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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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hustete nervös, »ich denke, aber das ist vielleicht wichtiger für Ares als für dich, wir werden auch das Haus aufgeben. Ich meine, du machst dein Abitur, studierst, ziehst aus und warum sollten Ares und ich allein in diesem riesigen Haus bleiben?«
    »Was? Warum?«
    Ares fand, es gab viele Gründe, das Haus nicht aufzugeben.
    Zum Beispiel, weil Olivia und ihr Vater auch in einem riesigen Haus wohnten. Weil er hier seine Freunde hatte und seine Schule. Und überhaupt.
    »Ares, weinst du? Das ist doch nicht schlimm, du hast doch auch bald dein Abitur.« Helena streichelte ihm ungeschickt über den Arm. »Du kannst zu mir ziehen, wir ziehen beide nach Berlin Mitte, da ist es sowieso viel cooler und ... hej, noch sind wir doch hier und ...« Helena sah hilflos zu ihrem Vater, aber er schwieg.
    In ihr Schweigen klingelte es an der Tür. Niemand stand auf. Wozu noch die Tür öffne? Sollten sie doch die Tür eintreten und dann alles abreißen, und hier die neue Umgehungsstraße bauen! , dachte Ares. Er brauchte dringend ein neues Universum, denn seine Welt ging gerade unter.
    Doch wer immer an der Tür war, gab nicht auf. Dreimal lang, dreimal kurz, dreimal lang. SOS, der Klingelnotruf von Nick. Ares wischte sich die Tränen ab und stand auf.
    »War das alles?«
    Sein Vater nickte.

65
    Nick stand vor der Tür und sah Ares fragend an. »Hej, was ist passiert? Du siehst fertig aus«, sagte er.
    »Und du?«
    Ares betrachtete Nick irritiert. Nicks Kleider waren zerknittert, seine Haare wirr und ungekämmt. Doch was Ares am meisten beunruhigte war sein Blick. Übermüdet und leicht irre. Ares hatte ihn noch nie so gesehen.
    »Du siehst auch nicht besser aus.«
    »Ich wohne seit Mittwoch in unserem Probenraum. Und weißt du was? Wir sollten proben. Zusammen. Jetzt sofort.«
    »Du schläfst doch nicht auf dieser Urinmatratze? Was ist los? Wieso warst du am Mittwoch plötzlich weg?«
    »Kann ich reinkommen?«
    Sie gingen hoch in Ares' Zimmer und schlossen die Tür. Ares konnte sich nur eines vorstellen: Olivia hatte Nick zurückgewiesen. Nick reagierte immer sehr radikal auf Misserfolge, besonders wenn es um Mädchen ging. Dann war es schon vorgekommen, dass er sich tagelang eingeschlossen hatte oder wochenlang krank gewesen war.
    »Du hast es ihr erzählt, oder?«
    »Wem? Was?«
    »Dass du sie liebst. Olli. Du wolltest es doch. Bist du deshalb in diesem Zustand?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    Nick wischte die Bemerkung ärgerlich weg, als wäre die Sache mit Olli jetzt nicht so wichtig. »Ich wollte es tun, aber weißt du ... wozu unsere Freundschaft zerstören? Ich meine, so oder so.«
    Ares beunruhigte das nur noch mehr. »Und warum bist du dann abgehauen? Ich hab dich überall gesucht.«
    Nick zuckte mit den Achseln und ließ den Kopf hängen. »Ich weiß nicht, war mir alles zu viel. Die Freunde von Stella ... und du bist am Abend vorher doch auch hoch gegangen.«
    »Ich war einfach kaputt.«
    Nick betrachtete den Schorf an Ares Bein. »Geht's dir jetzt besser?«
    Ares beschloss, nicht darauf zu antworten. Es ging ihm nicht besser, es ging ihm noch viel schlechter. Da war die Scheidung seiner Eltern, aber es auszusprechen, würde es realer machen, als er es für ihn zurzeit war. Noch konnte sich alles ändern. Oder?
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Olivia hat mir eine Million SMS geschickt. Gefragt, wo du bist, warum wir beide weg sind.«
    »Hm. Okay. Willst du duschen? Ich meine, du solltest duschen. Du kannst dir Sachen von mir nehmen. Was du mir von Lars geliehen hast, ist auch gewaschen. Und ich rufe mal Felix an, ob er Zeit für eine Probe hat, okay?!«
    Nick ging nebenan ins Bad und Ares ließ sich auf sein Bett fallen, lag da und starrte an die Decke. Alles drehte sich, aber es war gut, dass Nick gekommen war, um Musik zu machen, so würde er das alles überstehen.

66
    Samstagmorgen
    Wenn Dinge passierten, die man lieber nicht erleben wollte, dann bedeutete das Aufwachen am Morgen, wieder daran erinnert zu werden. Das ist kein Traum, das ist passiert, das ist dein Leben, was da gerade schief läuft .
    Also war es besser, so lange wie möglich zu schlafen, dachte Ares, aber irgendwann wurde man wach. Als Ares die Augen aufschlug, saß Nick auf dem Fußboden und kramte in seinem Papierkorb.
    »Was suchst du?«
    Nick sah auf, hielt einen zerknitterten Zettel hoch und grinste. »Deine Songtexte. Ich habe das hier unter dem Bett gefunden und dachte mir, der Rest ist bestimmt in deinem Papierkorb.«
    Ares

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