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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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ist, wie sich der Geschmack über die Jahre verändert hat und man nur die Kleidung als vernünftig und angemessen ansieht, die man selber gerade trägt.

    Sie wechselten sich ab und obwohl auch Olivia lieber hinter der Kamera als davor stand, genoss sie die verschiedenen Verkleidungen, die Vorführung auf der Treppe und die großen Gesten, als wäre sie ein Filmstar. Sie trug ein langes, paillettenbesetztes Abendkleid aus den zwanziger Jahren, breitete die Arme aus und schritt zu Angie die Treppe herunter. Genau wie Ares veränderte auch sie sich in den Kleidern, veränderte sich ihre Haltung, ihr Gang, ihr Gesichtsausdruck.
    »Hej, du siehst klasse aus!«, rief Ares als sie unten an der Treppe ankam. »So etwas solltest du öfter tragen.«
    »Ein langes Abendkleid aus den 20er Jahren?«
    Er grinste. »Warum nicht?«
    Olivia hatte auch ein Hochzeitskleid und einen Smoking gefunden und wie bei einer Haut-Couture-Modenschau wollte sie beide Stücke am Ende zeigen. Sie half Ares in den Smoking, dann stellte sie sich unten an die Treppe und gab Ares das Zeichen, herunterzukommen. In dem Festtagsanzug sah er noch älter aus. Seine Veränderung erinnerte sie an Leonardo di Caprios Auftritt in Titanic . Die Verwandlung eines Jungen in einen Gentleman, allein durch einen Anzug. Der Aufstieg in eine andere Gesellschaftsschicht, nur durch ein Kleidungsstück.
    »Bleib mal kurz stehen!«, rief sie, um den Augenblick noch ein wenig zu verlängern. Natürlich blieb Ares nicht lange stehen, sondern zappelte und alberte herum, spielte betrunken und wankte die Treppe herunter. Was mal wieder typisch für ihn war. Sie kicherte, als er unten auf die Treppe sank und sich zwei Finger in den engen Hemdkragen schob.
    »Ich ersticke!«, röchelte er und ließ sich mit einem gequälten Blick zur Seite fallen. »Ich sag dir, wenn ich immer in so einem Teil rumlaufen müsste ... Du kannst dir nicht vorstellen, wie unbequem das Teil ist.«
    Olivia grinste. »Oh, doch, denn da oben liegt noch ein Korsett. Willst du das mal anprobieren?«
    »Nope!« Ares öffnete ein Auge, die Stimme wieder normal. »Ihr Frauen wollt doch schlank sein, oder? Das Korsett haben wir Männer doch nicht erfunden, oder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo ist iPhone–Man, wenn man ihn braucht.«
    »iPhone-Man?«
    »Der Alleswisser.«
    Ares setzte sich auf, stöhnte und streckte seine Beine aus. »In dem Teil kann man noch nicht einmal anständig sitzen!«
    »Okay, ich beeil mich!«, sagte Olivia und sprang die Treppe hoch.
    Das Kleid lag auf der Matratze in ihrem Zimmer. Es war Weiß mit einem langen ausgestellten Rock und einem Bustier-Oberteil. Schlicht und vermutlich maßgeschneidert, da es die Besitzerin behalten hatte. Es war ihr etwas zu eng, aber Olivia ließ den Reißverschluss an der Seite offen und schlang sich ein weißes Band um die Taille.
    »Welche Musik?«, brüllte Ares von unten. »Romantisch?«
    »Egal!«, rief sie zurück und schlüpfte ins Bad, um sich dort in dem bodenlangen Spiegel anzusehen. Sie nahm ihr Haar hoch und lächelte schüchtern ihr Spiegelbild an. Es gab viele Menschen, die Olivia sagten, wie gut sie aussah, wie schön sie war, aber sie selber hatte sich immer anders gesehen. Erst recht, seit diese Sache passiert war und sie die Narbe hatte. Es war schon eine Weile her, dass sie in den Spiegel gesehen und sich gefallen hatte. Eine Zeitlang war alles falsch und unfertig und sogar verdorben gewesen, auch ihr Aussehen, als ob die inneren Zweifel sich auch äußerlich zeigten. Aber gerade war es anders. Sie sah eine schöne Frau in einem festlichen Kleid. Gut gelaunt, fröhlich, glücklich. Und von unten dröhnte Honky Tonk Woman .

49
    »Manchmal muss man rennen, bevor man laufen kann.«
    (Iron Man)
    Dienstagvormittag
    »Wenn wir schon die Gegend erkunden, dann soll es wenigstens Spaß machen«, sagte Ares.
    Typisch, dachte Nick, aber auch er hatte, nach dem Besuch bei Frau Dohm und einem Abend voller Recherche im Internet, Lust auf frische Luft und Bewegung. Und er wollte mit Ares allein sein. Es wurde Zeit mit ihm unter vier Augen über ein paar sehr wichtige Dinge zu reden.
    Sie nahmen ihre Fahrräder und Nick montierte die GoPro auf dem Fahrradhelm, sie wollten Action-Aufnahmen, nicht nur langweilige Aufnahmen von Häusern, sondern rasante Fahrten durch das Viertel. Ares hatte alle seine Informationen zu den Häusern in sein iPhone notiert, aber Nick bevorzugte einen Schmierzettel.

    Das erste Haus, das auf ihrer Liste stand, befand sich

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