganz schlecht vor Eifersucht, wenn ich daran dachte.
»Du bist so still«, sagte Mama, als sie mich am Donnerstagnachmittag zur Nachhilfestunde fuhr. Es hatte geschneit, und die Straßen waren glatt, aber Mama fuhr mich trotzdem. Sie fand die Nachhilfestunden immens wichtig. Die Unterschrift unter den fehlenden Mathehausaufgaben hatte ich übrigens gefälscht. Das konnte ich mittlerweile ganz gut.
In unserem alten Ford war wieder mal die Heizung kaputt und Mama bibberte während der ganzen Fahrt auf das Erbarmungswürdigste. Mir hingegen machte die Kälte überhaupt nichts aus, obwohl ich nur ein T-Shirt unter dem Mantel trug. Mein allerengstes bauchfreies T-Shirt, ein bisschen frisch für diese Jahreszeit, aber genau die passende Bekleidung, um Signale zu senden. Wenn ich nur wüsste, wie.
»Ich denke an meine Nachhilfestunde«, sagte ich.
»Hast du d-d-d-d-d-dich denn gut v-v-v-vorbereitet?«, bibberte Mama.
»Aber ja«, sagte ich aus vollem Herzen. Ich hatte »Nacht über Schloss Gilmore« zu Ende gelesen und noch einmal in der Bravo geblättert. Außerdem hatte ich mich mit Annas Parfüm eingenebelt. Kurzum, ich hatte also mein Möglichstes getan.
»Dann ist es ja
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