Jupiter
Tauchanzug mit Gesichtsmaske an und gesellte sich zu Zeb, Lane und Egon im Simulationstank – unter Krebs’ unerbittlichem Kommando.
Wenn Sie eine Zelotin ist, dachte Grant, als er sich durch die Manöversimulationen des ersten Tages tastete, weiß sie es sehr gut zu verbergen. Sie benimmt sich, als sei diese Mission ihr persönliches Anliegen.
Vielleicht ist es so, antwortete eine innere Stimme. Wenn sie sich im Jenseits eine Belohnung dafür erhofft, dass sie uns alle zerstört, dann gibt es keine bessere Methode als die absolute Befehlsgewalt über die Mission…
Sehr bald aber war Grant viel zu beschäftigt, um an Krebs’ wahre Loyalität auch nur zu denken. Erbarmungslos trieb sie die Besatzung durch die Simulationsprogramme, angefangen mit der Abkoppelung von der Station bis zum Eintritt in die Jupiteratmosphäre.
»Hören Sie auf zu jammern! Wenn wir in diese Wolkenhülle eintauchen, werden Sie gar keine Zeit zur Entspannung haben«, fauchte Krebs sie an.
Während der ersten Simulationsphase arbeiteten sie mit den manuellen Steuerungselementen. Als das endlich überstanden war, erklärte Dr. Wo von seinem Posten in der Befehlszentrale: »Morgen werden Sie eintauchen und in Zhen g H e anstelle des Simulators arbeiten.«
»Bedeutet das, dass wir gut gearbeitet haben?«, fragte Grant aus seiner Gesichtsmaske.
Muzorawa lächelte und machte das Zeichen mit erhobenem Daumen. Aber Krebs sagte verdrießlich: »Es bedeutet, dass wir uns an den beschleunigten Zeitplan halten müssen, ohne Rücksicht darauf, wie schwach Ihre Leistung war.«
*
Das Eintauchen ängstigte Grant von Neuem, aber wenigstens konnte er sich diesmal ohne den Zwang und die Gewaltsamkeit der Sicherheitsbeamten damit auseinander setzen.
Ihm war kalt, als er mit den anderen im Zugangstunnel stand, bekleidet nur mit einem dünnen Turnanzug. Wir könnten genauso gut nackt sein, dachte er. Diese Turnanzüge verhüllen nichts. Er musste sich zwingen, den Blick von O’Haras Brüsten abzuwenden und die gekrümmte blanke Metallwand des Tunnels anzustarren.
Muzorawa ging zuerst durch die Luftschleuse, dann Lane. Das flaue Gefühl in Grants Magen verstärkte sich zu Übelkeit. Seine Beine schmerzten noch immer; wahrscheinlich würden sie es bis zu seinem Lebensende tun, wenn Karlstad und die anderen Recht hatten. Finde dich damit ab, dachte er bei sich. Es ist ein Kreuz, das du wirst tragen müssen. Er blickte zu Karlstad und sah, dass der genauso nervös und ängstlich war wie er selbst.
Die Luke zur Schleusenkammer öffnete sich. Nun war er an der Reihe. Grant zog sie weit genug auf, um in die leere, sargähnliche Schleuse zu steigen. Er bediente den Mechanismus, der die Luke schloss und versiegelte. Nun kam es darauf an, ruhig zu bleiben. »Der Herr ist meine Zuflucht und meine Stärke«, betete er.
Nur eine einzige, in die Decke eingelassene Fluoreszenzlampe beleuchtete die Schleusenkammer und die Kontrollleuchten an der Schalttafel. Die ölige Flüssigkeit begann in die luftdichte Kammer zu strömen, kalt wie der Tod. Grant biss die Zähne zusammen und presste beide Hände gegen die kalten Metallwände.
»Vater unser, der du bist im Himmel…«
Seine Füße hoben sich vom Boden, sein Kopf stieß an die Decke. Durch die dicke, schleimige Flüssigkeit konnte er die winzigen Kontrollleuchten an der Schalttafel erkennen, eine Reihe schwach glimmender grüner Punkte.
Die Flüssigkeit erreichte seine Achselhöhlen, seine Schultern, sein Kinn. Er presste die Lippen zusammen, als das kalte, haftende Perfluorcarbon über seinen Mund stieg. Er war in diesem Metallsarg gefangen, fror erbärmlich, ertrank in der schleimigen, fremdartigen Flüssigkeit. Seine Lungen brannten. Er musste atmen. Es geht schon, tadelte er sich. Hör auf, dich zu wehren, und lass es geschehen.
Er schloss die Augen und versuchte zu atmen. Und würgte. Seine Brust schmerzte, sein ganzer Körper verkrampfte sich. Der Schmerz in seiner Brust wurde unerträglich. Ich kann nicht atmen!, schrie er lautlos.
Und doch atmete er.
Hustend, spuckend, von reflexhaften Krämpfen geschüttelt, versuchte Grant seine Panik zu unterdrücken. Es beginnt mit dem Verstand. Du weißt, was geschieht; du verstehst den Prozess. Entspann dich. Nimm es hin. Hol tief Atem und nimm auf dich, was immer Gott dir zu ertragen aufgegeben hat.
Die Krämpfe nahmen ab, hörten ganz auf. Er konnte atmen, ohne zu würgen, ohne zu husten. Vorsichtig atmete er versuchsweise durch. Das Perfluorcarbon fühlte
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