Junimond (German Edition)
Mutter auch versprochen, es nicht an die große Glocke zu hängen. Wenn es irgendein Amt rauskriegt, werden sie sie wohl abholen.«
Er hob seine Kameratasche auf und reichte dann Stella die Hand.
»Verstehe«, sagte Stella und zog sich hoch. Sie sah ihn an, lächelte. »Aber das ist nicht der Grund, warum du es den anderen nicht erzählst, oder?«
»Nein«, sagte Nick zögernd. »Weißt du, die beiden tun immer so cool, aber ich glaube, sie wären, weiß nicht, sehr geschockt.«
»Aber mir hast du es gezeigt?«
Nick zuckte mit den Achseln und grinste unsicher. »Ja, du bist ... cool. Du hast keine Angst vor Spinnen, fällst nicht in Ohnmacht, wenn du Blut siehst.«
»Okay, aber das gerade war wirklich ziemlich krass.«
46
Kurz bevor sie wieder zurück am Haus waren sagte Nick:
»Ich muss noch kurz zu mir und den Schlüssel von Frau Dohm zurückbringen und die Chipkarte an der Kamera wechseln. Hast du Lust mitzukommen? Vielleicht finden wir sogar etwas Richtiges zu essen?«
»Okay. Gerne.«
Sie war schon länger neugierig auf Nicks Familie. Olivia hatte so geschwärmt, nun konnte sie sich endlich selber ein Bild machen.
Nicks Haus war ein schlichtes, großes, dreistöckiges Mehrfamilienmietshaus und er erklärte Stella, dass nur sie darin wohnten. Der Garten war groß und nicht sonderlich gepflegt, im Vorgarten und auf dem Weg zum Haus lagen fünf kleine Fahrräder verstreut.
»Bennys Freunde«, sagte Nick.
»Dein Bruder?«
»Ja, er ist sechs und kommt dieses Jahr in die Schule. Große Aufregung!«
Sie stiegen über die Fahrräder.
»Aber du hast noch mehr Brüder, oder?«
»Ja. Felix ist gerade auf einem Sprachcamp in England und Lars ist in einem zombiehaften Zustand, der sich wohl Abitur nennt.«
Nick schloss die Tür auf. Ein großer, breit gebauter, attraktiver Typ stand im Flur und zog sich eine Jacke über. Er war so blond wie Nick, doch sein Gesicht war kantiger, die Haut gebräunter, die Augen dunkler.
»Wenn man vom Teufel spricht! Stella, das ist Lars! Lars: Stella«, verkürzte Nick die Vorstellung.
Lars lächelte. »Hej, ist das deine neue Freundin?«
»Spar dir die Sprüche und lass sie einfach rein«, sagte Nick genervt.
Lars trat zur Seite und machte eine übertrieben tiefe Verbeugung vor Stella.
»Aber gerne! Willkommen bei Nick, dem Großmeister der Höflichkeit.«
»Idiot!«, sagte Nick und sprang die Treppe herauf.
»Hallo«, sagte Stella und wurde rot, als Lars ihr charmant zuzwinkerte.
»Keine Dummheiten anstellen, Jungfrau!«, brüllte Lars gar nicht charmant nach oben.
»Ich bin nicht wie du und falle über jedes weibliche Wesen her«, brüllte Nick zurück und beugte sich dabei weit über das obere Treppengeländer. »Und bei fallen fällt mir ein. Was ist mit Abi? Musst du nicht üben?«
»Das Wichtigste beim Lernen sind die Pausen. Das wirst du auch noch mitkriegen, winzig kleiner Bruder!«
»Na, dann viel Spaß, großer, großer ...«
»Was?«
»Pausenclown!«
»Pausenclown? Hej, du warst schon mal besser.«
»Und Stella!«, rief Lars und wartete, bis sie sich auf der Treppe zu ihm umgedreht hatte. »Falls er behauptet, er mache dich zu einem leuchtenden Stern am Filmhimmel, dann heißt das nur, dass du seine Kabel tragen darfst.«
Stella grinste ungewollt. Die beiden beim Streiten zu beobachten war unterhaltsam. Sie schmetterten sich die Sätze um die Ohren, aber eigentlich genossen sie das Spiel.
»Sie ist schon ein Stern, du Loser!«, dröhnte Nick und warf einen Gummiball nach Lars, der geschickt auswich.
»Oh, der gefährliche Gummiball!«, höhnte Lars und sagte dann leise zu Stella. »Wenn du mal Lust auf erwachsene Gesellschaft hast, sag mir einfach Bescheid.«
Stella lächelte höflich reserviert und Lars verließ mit einer schwungvollen Bewegung das Haus. Stella sah ihm nach und war sich nicht sicher, ob dieser Typ ein Supermacho oder einfach nur sehr attraktiv war.
Nick wartete oben auf der Treppe.
»Mach dir keine Gedanken über ihn, er baggert jedes Mädchen an«, sagte er und verzog dann gequält sein Gesicht. »Sorry! So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen, du bist toll und er macht dich an. So ist er eben.« Stella lachte. »Danke, versteh' schon.«
Sie wartete im Flur während Nick seiner Mutter die Schlüssel in ihr Zimmer brachte. Nicks Mutter entdeckte Stella und winkte.
»Hallo, Stella! Habt ihr euch gut eingelebt? Bestell bitte deiner Mutter gute Besserung.«
»Ja, danke!«
Nicks Mutter war mollig, sonnig und
Weitere Kostenlose Bücher