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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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nicht?«
    »Nick, die Kamera ist an! Wir machen hier ein YouTube-Video«, zischte Ares.
    Nick grinste. »Wird alles geschnitten.«
    Nick erklärte Felix und Ares kurz, wie er sich den Song vorstellte und sang dann den Text auf eine einfache Melodie. Sie probten die Strophe ein paar Mal und kamen dann zum Refrain.
    »Rührei, Rührei?«, sagte Felix und sah Ares fragend an. Ares grinste. »Da sollten wir alle einstimmen!«
    »Na, dann!«, sagte Nick und grinste zurück.

    Es war schon dunkel, als sie den Schuppen verließen. Nick schloss ab, er hatte schon vor Tagen ein Vorhängeschloss besorgt und benahm sich so, als ob der Schuppen tatsächlich seine Wohnung wäre. Dann fuhren sie auf ihren Rädern bis vor Nicks und Felix' Haus. Bei Stella brannte Licht, aber Nick und Ares taten so, als ob sie das nicht sähen und es sie gar nichts anginge. Felix ging ins Haus, Nick zögerte.
    »Willst du noch mal bei mir schlafen?«, fragte Ares.
    Nick schüttelte den Kopf. »Hab meiner Mutter versprochen, einen Tag vor der Schule wieder aufzutauchen. Obwohl ich nicht weiß, ob ich morgen zur Schule gehe.«
    »Wieso nicht?«
    »Na ja, wir haben das Konzept nicht. Müller-Stein wird ausrasten.«
    Ares nickte. »Kann dein Vater mich nicht auch noch krankschreiben? Ich fühl mich noch nicht fit für sieben Uhr aufstehen.«
    »Geht mir genauso.«

68
    Zuhause bei Ares war alles dunkel und er bereute, Nick nicht überredet zu haben, bei ihm zu schlafen. Er wollte nicht allein sein.
    Er öffnete die Tür und fand am Arbeitszimmer seines Vaters ein Post-it. Übernachte im Büro .
    So weit war es also schon. Im Büro stand nur ein großes Sofa, aber vermutlich würde sein Vater arbeiten, denn jeder in der Familie versuchte, sich in irgendeine Aktivität zu stürzen und die Ereignisse zu verdrängen.
    Ares würde jetzt gerne duschen, er war verschwitzt von der Probe und spürte den Staub des Übungsraums in seinem Mund. Er machte Licht in seinem Zimmer und sah sich um. Alles war wie immer und doch vollkommen verändert. Hier ausziehen? Unvorstellbar.
    Die Tür im Bad war verschlossen.
    »Helena?«
    Keine Antwort. »Hej, wie lange brauchst du noch?« Wieder nichts, vermutlich lag sie mit Kopfhörern in der Wanne. Ares war zwar genervt, aber auch erleichtert, dass sie da war, er würde später duschen. Er legte sich in sein Zimmer auf sein Bett und dachte nach. Versuchte herauszufinden, seit wann alles mit seinen Eltern schief gelaufen war? Aber er kam auf keine Sache, vielleicht seine Geburt, dann wäre ihm das wenigstens alles erspart geblieben.
    Er überlegte, Musik zu hören, aber selbst dafür war er zu deprimiert, obwohl ihm auch die Stille zusetzte.
    Er wachte auf, als er jemanden unten im Haus hörte. Seine Mutter? Sie war seit Tagen nicht mehr aufgetaucht, und vermutlich schon bei ihrem neuen Lover eingezogen. Ares richtete sich träge auf, hörte jemanden die Treppe hoch kommen und spähte vom Bett aus zu dem Spalt der offenstehenden Tür.
    »Hej, wie geht´s?«
    Es war Helena. Sie brachte den Geruch von Bier und Rauch mit.
    »Papa ist im Büro, oder? Warum liegst du hier im Dunkeln? Kann ich Licht anmachen?«
    Ares blinzelte, als sie das Licht einschaltete. Helena hatte Partyklamotten an und war stark geschminkt. Ihre Art damit umzugehen, es abzufeiern.
    »Wie spät ist es?«
    »Gleich eins.«
    »Ich bin eingeschlafen. Ich wollte eigentlich duschen und nur warten, bis das Bad frei ist.«
    »Wer ist denn drin?«, fragte Helena überrascht.
    Ares richtete sich auf und spürte ein seltsames Gefühl im Magen. Wer war im Bad, wenn Helena vor ihm stand?
    Helena lächelte. »Hast du eine Freundin hier?«
    »Nein!«
    Ares sprang auf und Helena sah ihn überrascht an. Es war nur eine Ahnung, aber sie war nicht gut. Vielleicht irrte er sich, bestimmt irrte er sich. Er stürzte in den Flur, und versuchte, die Badtür zu öffnen. Immer noch verschossen.
    Helena war ihm gefolgt.
    »Und wer ist dann im Bad? Mama?«
    »Seit drei Stunden?!«
    Für einen Moment standen sie beide vor der Badezimmertür, schweigend, ratlos. Und erinnerten sich. Sie hatten nur davon gehört und es nie so richtig verstanden. Damals war es auch im Bad passiert. Nun sortierte sich alles neu.
    Helena legte ihr Ohr an die Tür, lauschte.
    »Mama?! MAMA!«
    Sie sah panisch zu Ares. »Wir müssen da rein!«
    »Wie denn?«
    Während Helena versuchte, sich zu konzentrieren, stand Ares wie versteinert, als ob er so jeden weiteren Gedanken, das ganze Geschehen verhindern konnte,

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