Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
schaute sogar auf dem Dachboden nach und lief dann zu Nicks Haus herüber. Niemand hatte ihn gesehen. Als Ares zurückkam waren die Mädchen schwimmen gegangen, nur Tim saß noch auf der Terrasse.
    »Sag mal, ist Nick aufgetaucht?«
    »Ist das ne Katze?«
    »Nein, mein Freund.«
    Tim zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche.
    »Auch ein Bier?«
    »Nein, danke.«
    Ares setzte sich neben Tim und beide sahen in die rote Glut des Lagerfeuers.
    »Komische Gegend hier, oder?«, sagte Tim, der schon etwas betrunken war.
    »Wieso?«
    »Na, früher war es der Osten und jetzt ist es hier die Bonzen-Gegend.«
    »Bonzen-Gegend?«
    »Na ja, du weißt schon, wo die Leute mit Geld wohnen. Ich denke, Stella wird hier nicht lange bleiben.«
    »Nein?«
    »Na ja, sie meinte, das hier ist nur auf Probe. Hier wohnen doch nur Spießer und Snobs. Fahren im Cabrio rum, haben alle irgendwie was mit Film zu tun und fühlen sich wie Stars.«
    »Ach, ja?«
    Tim zeigte nach drüben zu Ares Haus, wo Licht war. »Ja, sie hat erzählt, einer wohnt direkt neben ihr. Sie geht mit diesem Typen sogar in die gleiche Klasse.«
    »Und?«
    »Ist nen Snob, null politisches Bewusstsein.«
    »Tja, den Typen kenn ich«, sagte Ares kühl.
    »Ach, ja?«
    »Ja, ist ein Vollidiot. Komplett naiv, dem kannst du alles erzählen, der glaubt sogar noch an echte Freundschaft und Liebe.«
    »Hä?«
    Ares stand auf. Er wusste nicht, was ihm mehr weh tat, seine äußeren Verletzungen oder das Gefühl tief im Magen. »Tja, ich muss dann los, hab noch was zu erledigen.«
    »Klar, mach's gut, Alter, man sieht sich.«
    Oben in seinem Zimmer packte Ares seinen Schlafsack ein und stopfte seine Kleider in eine Tasche. Da war dieses stumpfe Gefühl im Magen. So, als ob etwas den Schmerz abdämpfte und aufhob für später. Er wählte zum x-ten mal Nicks Nummer auf seinem iPhone und sprach einen Text auf die Mailbox, dann nahm er seine Sachen und verließ das Haus durch den Vordereingang.
    Er wollte allein sein. Nur weg von den anderen, von Stella, besonders Stella, die ihn gerade mehr verletzten konnte als alle anderen.
    Zuhause ging er sofort nach oben in sein Zimmer. Oben würde er die Kopfhörer aufsetzen und Musik hören. Laut. Um den Schmerz abzutöten.
    Als er die Tür öffnete, sah er Helena. Sie saß auf seinem Bett und sah verheult aus.
    »Hast du auf mich gewartet?«
    Sie nickte.
    »Ist was passiert?«
    »Ja. Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«
    »Ja, aber ich dachte, es wäre nicht wichtig.«
    »Doch, ist es.«
    Ares dachte an irgendeine Sache mit ihrem Abitur. War sie doch durchgefallen? Er seufzte leicht genervt.
    »Also was?«
    »Mama.«
    »Mama?
    »Sie hat ... einen Freund.«

Teil Drei
    Kindergarten. Innen. Tag.
    ARES (5) und NICK (5) stehen in dem kleinen Badezimmer des Kindergartens vor dem Kinderklo und pinkeln nebeneinander in die Kloschüssel. Die Tür steht offen, OLIVIA kommt.
     
    OLIVIA:
    Was macht ihr?
     
    NICK:
    Wir pinkeln, siehst du doch.
     
    OLIVIA:
    Ihr müsst euch hinsetzen.
     
    ARES:
    Müssen wir gar nicht.
     
    OLIVIA:
    Kann ich mitmachen?
     
    NICK:
    Nee.
     
    OLIVIA:
    Warum nicht?
     
    ARES:
    Das iss Jungssache.
     
    Sie ziehen sich die Hosen wieder hoch und rennen nach draußen. Olivia bleibt zurück und starrt auf das Klo, dann dreht sie sich um und rennt den Jungs hinterher.

61
    »Ich bin nicht bewandert in der Psychologie des Versagens.«
    (Elisabethtown)
    Donnerstag
    Die Matratze roch nach Feuchtigkeit und Schimmel. Hier ist ein Platz zu sterben , dachte Nick, aber die Vorstellung in einer alten Garage gefunden zu werden, war so erbärmlich und deprimierend, dass er den Gedanken sofort verwarf. Er würde hier aber auf jeden Fall so lange bleiben, wie seine Eltern ihn bei Stella vermuteten. Er brauchte die Zeit. Sterben konnte er dann immer noch. Aber wieso eigentlich? Warum sollte er aus der Welt verschwinden, warum war es nicht Lars, der sich schuldig fühlte? Schließlich hatte er Olivia das Herz gebrochen. Und ihm, nebenbei bemerkt, auch. Aber natürlich war das nicht Lars' Absicht gewesen, er hatte Olivia nur vögeln wollen. Dachte sein dämlicher großer Bruder eigentlich jemals darüber nach, was für ein emotionales Desaster er in der Welt hinterließ? Was er seinem eigenen kleinen Bruder antat? Und was er Olivia angetan hatte?
    Nick hatte nicht lange am Badezimmerfenster gelauscht, aber was er gehört hatte, reichte ihm. So, wie Nick es verstanden hatte, war Olivia verliebt in Lars und der hatte

Weitere Kostenlose Bücher