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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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ganz auf Ares, der offenbar einen Plan hatte. Es war schon dunkel, als er nach einer Stunde, in der sie in mittlerem Tempo gelaufen waren und sich locker unterhalten hatten, an einer Treppe hielt. Es waren Steinstufen, die zwischen zwei Zäunen steil nach oben liefen.
    »Noch Kraft für die Treppe?«, fragte Ares und Stella nickte. Zwar lief sie nicht gern bergauf und schon gar nicht Treppen, aber wenn das hier ein Test war, dann wollte sie ihn bestehen.
    Sie kamen an einem Wendekreis heraus, dem Ende einer kleinen Straße. Stella stützte die Hände auf die Oberschenkel und schnaufte, aber auch Ares war aus der Puste.
    »Ich hasse die Stufen!«, sagte er und grinste.
    »Warum haben wir das dann gemacht?«
    »Weil ich sie irgendwie auch liebe. Besonders, wenn ich hier oben angekommen bin.«
    Stella lächelte. Sie wusste genau, was Ares meinte.
    Sie setzten sich auf den Bordstein und erholten sich. Dann stand Ares auf und sah sich um.
    »Suchst du was?«, fragte Stella.
    »Ja, die Nummer 1. Wird wohl ganz am anderen Ende sein.«
    Sie liefen die kurze Gasse hinunter. Kurz vor deren Ende kamen sie an zwei großen Grundstücken mit riesigen renovierten Villen vorbei. In einer der Einfahrten stand eine hohe, schwenkbare Videokamera.
    »Die Leute hier gucken sich halt gerne beim Nachhause-Kommen zu«, sagte Ares, als er ihren kritischen Blick nach oben sah und stoppte dann so plötzlich, dass Stella in ihn hineinlief.
    »Hier ist das Grundstück, das ich dir zeigen wollte.«
    Ares deutete auf ein hässliches, langgestrecktes zweigeschossiges Gebäude, eine Art Mehrfamilienhaus, das vermutlich in den 70iger oder 80iger Jahren gebaut worden war. Die unteren Fenster waren vergittert, der rosa Putz blätterte ab. Das Grundstück lag im Dunkeln, nur die Straßenlaternen spendeten etwas Licht.
    »Sieht aus, als ob es leer steht«, sagte Stella.
    »Das wusste ich nicht«, sagte Ares und untersuchte den grauen Eisenzaun, der das Grundstück umschloss.
    »Und warum wolltest du mir das zeigen?«
    »Nun, eigentlich nicht das Gebäude, sondern mehr das Grundstück. Nachdem du die Mail geschickt hast, habe ich die Gegend mal gegoogelt. Die Häuser und so, du hast doch das von den Straßen erzählt und den Namenwechseln und dass wir hierüber unseren Film machen können.«
    »Ihr wart nicht begeistert.«
    Ares nickte. »Nein, wir fanden es stinklangweilig. Aber du hast erst Olivia überzeugt und ... jedenfalls wollte ich dir das hier zeigen.«
    Ares lief am Zaun entlang um die Ecke. Stella folgte ihm. Jetzt sahen sie, wie groß das Grundstück eigentlich war. Sie drückten ihre Gesichter an den Zaun und versuchten, auf dem verwilderten Gelände etwas zu erkennen.
    »Hier stand früher mal eine große Villa«, sagte Ares leise. »Der Bewohner war ein jüdischer Arzt. Als er 1940 emigrierte, wurde die Villa zwangsverwaltet.«
    »Was heißt das?«
    »Es gab eine jüdische Organisation, die unter Zwang gegründet wurde, die hier offiziell ein jüdisches Siechen- und Altenheim führte.«
    »Und inoffiziell?«
    Ares sah sie an. »War es ein Sammellager für die jüdischen Bewohner von Babelsberg. 1943 wohnten hier die letzten 52 Juden. Von hier wurden sie in ein KZ transportiert. Komm, wir müssen auf das Grundstück.«
    »Warum?«
    Ares machte Anstalten über den Zaun zu klettern.
    Stella hielt ihn zurück. »Siehst du das Schild da?«
    » Betreten und Befahren verboten. Lebensgefahr. Die Stadt Potsdam «, las Stella vor. »Und es ist dunkel.«
    Ares ließ sich zurückfallen und betrachtete das Schild.
    Auf der anderen Straßenseite hielt ein kleines Auto und eine korpulente Frau stieg aus. Sie sah misstrauisch in Ares und Stellas Richtung.
    »Verschwindet hier!«, rief sie über die Straße. »Eure Schmierereien könnt ihr woanders anbringen.«
    Ares und Stella sahen sich an.
    »Sind wir die Guten oder die Bösen?«, flüsterte Stella und sah Ares im Dunkeln lächeln.
    »Nimm mal deine Kapuze ab, ich glaub die verwechselt uns mit irgendwem«, sagte Ares und machte ein paar Schritte auf die Frau zu, ganz selbstbewusster Bewohner dieser Gegend.
    »Hallo, wir ...«
    »Verschwindet! Oder ich hol die Polizei!«, rief die Frau, schlug die Wagentür zu und trippelte schnell in ihr Haus.
    Ares zuckte mit den Schultern und kam zurück. »Kaum bin ich mit dir zusammen, kommt die Polizei.«
    Stella grinste. »Hej, du bist derjenige, der in Häuser einbricht.«
    »Aber nicht hier. Komm.«
    Sie gingen zurück um die Ecke aus dem Blickfeld der

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