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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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und ein verwaschenes T-Shirt und sah überhaupt nicht wie ein Snob aus. Er musterte sie freundlich.
    »Bist du gerade gejoggt?«
    Sie warf einen schnellen Blick auf ihr Gesicht in dem fleckigen, blinden Spiegel, der im Flur hing. Sie war knallrot.
    »Ja, ich bin losgelaufen, und noch mal zurück, um den iPod zu holen.«
    Nicht zu fassen, dass sie schon wieder log.
    Im Haus war es kühl und auf Ares Armen bildete sich eine kleine Gänsehaut. Er zog die Schultern hoch, sah sich höflich um, er wirkte verletzlich und unsicher und sie hätte ihm gerne gesagt, dass es ihr genauso ging. Stattdessen redete sie und redete und erzählte ihm die ganze Geschichte mit ihrer Mutter und dem Krankenhaus, bis ihr auffiel, dass Ares schon Bescheid wusste und schwieg und wohl nicht deswegen gekommen war. Sie dachte an seine Gitarre und den Verstärker im Keller.
    »Willst du deine Sachen holen? Steht alles noch unten.«
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ja, kann ich nachher mitnehmen, aber ... wieso willst du aus dem Filmprojekt aussteigen?«
    Also deshalb war er gekommen. Irgendwie freute das Stella. Sie hatte nicht unbedingt mit einer Reaktion gerechnet, vielleicht am ehesten Erleichterung, die ihr natürlich niemand offen gezeigt hätte. Aber in Ares Gesicht sah sie etwas ganz anderes. Bedauern.
    »Na ja, weißt du, meine Mutter ist noch zwei Wochen im Krankenhaus und guck dir das Haus an. Wir haben gerade mal Strom und Wasser. Ich sollte mich besser hier drum kümmern.« Irgendetwas hielt sie davon ab, ihm zu erzählen, dass sie wieder nach Berlin ziehen wollte. Vielleicht seine Augen, sein Blick. Und es gab ja genug andere Argumente.
    »Ihr seid ja auch ein eingespieltes Team. Ihr braucht mich nicht.«
    Ares fuhr sich durch die Haare und runzelte nachdenklich die Stirn. Wusste er, wie gut er dabei aussah?
    »Ja, wir kennen uns schon lange. Aber das ist ja genau unsere Schwäche. Du bringst neue Ideen.«
    »Die niemanden interessieren.«
    »Das stimmt nicht. Wir haben uns am Mittwoch darüber unterhalten. Olivia hat uns von dieser Doku-Drama-Idee erzählt. Da können wir einerseits Dokumentarmaterial einbauen und trotzdem Spielszenen haben.«
    »Aber das wird kein Actionfilm.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Na und? Das wollen die in der Schule sowieso nicht sehen.«
    »Ich will euch aber nicht von etwas überzeugen, was euch gar nicht richtig interessiert. Ich meine, ihr kennt die Gegend hier, aber für mich ist das neu.«
    »Genau«, sagte Ares, kniff die Augen zusammen und lächelte.
    »Hast du Lust, noch ein Stück zu joggen?«
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    »Ich will dir was zeigen.«
    Sie nickte und Ares strahlte.
    »Ich gehe rüber und zieh mich schnell um.« Er zögerte. »Und vorher hole ich meine Sachen aus eurem Keller.«

    Sie gingen gemeinsam nach unten. Stella hatte seine Sachen schon auf einen Stapel zusammengelegt. Kabeltrommel, Verstärker, Gitarre. Es war zu viel, um alles auf einmal zu tragen, daher nahm Stella die Kabeltrommel, schloss das Haus ab und folgte Ares nach drüben.
    Vor seinem Haus stellte sie die Kabeltrommel ab und sagte Ares, dass sie draußen warten wolle, während er ins Haus lief, um sich umzuziehen.
    Die Vögel zwitscherten aufgeregt in der Dämmerung. Die Buche, die zwar auf Ares Grundstück stand, aber deren Krone sich hauptsächlich in ihren Garten neigte, war bestimmt Nistplatz für mehrere Vogelpärchen. Als Vogel war es wesentlich einfacher, sich irgendwo niederzulassen, dachte Stella. Jedes Jahr ein anderer Campingplatz, in weniger als einer Woche ein Nest gebaut und im Herbst gab man alles auf und brauchte sich auch keine Sorgen um Instandhaltung zu machen. Frei wie ein Vogel , deshalb hieß das wohl so.
    Fünf Minuten später erschien Ares in einer Nike-Trainingshose und Turnschuhen und einem sehr coolen Nike Sweat-Shirt. Stella fand, er könne ohne Probleme Werbung für Nike machen und wahrscheinlich wäre sie dann in dem Spot das Beispiel dafür, wie man sich auf keinen Fall beim Joggen anziehen sollte. Das abschreckende Gegenteil. Schlabbrige alte, graue No-Name Sportsachen, noch nicht mal H&M.
    Aber Ares war seine Kleidung genauso gleichgültig wie ihre, das merkte man. Vermutlich hatte er einfach das erstbeste Outfit seiner umfangreichen Sportkollektion angezogen, das im in die Hände gefallen war.
    »Wollen wir zuerst hier lang laufen?«, fragte er und zeigte die Straße herunter.
    Sie nickte. Er war der Stadtteilführer.
    »Kennst du schon Ollis

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