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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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anschließen, und sich um eine Spüle in der Küche kümmern. War das überhaupt noch nötig? Sollten sie nicht gleich zurück nach Kreuzberg ziehen? Stella war nicht abergläubisch, kein bisschen, aber irgendwie war das kein guter Start. Heute Vormittag sollte ihre Mutter operiert werden und musste dann noch mindestens zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Wenn sie herauskam, war die Probezeit in diesem Haus sowieso fast um und es war ja wohl klar, dass das Ergebnis gar nicht schlechter sein konnte.
    Stella stand auf und überlegte, womit sie anfangen sollte? Sich waschen? Es gab Wasser, was allerdings nur bedeutete, dass rostiges Wasser aus uralten Armaturen und verkalkten Brausen floss. Da sparte sie sich die Dusche besser oder wartete bis zum Abend damit. Nach dem Joggen, wenn Antje alles in Ordnung gebracht hatte.
    Sich anziehen? Ihre Lieblingssachen waren alle gebraucht, weil sie sich die letzten Tage zweimal am Tag umgezogen hatte, nur um Olivia mit ihrem ausgefallenen Style zu beeindrucken.
    Sie zog sich eine Jogginghose an, streifte einen ihrer grauen Hoodies über, nahm ihren Laptop und ging nach unten in die Küche. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich dort weniger einsam fühlen würde und außerdem gab es da etwas zu essen. Sie war so hungrig, als ob sie schon seit Tagen nichts mehr zu sich genommen hätte.
    Immerhin gab es nun Strom und der Kühlschrank war in Betrieb und sogar gefüllt. In der Küche stand noch die Leiter, von der ihre Mutter beim Einschrauben einer Glühbirne gefallen war. Es lag daran, dass die Räume hier so hoch waren, die Leiter nicht so weit gereicht hatte und sie dann die glorreiche Idee gehabt hatte, sich ganz oben auf die Leiter zu stellen. Stella hatte einmal gelesen, dass die meisten Unfälle im Haushalt passierten und hatte das nicht glauben können. Jetzt ging das besser.
    Sie legte ihren Laptop auf den Tisch und klappte ihn auf. Die Mission hieß: Facebook-Account wiederherstellen und 300 Freunde zurückgewinnen. Nebenbei würde sie Olivia, Nick und Ares eine Entschuldigungsmail schicken und ihnen mitteilen, dass sie sich aus dem Filmprojekt ausklinken werde. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich im Moment auf mehr zu konzentrieren, als die Aufrechterhaltung der sanitären Verhältnisse. Außerdem waren die drei sowieso ein eingespieltes Team und hatten ihr deutlich gezeigt, dass sie nicht besonders erwünscht war. Niemand von ihnen wollte eine Dokumentation machen. Politik oder Geschichte waren für die doch absolute Fremdwörter und auch wenn Olivia ihre Krallen wieder eingezogen hatte, war ja nur zu deutlich, dass Ares ihre wir-sind-nur-Freunde-aber-er-gehört-mir-trotzdem-ganz-allein-Beziehung war und sie sich da besser nicht einmischte. Und wieso auch? Sie hatte keinerlei Interesse an diesem Ares. Er sah gut aus. Na und? Er war vielleicht sogar ihr Typ. Hatte Humor, Mut, Energie, war sexy. Und dieses süße Lachen ...
    Vor allem sollte sie sofort aufhören, über ihn nachzudenken.
    Sie ließ sich auf einen der drei Küchenstühle fallen und seufzte. Wenn sie ihren Account nicht vorschnell gelöscht hätte, dann wäre der Skater-Boy vielleicht schon längst vorbeigekommen.
    Im Kühlschrank fand sie Obst und Schokolade. Dinge, die dort nicht unbedingt hingehörten, aber es war die hygienischste Stelle im Raum oder vielleicht sogar im ganzen Haus. Stella aß einen Apfel und legte sich eine Schokolade neben ihren Laptop. Die Mission konnte beginnen.
    Den Laptop hatte Stella von ihrem Vater zum sechzehnten Geburtstag bekommen, zusammen mit dem Internet-Stick, den ihr Vater großzügig bezahlte. Die Idee war, dass sie von nun an regelmäßig mit ihm skypen konnte. Früher hatte er gelegentlich Briefe geschickt, dann unregelmäßig Mails und nun also Skype. Es war nur so, dass ihr Vater sich immer in Gegenden aufhielt, die weit von jeder Zivilisation entfernt oder sogar komplett abgeschnitten waren. Vielleicht war es Absicht, vielleicht wurden diese Dokumentationen auch besser bezahlt oder ließen sich überhaupt verkaufen, Stella wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie seit einem halben Jahr diesen Computer hatte und sie erst einmal mit ihrem Vater geskyped hatte.
    Jedesmal, wenn sich der Computer hochgefahren hatte und Skype sich öffnete, kontrollierte sie routinemäßig seine Adresse, doch der kleine Button neben seinem Namen wurde nicht grün, sondern blieb grau und unbedeutend. Sie überlegte, eine Mail zu schreiben, fing an und brach schließlich ab. Wie hörte es

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