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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Gegenteil, sie machte Anstalten, Jakob einfach umzupflügen.
    »Aus dem Weg«, rief sie. »Die Schweinerei im Schulranzen muss ich mir nicht gefallen lassen! Damit fängt es an und in einem Jahr macht ihr dann weiter mit Schutzgelderpressung auf dem Schulhof.« Angesichts solch blühender Fantasie blieb mir der Mund offen stehen und ich ließ mich willenlos ein paar Meter mitschleifen. Doch wieder kam mir Jakob zu Hilfe und versuchte, mit heftigem Rucken meinen Arm aus dem Schraubstock zu befreien.
    Die Zwergenmutter war außer sich. »Du gehörst also auch dazu!« Sie machte Anstalten, Jakob ebenfalls zu packen.
    Der entwischte gerade noch, aber ich hatte keine Chance. Mittlerweile schien es mir, als wäre sie unbesiegbar wie Godzilla.
    Doch da eilte Alke herbei, der heute die Hofaufsicht vor Schulbeginn hatte. Und – man glaubt es kaum – mit ihm nahte die Rettung.
    »Was ist denn hier los?«, rief er und sein fauliger Atem ließ die Zwergenmutter sekundenlang verstummen.
    Ich hingegen war durch jahrelange Gewöhnung besser abgehärtet und schleuderte blitzschnell eine Erklärung heraus. Von wegen kleine Jungs, die mich im Bus mit Tuffimilch bekleckert und mir ihre eigenen Joghurtschweinereien in die Schuhe schieben wollten. Und Jakob setzte hinzu, dass Godzilla mich gequält und meiner Freiheit beraubt habe, er sei Zeuge.
    Der Alke warf einen Blick auf meinen Arm, der immer noch im Zwergenmutterschraubstock steckte, und war geneigt, uns zu glauben. Auch die aufgeregtesten Anschuldigungen von Zwergenmutti konnten ihn nicht mehr vom Gegenteil überzeugen.
    »Der Verzehr von Lebensmitteln im Schulbus ist den Kindern strengstens untersagt«, erklärte er ernsthaft. »Und jetzt lassen Sie bitte auf der Stelle meine Schülerin los.«
    Ob er denn noch nie etwas von Mobbing in der Schule gehört habe, wollte die Zwergenmutter wissen. Davon, dass jüngere Schüler unterdrückt würden?
    Mittlerweile hatte sich ein gewaltiger Pulk sensationsgeiler Schüler um uns herum versammelt. Ich wagte nicht hinzuschauen, ob vielleicht Konstantin auch darunter war. Das wäre mein Tod gewesen. Tod durch Peinlichkeit.
    Um der Sache ein Ende zu bereiten, ließ ich den Kopf erschöpft nach vorne baumeln und stieß einen Wehlaut aus. Das und der empörte Aufschrei der Menge ringsherum brachten Ritter Alke endgültig gegen die Zwergenmutter auf. Beherzt trat er näher.
    »Sofort loslassen«, rief er, und die Zwergenmutter, die nicht rechtzeitig Mund und Nase dicht gemacht hatte, ließ für eine Sekunde locker. Pfeilschnell witterte ich meinen Vorteil, riss mich los und beobachtete aus sicherer Entfernung, wie Alke ihr den Rest gab.
    Er trat noch einen Schritt näher an meine Feindin heran und sprach ein paar böse, zusammenhängende Sätze, von wegen offensichtlicher Überforderung bei der Erziehung des eigenen Sohnes und schlechtem Beispiel in Sachen Konfliktbewältigung. Und überhaupt solle sie froh sein, wenn der Direktor von einer Anzeige wegen Gewaltanwendung gegenüber einem kleinen Mädchen absähe. Mit jedem Wort wurde die Zwergenmutter ein paar Zentimeter kleiner und etliche Nuancen grüner im Gesicht. Schließlich ließ sie sich fast willenlos von Alke abführen.
    Im Vorbeigehen strich mir der über den Scheitel und fragte, ob ich in Ordnung wäre.
    »Ja, danke«, näselte ich tapfer. Wenn hier einer in Ordnung war, dann eigentlich Alke. Es tat mir leid, dass ich ihn nachher anlügen musste wegen des Französischheftes, das angeblich auf dem Klavier lag. Vielleicht würde ich es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit versuchen. Im Grunde hatte ich ja nichts zu verlieren. In einem Jahr ging doch sowieso die Welt unter.
    »Puh, das war ja was«, sagte Jakob. »Die hätte dich glatt plattgemacht.«
    »Ja.« Voller Dank sah ich zu ihm hoch. Ich musste ziemlich hoch schauen. In den letzten Wochen hatte er offenbar noch ein paar Zentimeter zugelegt. »Danke, dass du mir geholfen hast, Jakob.«
    »War doch klar«, sagte Jakob. »Du würdest dasselbe für mich tun. Und du weißt doch, ich bin immer für dich da, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Ja, das stimmt«, sagte ich und lächelte ihn an. Schon in der Grundschule hatte Jakob sich beschützend zwischen mich und die »Brennnessel-Gang« geworfen, so nannten wir die Jungs, die Kindern auf dem Schulweg auflauerten, um sie in die Brennnesseln zu werfen. Und als Lia Panke mich wegen meiner Windpocken im vierten Schuljahr »hässliches Warzenschwein« genannt hat, hatte Jakob gesagt: »Arme

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