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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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»Sollen wir jetzt Mitleid mit den Mitläufern haben?«
    Ares zuckte mit den Schultern. »Du weißt, was ich meine.« Er ließ sein Rad fallen und setzte sich auf den Bordstein. Nick setzte sich neben ihn, nahm den Helm ab und schaltete die Kamera wieder aus.
    »Ganz schön krass, diese ganzen alten Geschichten, oder?«
    Ares hatte die Ellenbogen auf seine Knie gestützt und beide Hände in seinen Haaren vergraben. »Na, klar«, murmelte er. »Wie soll man immer wissen, wie man sich zu verhalten hat? Ich meine, die DACHTEN doch alle, sie machen das Richtige. Und die, die keine Nazis waren, die haben sich dann später zu Ostzeiten aufgespielt und sind Hardcore-Sozialisten geworden oder Marxisten, Regimetreue und wurden dann vielleicht Stasi-Spitzel, IM und das war auch falsch. Guck dir nur die Straßen an. Sie drücken den Straßen ihre Namen auf, als ob es dann richtiger würde. Alle glauben, sie haben Recht.«
    »He, he«, sagte Nick. Ares war selten nachdenklich oder deprimiert und Nick wusste, warum. Andere mochten Ares für oberflächlich halten, aber Nick kannte ihn besser. Ares wollte an eine gute Welt ohne Leid und Ungerechtigkeit glauben, er war ein unverbesserlicher Optimist und dass er sich überhaupt mit den deprimierenden Geschichten der Vergangenheit auseinandersetzte, lag an Stella. Für sie tat er das, er wollte ihr imponieren. Da war sich Nick sicher. Ihm fiel ein, dass Ares Stella heute Morgen nicht gesehen hatte. Sie war schon sehr früh ins Krankenhaus gefahren, bevor Ares aufgestanden war. Nick hatte mit ihr auf der Terrasse gesessen und sie hatten besprochen, welche Aufnahmen sie noch machen wollten, aber als Ares dann kam, war Stella schon weg gewesen.
    »Wegen Stella?«
    »Was soll mit Stella sein?«
    »Ich meine nur, ich dachte ...«, sagte Nick vorsichtig.
    »Nichts ist mit ihr«, sagte Ares leise. »Sie findet dich doch sowieso viel interessanter. Mit dir kann sie reden. Du liest Bücher und so weiter ...«
    »Ares, red' keinen Quatsch. Ihr habt euch gestern eure Pizzen geteilt. Ich meine, du hast ihr etwas abgegeben, sie dir. Das war schon fast wie - Sex!«
    Ares sah skeptisch auf.
    »Versetz' dich mal in ihre Lage. Als wir zurückkamen, da standet ihr, du und Olivia, wie ein Brautpaar auf der Treppe. Ich meine, sie denkt vielleicht, da läuft was zwischen dir und Olivia.«
    Ares lachte laut. »Aber, das war doch nur Olli!«
    Nick seufzte leise. Nur Olli! Das konnte auch nur Ares sagen. Er wusste sehr genau, dass die Hälfte der Jungs an der Schule für Olivia schwärmte und sich einen kleinen Finger für eine Nacht mit ihr abgehackt hätte.
    Aber er war froh, dass sie endlich auf das Thema gekommen waren und er ein paar Dinge loswerden konnte. Er wollte offen mit Ares über seine Gefühle für Olivia sprechen und gleichzeitig klären, wie es mit Ares aussah. War er auch verliebt? In Stella?
    »Ich und Olivia ...«
    Ares machte ein Gesicht, als wäre das absurd. »Wir sind FREUNDE. Wir alle, oder?«
    »Na ja«, sagte Nick vorsichtig. »Vielleicht haben sich ihre Gefühle verändert?!«
    Ares grinste. »Ja, du hast recht! Sie hat dich geküsst. Meinst du ... sie ist in dich verliebt?«
    Nick seufzte. Es wäre zu schön, wenn es so einfach wäre. Ja, Olivia hatte ihn geküsst, aber Olivia hatte auch im Hochzeitskleid mit Ares auf der Treppe gestanden, gelacht und gerufen: Nick, komm her, du bist unser Trauzeuge! Er jedenfalls wusste nicht so genau, was sie wirklich für ihn empfand. Das einzige, was er sicher wusste, war, dass er sie liebte. Egal, was sie sagte oder tat. Das hörte nicht einfach auf. Nick hatte immer geglaubt, dass Liebe etwas war, zu dem man sich entschloss. Man verliebte sich und entschloss sich dann zu lieben. Doch so lief es für ihn nicht. Er liebte, ohne die Möglichkeit für ein zurück.

51
    Sie fuhren die Spitzweggasse bis ans Ende und kamen an eine steile Treppe.
    »Da kommen wir runter zur Karl-Marx-Straße«, sagte Ares. »Die bin ich letztens mit Stella hochgejoggt!«
    »Sollen wir nicht besser umkehren, sonst müssen wir die Räder da tragen.«
    Ares grinste. »Wieso? Los, wir fahren hier mit unseren Bikes runter.«
    Nick sah Ares skeptisch an. Kamikaze-Ares. Zweimal das Schlüsselbein gebrochen und einen Titannagel im Knie. Das war seine Art mit Hindernissen umzugehen, mit Sorgen, mit dem ganzen Leben. Einfach reinstürzen.
    »Meine Bremsen sind runter«, sagte Nick, da er kein Bedürfnis zu sterben verspürte.
    Doch Ares hatte wieder diesen Blick. »Ich

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