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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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Krebs sie alle Schritte immer wieder ausführen. Es war der einzige Teil der Mission, der simuliert werden konnte. Niemand wusste, was zu erwarten war, sobald sie die dichte Wolkenatmosphäre durchstoßen hatten und in den Ozean eintauchen würden.
    Dr. Wo veränderte immer wieder den Innendruck der Tauchsonde, erhöhte ihn bis zum höchsten, konstruktiv vorgesehenen Wert und ließ ihn dann wieder absinken. Grant hätte nie gedacht, dass seine Ohren unter Wasser knacken könnten, aber sie taten es mehr als einmal.
    »Er will sehen, ob die Druckveränderungen sich nachteilig auf uns auswirken«, verriet Karlstad.
    »Mich stören sie«, gab Grant zu. »Die Druckveränderungen hinauf und hinunter sind verdammt unangenehm.«
    Krebs hatte ihnen beiden eine kurze Essenspause zugebilligt. Die Mahlzeiten an Bord der Zhen g H e bestanden darin, dass man zum Automaten an der Rückseite des Brückenraumes schwamm und einen der dort hängenden Plastikschläuche an das Ventil der intravenösen Eingangsöffnung anschloss. Grant schauderte es beim bloßen Gedanken daran, aber es schmerzte nicht und hatte den Vorteil, dass der Nährwert einer vollen Mahlzeit in nur wenigen Minuten dem Körper zugeführt wurde. Kein Kauen, kein Verdauen; die Nahrung war bereits verflüssigt und konnte vom Blutkreislauf in den Körper verteilt werden.
    »Wahrscheinlich will unser verehrter Direktor feststellen, ob die Druckveränderungen etwas mit Irenes Herzanfall zu tun hatten«, bemerkte Karlstad.
    »Ich dachte, das hätten die Amphetamine besorgt.«
    »Unter normalen Bedingungen hätte die Dosis, die sie nahm, nicht zum Tode geführt.«
    »Es war doch von einer sehr hohen Dosis die Rede«, sagte Grant.
    »Nicht so hoch… unter normalen Bedingungen wäre sie nicht tödlich gewesen.«
    »Aber sie hätte Irene desorientiert, nicht wahr? Sie dienstunfähig gemacht?«
    Karlstad setzte zur Antwort an, zögerte und fragte dann: »Glauben Sie, dass Irene versuchte, aus der Mission auszusteigen…«
    Die Signalglocke des Automaten ertönte – ziemlich dumpf in der Hochdruckflüssigkeit, die sie atmeten, und die Kontrollleuchte wurde rot.
    »Ihr Abendessen ist beendet«, sagte Karlstad unnötigerweise. »Wünschen Sie eine Nachspeise?«
    Mit einer Grimasse zog Grant den dünnen Plastikschlauch aus der Ventilfassung in seinem Hals. »Nachspeise ist inklusive«, sagte er in einem Versuch zur Munterkeit. »Keine Extraberechnung.«
    »Hören Sie auf mit dem Geplapper und gehen Sie wieder an Ihre Plätze«, knurrte Krebs.
    *
    Als die lange, anstrengende Simulation endlich zu Ende war, entließ Krebs nur O’Hara und Karlstad. Grant und Muzorawa blieben auf ihren Posten, während die beiden anderen ihre Kojen aufsuchten. Krebs selbst blieb auf der Brücke.
    Grant fragte sich, ob sie jemals schlief.
    Bald begann er sich zu fragen, ob Krebs ihn jemals schlafen ließ. Die Simulationen waren beendet, soweit er sehen konnte. In ihrer virtuellen Realität sanken sie durch die immer dichteren Schichten der Jupiteratmosphäre abwärts, bis die atmosphärischen Gase durch die enorme Schwerkraft des Planeten zum flüssigen Zustand komprimiert wurden. Da sie wenig über die Bedingungen unter der Atmosphäre wussten, gab es wenig zu simulieren – es sei denn, Wo überraschte sie mit irgendwelchen Fehlfunktionen und Defekten.
    Stattdessen verstrichen die Stunden so ereignislos, dass Grant gegen Langeweile ankämpfen musste. Seltsamerweise verspürte er kein Bedürfnis zu gähnen, wie es unter normalen Umständen der Fall sein würde. Vielleicht unterdrückte das Atmen dieser Brühe den Gähnreflex.
    Endlich kehrten Karlstad und O’Hara zur Brücke zurück.
    »Muzorawa und Archer in die Kojen«, befahl Krebs unnötigerweise. Grant schwebte bereits zu der Luke, die zum Schlafbereich führte, der ungefähr die Größe eines Schrankes hatte. Karlstad nannte ihn »die Katakomben.«
    Dann fügte Krebs hinzu: »Wenn Sie zurückkommen, werden wir uns mit den Bordsystemen verbinden.«
    Grant war zu müde, um sich Gedanken darüber zu machen. Er wollte nur seine vier Stunden Schlaf. Aber dann sah er Lanes Gesichtsausdruck: sie strahlte in erwartungsvoller Vorfreude.
    *
    Der Schlaf stellte sich nicht leicht ein. Sobald er die Augen schloss, wurde Grant von Neuem bewusst, dass er in diese kalte, dicke Flüssigkeit eingetaucht war und sie in seine Lungen sog, dass er sich in einer vollständig unnatürlichen Umgebung befand, so fehl am Platz wie ein Fisch auf einem Berggipfel. Die

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