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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Haus?«
    »Nein.«
    »Na, dann ...«
    Stella joggte schon seit einigen Jahren regelmäßig. Auch in Kreuzberg gab es Stellen, die grün waren und sich zum Joggen eigneten. Ein Lehrer hatte sie in Frankfurt auf ihre überdurchschnittliche Ausdauer beim Langstreckenlaufen hingewiesen und sie mehrmals zu Wettkämpfen mitgenommen. Die Wettkämpfe oder auch Siege hatten ihr nicht viel bedeutet und sie hatte nie hart trainiert, aber das Laufen ordnete ihre Gedanken und danach war sie immer gut gelaunt. Über die Jahre hatte sie sich einen professionellen und ökonomischen Laufstil angewöhnt, obwohl sie immer damit rechnete, von allen Leuten überholt zu werden. Sie musste nicht schnell sein. Nach zwei Jahren kannte Stella in ihrem Laufgebiet die meisten anderen Läufer, aber es gab nur wenige, die sie für ihren Laufstil bewunderte. Und es war immer etwas heikel, mit jemand anderem zu laufen. Einige rannten wie verrückt los, wollten ihr etwas beweisen, und wenn sie im gleichen Tempo mitrannte, übersäuerte sie ihre Muskeln und hatte anschließend schlechte Laune. Andere schlichen mehr als zu laufen und machten dermaßen kleine Schritte, dass Stella aus ihrem eigenen Schrittrhythmus fiel und anschließend nicht das Gefühl hatte überhaupt gelaufen zu sein. Doch was Ares anging, waren ihre Sorgen unbegründet.
    »Du läufst öfter, oder?«, sagte Stella und lächelte.
    Sie hatten sich sofort auf einen Rhythmus und ein Tempo einschwingen können. Allerdings pumpte ihr Herz ziemlich unregelmäßig und hüpfte noch dazu wie ein Tennisball zwischen ihren Rippen.
    »Eher selten. Ich mache Basketball in der Schule und früher habe ich viel Fußball gespielt.«
    »Ach, so!«, japste sie. Es fiel ihr sogar schwer, zu sprechen, so aufgeregt war sie. Sie versuchte gleichmäßig zu atmen, um keine Seitenstiche zu bekommen, doch Ares blieb zum Glück schon ein paar Häuser weiter wieder stehen.
    »Hier wohnt Olli.«
    Er zeigte auf eines der Häuser, die Stella schon bei ihrer Ankunft gesehen oder besser gesagt, bestaunt hatte. Das Märchenschloss. Es war mehr ein Gebäudekomplex als ein Haus. Weiß mit verschiedenen roten Dächern und Fachwerkbalken im ersten Obergeschoss. Der Eingang war ein Portal und wurde von Säulen eingerahmt, an den Seiten rankten Rosen. Nirgendwo stand ein Name, aber an der Seite entdeckte Stella ein Videoauge und eine Klingel.
    »Tja«, sagte Ares und grinste. Meine Eltern haben nur Geld, aber Ollis sind wirklich reich.
    »Wer wohnt da alles?«
    Stella stellte sich eine Großfamilie vor und selbst die würde sich in der Anlage suchen müssen.
    »Olli und ihr Vater. Er ist Filmkomponist. Und im Nebengebäude wohnen noch Asina und ihr Mann, sie arbeiten für die Familie.«
    Waren zwei Leute eine Familie? Das hatte sich Stella schon öfter gefragt und dann beschlossen, dass ein Elternteil mit einem Kind keinesfalls so genannt werden konnte, denn sonst würde sie eine Familie ja nicht vermissen. Es war verrückt, eigentlich hatte sie beschlossen, dass Olivia in einer anderen Welt lebte, aber gerade spürte sie eine große Nähe zu ihr.
    »Wo ist ihre Mutter?«
    »Sie ist ausgezogen, als Olli so ungefähr fünf war. Die Eltern haben sich getrennt und weil sie viel unterwegs ist, hat sie Olivia hier gelassen.«
    Hier gelassen . Stella schluckte. Das Haus war beeindruckend, aber hier zurückgelassen zu werden und es dann allein mit seinem Vater zu bewohnen, war gar nicht gemütlich.
    »Keine Geschwister?«
    Ares deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sie beim Laufen weiterreden konnten. Sie liefen wieder los und ihre Atmung wurde regelmäßiger.
    »Nein, Olivia ist Einzelkind. Verstehst du jetzt, warum wir so viel zusammen sind?«
    »Aber du lebst doch in einer ...«
    »... normalen Familie? Na ja. Meine Mutter ist Schauspielerin und abends fast immer im Theater und mein Vater den ganzen Tag und manchmal auch die Nacht in seinem Büro in den Filmstudios oder in seinem Arbeitszimmer. Stören verboten. Normal würde ich das nicht nennen, aber ich habe immerhin eine Schwester. Hast du Geschwister?«
    »Nein. Das heißt, vielleicht gibt es irgendwo einen Halbbruder, von dem mir noch niemand erzählt hat. Meine Eltern sind schon lange getrennt. Früher habe ich mir immer einen älteren Bruder gewünscht. Der hätte sich dann für mich prügeln können.«
    Ares lachte. »So wie ich das sehe, kannst du dich ganz gut selbst verteidigen.«

24
    Sie liefen weiter durch Straßen, dann in ein Waldstück. Sie verließ sich

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