Junimond (German Edition)
sie rücksichtslos verführt. In früheren Zeiten hätte man einen Mann für so etwas zum Duell herausfordern können. Nick sah es deutlich vor sich: Er und Lars, sich gegenüberstehend. Die schweren Pistolen in den Händen, den Sekundanten, der das Signal zum Schießen gab. Und BUFF .
Nick sank zurück auf die stinkende Matratze. Natürlich würde Lars treffen, ihn erschießen, einfach weil er größer, älter und rücksichtsloser war. Und Nick ihn immer bewundert hatte. Ebenso wie Olivia. Aber das war nun vorbei. Endgültig.
Er sah zu seinem Schlagzeug, das einsam in der Ecke stand. Er würde hier in dieser heruntergekommenen Garage bleiben, seine Wut beim Spielen abreagieren und erst dann wieder auftauchen, wenn er alle Emotionen und Gefühle verloren hatte. Bis der alte Nick tot war und nur noch ein gefühlskalter Terminator übrig war. Er würde die Gefühle für Olivia, für seinen Bruder, für alle Menschen aus sich herausreißen. Oder zu einem Krieger werden, wie Gladiator , dessen Familie man ermordet hatte und der seinem Widersacher Rache schwor. Commodus. Joaquin Phoenix . Was für ein grandioser Schauspieler. Der den Oskar für seine Rolle des Jonny Cash hundertfach verdient hätte. Aber nein, man hatte ihn übergangen, vermutlich weil er zu sensibel war für diese Welt und ihre Spielregeln nie beherrschen würde. Genau wie er. Und darum würden immer Typen wie Lars, Mädchen wie Olivia das Herz brechen und Nick konnte nur dabei zusehen und leiden.
Nick stand auf und ging zu seinem Schlagzeug. Sein bester Freund. Seine Schlagzeugstöcke lagen auf der Bassdrum. Prime Hickory . Hickory, ein sehr hartes und belastbares Holz. Indianer hatten es früher als Bogenholz verwendet. Nick schlug mit den Sticks auf die Snare, der Sound hallte von den Wänden der Garage wieder und schlug hart gegen sein Trommelfell. PUNK. Ares hatte Recht. Das war ihre Musik.
62
»Flucht ist keine Freiheit.«
(Fast & Furious 5)
Zur gleichen Zeit
»Schätze, dann bleibst du hier.«
Stella zuckte unsicher mit den Schultern und sah Dana verlegen an, die aufbruchsbereit in der Tür stand. »Es ist so was wie Schicksal.«
Dana grinste. »Nein, es ist eine verdammt coole und komfortable Lösung für euer chaotisches Leben! Ihr seid jetzt reich und habt ein Haus. Ihr seid Freaks in einem Bonzen-Viertel. Siehst du, es ist alles möglich.«
»Sag doch nicht immer Bonzen-Viertel. Die Leute sind hier ganz normal. Und es geht doch nicht um Geld oder das Haus.«
»Nein, ich weiß, es geht um den smarten Jungen von nebenan. Übrigens sorry, dass ich Tim hier angeschleppt habe. Du hast nie gesagt, dass du schon etwas Besseres gefunden hast.«
»Dana, ich habe nichts Besseres gefunden, wir sind uns bisher kaum näher gekommen. Ares hasst mich vermutlich jetzt sowieso, er hat seine Sachen genommen und ist abgehauen.«
»Okay, noch mal sorry, dass Tim so einen Blödsinn gelabert hat und wir nicht wussten, dass du dich hier schon mit der reichen Nachbarschaft fraternisiert hast.«
»Was?«
»Verbrüdert. Ich mag das Wort, klingt so französisch.«
»Es ist französisch.«
»Ach so, deshalb.« Sie lachte, legte beide Hände auf Stellas Schultern und sah ihr streng in die Augen. »Es ist vollkommen okay, dass du deinen Lebensmittelpunkt in dieses Paradies verlegst. Ich werde dich besuchen. Und bring das mit Ares in Ordnung, der ist nett. Und außerdem passt mir das auch sehr gut«, sie grinste offen, »da ich eine kleine Schwäche für deinen Skater-Boy entwickelt habe.«
»Es ist nicht mein Skater-Boy!«
»Okay, das wollte ich nur wissen. Er hat eine Riesennarbe am Oberschenkel, extrem sexy und na ja, gestern ...«
»Ich weiß, dass ihr euch geküsst habt.«
»Gut. Und falls ihn mir jetzt nicht Olli wegschnappt, würde ich ihn gerne wieder mit nach Kreuzberg nehmen.«
»Kein Problem.«
Dana drückte Stella und so standen sie einen Moment. Stella vermisste sie und war gleichzeitig erleichtert, dass Dana wieder abfuhr. Hier war so vieles in emotionale Unordnung geraten. Und am Nachmittag kam ihre Mutter schon wieder zurück aus dem Krankenhaus. Bis dahin musste sie noch putzen, das Haus sah aus wie ein Mülleimer.
Dana trat nach draußen. »Mach's gut, Stella-Maus und du hast Recht, Facebook ist out. Wenn du einen Google Plus Account hast, dann melde dich bei mir.« Sie küsste Stella auf den Mund, schwenkte ihre kleine Reisetasche und sah sich um. »Wo ist mein Chauffeur?«
»Dort«, Stella zeigte vor das Haus, wo Olivia auf
Weitere Kostenlose Bücher