Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
meine ... war das auch ein Unfall?«
    »Eher Dummheit.«
    »Weiß der Typ Bescheid?«
    »Nein.«
    Dana sah sie fragend an. »Und wieso nicht? Wieso hast du die Narbe und er weiß noch nicht mal Bescheid. Es ist auch seine Narbe.«
    »Na, das glaube ich weniger.«
    »Ich meine nur, er hat dich geschwängert.«
    Olivia schwieg. Ihr steckte ein dicker Kloss im Hals, der sich gleich in Tränen auflösen würde. Sie trug das alles schon so lange mit sich herum und natürlich hatte Dana den wunden Punkt getroffen.
    »Wie ist es passiert?«, sagte Dana leise und legte Olivia ihre Hand auf den Arm. Sie war ganz warm. »Willst du darüber reden? Weißt du, wenn man darüber redet, dann sind die Dinge irgendwie mehr aus einem heraus. Ich hatte jahrelang einen Therapeuten«, sie zeigte auf ihre Narben, »wegen diesen hier. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum ich es genau gemacht habe und ob ich es nie wieder tun werde, aber es einfach mit jemanden zu besprechen, der nicht zur Familie oder so gehört, war gut.«
    Olivia schniefte leise. Gleich würde sie losheulen und wie sollte sie dann überhaupt sprechen?
    »War es dein Freund. Hast du ihn geliebt?«
    Olivia zuckte mit den Achseln. Eigentlich war sie sich sicher. Nein, nicht geliebt. Verliebt? Vielleicht. Aber vor allem: überwältigt von seiner Aufmerksamkeit.
    Dana lächelte und Olivia spürte, dass sie das verstehen konnte. Zumindest verstand sie etwas von extremen Erfahrungen.
    Dana reichte ihr ein zerknittertes Papiertaschentuch und Olivia wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich. Es würde gut tun, endlich darüber zu reden, es ganz loszuwerden.
    »Es war in den Winterferien. Die andern waren weg zum Snowboarden«, begann Olivia zögernd.
    »Deine Familie?«
    »Nein, Nick und Ares. Meine Freunde.«
    »Die beiden von gestern? Die sind nett.«
    »Ja. Und die Ferien waren langweilig ohne sie. Aber Nicks Bruder war da. Er musste lernen.«
    »Nick ist der mit der großen Familie?«
    Olivia nickte. »Weißt du, Lars ... ich meine, Nicks Bruder war immer schon so etwas wie Superman für uns alle. Und er hat mich sonst nie beachtet.«
    »Verstehe«, sagte Dana, »und jetzt ist es anders, oder? Ich meine, du siehst toll aus.«
    »Weiß nicht. Aber LARS, verstehst du, ich habe immer von ihm geschwärmt. Mit zehn dachte ich, eines Tages kommt er auf seinem weißen Pferd und ...«
    «... lässt dich darauf reiten.« Dana grinste entschuldigend. »Obersorry. Der Spruch war schwach.«
    Olivia lächelte matt.
    »Na ja, es stimmt schon. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Ich wollte verführt werden, ich wollte, dass endlich was passiert, es passiert.«
    Dana nickte. »Ja, man denkt immer, solange es nicht passiert ist, kann man nicht mitreden, aber dann ist es doch für jeden anders. Also, ich kann auf mein erstes Mal wirklich verzichten.«
    Olivia lächelte. »Du würdest das zweite Mal wählen?«
    »Eher das dritte Mal.« Sie lachten und sahen sich an.
    »Und wie war es bei dir? War es wenigstens schön?«, fragte Dana leise.
    »Na ja, für einen Traumprinzen wohl nicht schön genug. Am Ende war es einfach nur ... Sex.«

58
    »Zerschmettere mich, du allmächtiger Zerschmetterer.«
    (Bruce Allmächtig)
    Eine Stunde vorher
    Eine Fliege flog ständig gegen die Fensterscheibe und schließlich stand Nick auf, um sie nach draußen zu lassen. Die Luft war warm und sommerlich, draußen war es still. Viel zu früh zum Aufstehen , dachte Nick, doch leider war er zu aufgeregt, um wieder einzuschlafen, auch wenn er es probierte. Der Abend war zu lange gewesen, zu viel Alkohol und einen Dracula-Film ohne Ares zu gucken, war nur das halbe Vergnügen. Er hatte sich den Abend sowieso anders vorgestellt. Ruhiger und intimer. Und eigentlich hatte er vorgehabt, mit Olivia zu reden. Es einfach loszuwerden, es ihr notfalls schnell zu sagen und dann zu verschwinden, damit sie es wenigstens wusste. Ich habe mich in dich verliebt . Aber dann waren Stellas Freunde gekommen. Nick war nicht sehr gut im Improvisieren und dem Aufgeben von Plänen. Es war genau wie bei einem Film. Man brauchte einen Anfang, die Mitte, ein Ende. Ein Konzept oder ein Drehbuch. Es konnte doch nicht alles durcheinander gehen. Wie sollte er die einzelnen Teile am Ende zusammensetzen, wenn er nicht wusste, worum es ging? In der Schule hatten sie oft darüber diskutiert. War die Dramaturgie und die Struktur eines Films ein Zwang, etwas, das die Phantasie begrenzte und einengte oder brachte nicht erst die Gliederung

Weitere Kostenlose Bücher