Jungs zum Anbeißen
zurückzugewinnen (und lass uns ehrlich sein, das ist immer noch Plan Nummer eins), wäre es dann realistischerweise durchführbar, eine so enge Beziehung zu einem üblichen Geschöpf der Nacht aufrechtzuerhalten?
Mal im Ernst. Ich meine, wie würde es sein, einen Vampir zum Freund zu haben? Soweit ich es mir vorstellen kann, könnte das niemals funktionieren. Zum einen könnten wir nicht heiraten. (Welches Geburtsdatum sollte er auf der Heiratsurkunde angeben?) Und nach einigen Jahren würde ich alt werden und er würde für immer wie ein Teenager aussehen. Was würden die Leute zu einer betagten Sechzigjährigen mit einem attraktiven jugendlichen Freund sagen? (Na ja, außer »Iiih«.) Ich meine, diese ganze Demi-und-Ashton-Geschichte ist schon komisch genug. Dies wäre viel, viel schlimmer.
Und dann ist da auch noch das Thema Blutsgefährtin. Der Rat wird Magnus irgendwann eine neue, richtige Blutsgefährtin zuweisen. Eine Frau, mit der er die Ewigkeit verbringen kann und die nicht alt werden und über ihre Arthritis jammern wird. Und was soll ich dann machen?
Das fünfte Rad am Wagen spielen? Irgendwie bezweifle ich, dass die betreffende Dame damit einverstanden wäre.
Nein, es lässt sich einfach nicht leugnen. Das wird nicht funktionieren. Und ein Pflaster zieht man auch besser mit einem Ruck von der Haut als langsam und mit Genuss. So sagt man jedenfalls. Ich muss mich bremsen. Ihn bremsen.
Diese knospende Beziehung bremsen, jetzt, bevor ich zu tief drinstecke. Bevor ich feststelle, dass ich verliebt bin oder sonst irgendetwas Lächerliches.
»Ich finde, wir sollten uns auf die Suche nach dem Gral konzentrieren«, sage ich energisch und verschränke die Arme vor der Brust. Ich hoffe, dass ich selbstbewusst und beherrscht wirke, denn in meinem Innern toben Zweifel und Verwirrung.
Mit angehaltenem Atem warte ich auf seine Reaktion.Wird er sauer sein? Oder mich anflehen, meinen Entschluss noch einmal zu überdenken?
Aber er nickt nur und ich kann sehen, dass er schluckt.
»Natürlich«, stimmt er mir zu und räuspert sich. »Darauf sollten wir uns konzentrieren.«
Krampfhaft schließe ich die Augen. Oh Mann! Das ist so furchtbar schwer. Plötzlich möchte ich nur noch die Arme um ihn schlingen und dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Möchte ihn die ganze Nacht bis zur Besinnungslosigkeit küssen. Aber das wäre wirklich dumm. Impulsive Befriedigung, die zu lebenslänglichem Bedauern führen würde.
Ich spüre, dass er mich anstarrt; seine schönen blauen Augen bohren sich förmlich in meinen Schädel, als versuche er, meine Gedanken zu lesen. Plötzlich wird mir klar, dass ich nie herausgefunden habe, ob er diese Fähigkeit tatsächlich besitzt oder nicht. Ich hoffe, er hat sie nicht. Ich möchte nicht, dass er all die Verwirrung sieht, die in meinem Kopf kreist.
»Nun, da wir schon mal hier sind«, sage ich schließlich, fest entschlossen, zu einem sichereren, weniger schmerzhaften Thema zu wechseln, »sollten wir vielleicht aussteigen und uns auf dem Festival amüsieren.«
Magnus schaut abermals aus dem Fenster und macht ein Gesicht, als hätte ich ihn soeben aufgefordert, sich an dem Blut eines Knoblauchbauern gütlich zu tun. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Das Letzte, was er will, davon bin ich überzeugt, ist ein Bad in der Menge betrunkener Menschen, um sich wie ein untoter Tourist, der nichts Besseres zu tun hat, hier umzusehen.
»Vergiss es«, nehme ich meinen Vorschlag hastig zurück. Verdammt. Ich möchte nicht alles noch schlimmer machen. Außerdem, wie viel Spaß könnten wir in unserem niedergeschmetterten, trübseligen Zustand schon haben? »Es war eine blöde Idee.«
»Nein, nein«, protestiert Magnus und mustert mich mit undeutbarer Miene. »Es ist genau genommen sogar eine ziemlich gute Idee. Du wirst wahrscheinlich nie wieder eine Gelegenheit haben, ein solches Chaos zu erleben. Wir können genauso gut das Beste daraus machen, stimmt's?«
Er versucht zu lächeln, aber es ist eindeutig ein halbherziger Versuch.
»Okay«, meine ich ausweichend. »Wenn du dir sicher bist ...«
»Sicher bin ich mir sicher. Es wird Spaß machen.«
Ich würde ihm tatsächlich glauben, wenn sein bleiches Gesicht nicht aussähe wie der Tod auf Latschen. Aber bevor ich irgendwelche Einwände erheben kann, gibt er dem Fahrer der Limousine die Anweisung, hier zu warten, und öffnet die Autotür.
»Gehen wir«, sagt er mit einer Fröhlichkeit, die mir arg aufgesetzt klingt.
Wir treten in die
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