Jungs zum Anbeißen
wie ich nur bin, dass Marshmallows die besten Süßigkeiten im Universum sind. Und wenn ich hier ganz ehrlich bin, will ich ihn auch. Tatsächlich könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als ich mich an ihn zu kuscheln und den ganzen lang schläfrig süße Küsse und Liebkosungen zu tauschen. Aber ich kann nicht. Ich darf nicht nachgeben. Ich muss stark bleiben. Muss all dem jetzt ein Ende machen, bevor es zu spät ist. Bevor ich mich verliebe.
Ich öffne ein Auge und werfe einen verstohlenen Blick in seine Richtung. Er lächelt mich an.
Oh Gott. Was, wenn es bereits passiert ist?
Alter Druide oder durchgeknallter Fußballhooligan?
Als ich in dieser Nacht aufwache, regnet es heftig. Und ich kann den Wind durch die Bäume pfeifen hören. Ich steige aus dem Bett, sorgsam bedacht, Magnus nicht zu wecken, und ziehe die schweren Vorhänge zurück, um aus dem Fenster zu sehen. Dies ist wohl das stereotype Wetter, von dem alle sagen, dass man es in England immer antrifft.
Plötzlich vermisse ich Amerika mit Macht. Was tue ich hier? In einem fremden Land, in dem ich die Nacht wie eine Wahnsinnige auf einem Feld durchgetanzt habe, nur mit einem Vampir zur Gesellschaft? Das bin nicht ich. Ich bin normal. Durchschnittlich. Ich tue solche Dinge nicht.
Ich will einfach nach Hause.
Aber ich kann nicht. Nicht bevor wir den Gral haben. Andernfalls wäre dieses ganze Abenteuer umsonst gewesen. Andernfalls würde ich für die ganze Ewigkeit anormal bleiben.
Ich sehe auf meine Armbanduhr. Es ist acht Uhr abends.
Wie Rayne wohl mit Mom zurechtkommt? Wenn sie so tut, als sei sie ich. Als ich sie heute früh am Morgen anrief, klang sie ein wenig gelangweilt, was unsere kleine Zwillingsnummer betraf. Aber sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Dass sie alles regeln würde.
Sie belastet sich niemals damit, zu viel über die Dinge nachzudenken. Sie lässt sich treiben und schert sich nicht darum, was andere Leute sagen. Darum beneide ich sie.
»Sunny?«
Ich drehe mich zu unserem Bett um. Magnus sitzt aufrecht da und reibt sich verschlafen die Augen.
»Hey«, sage ich und wende den Blick hastig von ihm ab und dem Boden zu, im Wesentlichen, um ihn nicht ohne Hemd und vom Schlaf zerzaust und zu sexy sehen zu müssen. Im Ernst, wenn ich morgens aufwache (oder in diesem Fall abends), sehe ich aus wie der Tod auf Latschen.
Er dagegen sieht aus wie Brad Pitt bei der Oscar-Verleihung.
»Selber hey.«
Wow. Das ist irgendwie peinlich. Die Dinge zwischen uns fühlen sich immer noch so unerledigt an.
»Also, ähm, glaubst du, das Festival ist vorbei?«, frage ich in dem Bemühen, auf neutralem Territorium zu bleiben. Magnus nickt. »Ja, ich habe jemanden sagen hören, Oasis sei die letzte Band. Also sind inzwischen sicher alle abgereist oder schlafen irgendwo ihren Rausch aus.«
»Dann bedeutet das also deiner Meinung nach, dass die Druiden wieder da sein könnten?«
»Hoffen wir's. Wir werden auf jeden Fall versuchen, es herauszufinden.«
»Cool. Hm, worauf warten wir dann noch? Lass uns gehen.«
Magnus wirft mir einen komischen Blick zu, gibt zuerst
aber keine Antwort. Ist es so offenkundig, dass ich einfach nur den Wunsch habe, dass er sich auf der Stelle anzieht und das Schlafzimmer verlässt?
»Sunny, ich denke, wir müssen reden«, sagt er schließlich.
Reden? Plötzlich packt mich die Panik wie ein Schraubstock. Ich will nicht reden! Wenn wir reden, wird er mir etwas erzählen, das ich nicht hören will. Wie zum Beispiel, dass er in mich verliebt ist. Oder dass er möchte, dass ich ein Vampir bleibe, mit ihm zusammen. Und dann werde ich mich entscheiden müssen. Und ich will mich nicht entscheiden. Entscheidungen werden dermaßen überschätzt.
Ich meine, was ist wenn ich die falsche Entscheidung treffe? Wenn ich meinen Gefühlen folge und beschließe, etwas Dummes zu tun, wie zum Beispiel für alle Zeit ein Vampir zu bleiben? Was ist wenn sich nach ein paar Monaten herausstellt, dass wir doch nicht so gut miteinander klarkommen? Er bleibt bis in die Puppen aus und macht mit den Jungs einen drauf. Und ich sitze in der Zirkelküche fest und weine in meine Schale mit Blut. Er kommt betrunken nach Hause und erzählt mir, dass seine Gefühle sich verändert hätten. »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir«, wird er lahm bemerken. Und dann wird er mich wieder verlassen. Und ich werde allein dasitzen. Ein Vampir ohne einen Blutsgefährten. Und ich werde mir wünschen, ich hätte niemals nachgegeben und meine
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