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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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seltsam, nicht unangenehm, aber die Perfluorcarbon-Flüssigkeit ähnelte nichts, was seine Geschmacksknospen jemals in der Vergangenheit kennen gelernt hatten. Er hatte in seinem Gedächtnis keine Bezugspunkte dafür, nicht einmal auf der Ebene, wo der Instinkt regierte.
    »Zündung in zehn Sekunden«, sagte die synthetische Stimme des Computers. In Erwartung der Triebwerkszündung hielt Grant den Atem an.
    Und dann liefen die Triebwerke an. Grant fühlte sich von ihrer Kraft durchdrungen wie von der Brandungswelle eines Tsunami, die Kaimauern einreißt, Bäume entwurzelt, Gebäude wegschwemmt, Hügel einebnet und alles fortreißt, was in ihrer Bahn ist.
    Er biss die Zähne zusammen und setzte seine ganze Willenskraft ein, um nicht nachzugeben. Er war übermächtig! So sehr, dass er die Tauchsonde mit den bloßen Händen auseinander reißen konnte. Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er in das flammende Plasma blicken, das aus den Austrittsöffnungen der Triebwerke schoss, die Energie fühlen, die aus dem Fusionsgenerator strömte, als wären es seine eigenen Muskeln, die ihre Sonde tief in die Wolkenhülle Jupiters hineintrieben, hinab ins Unbekannte, jenseits der Reichweite jeder Hilfe, jedes Verständnisses der jämmerlichen, gebrechlichen zweibeinigen Affen, die sich an die Muschelschale der Orbitalstation klammerten.
    Draußen begann ein Wind zu heulen und zu kreischen, als protestiere er gegen ihren Eintritt in die Atmosphäre. Grant lachte in sich hinein. Nur zu, tu was du willst!, forderte er Jupiter heraus. Die Kraft der Triebwerke war seine eigene Kraft, sein eigener Körper stand gegen die blinde Wut dieser fremden Welt. Die Tauchsonde schwankte und wurde von Stößen hin und her geworfen, blieb aber auf ihrem Kurs und drang tiefer in die Wolkenhülle ein. Grant fühlte sich wie ein erbarmungsloser Eroberer, der sich einer heftig widerstrebenden Frau aufzwang. Er vergewaltigte Jupiter, und wie dieser auch widerstand, er war zu mächtig, zu rücksichtslos, um Barmherzigkeit oder Zurückhaltung zu zeigen.
    Plötzlich schalteten sich die Triebwerke ab. Grant fühlte es wie einen Schlag in die Magengrube. Er keuchte, würgte beinahe. Einen endlosen Augenblick stand er schwankend in den Fußschlaufen, die Hände zu Fäusten geballt. Er war entsetzt über seine eigenen Gedanken, seine Empfindungen. Schuldgefühl, Scham und Schrecken über die primitive, in ihm vergrabene Wildheit peinigten seine Seele. Er konnte den Wind lauter kreischen hören, als der Sturz der Tauchsonde durch die tiefe Atmosphäre andauerte. Er fühlte, wie die Außenhaut durch die Reibungshitze weißglühend aufleuchtete.
    Sie stürzten jetzt durch die tiefe Atmosphäre, angezogen von der mächtigen Schwerkraft Jupiters, keine Eroberer mehr, sondern bescheidene Diener, die der massiven Anziehungskraft des Planeten gehorsam waren.
    Grant öffnete die Augen und blickte zu den Bildschirmen über Muzorawas Konsole, wo die Aufzeichnungen der Sensoren zu sehen waren. Sie stürzten durch einen Strudel wirbelnder Wolken. Zeb stand wie erstarrt davor, den Blick gebannt auf die Bildschirme gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt.
    Vorsichtig und verstohlen, ohne Befehl, stellte er wieder die Verbindung mit Zebs Sensoren her und fühlte plötzlich die weißglühende Hitze ihres überschallschnellen Eintritts in diese dichte, turbulente Atmosphäre. Die Tauchsonde zitterte und bockte, geschüttelt von den Stößen der Orkanwinde, und verwandelte die Wolken ringsum in kochenden Dampf, in brennende Gase, die ihnen wie ein langer Kometenschweif folgten.
    Wieder übermannte ihn die Wildheit des primitiven Instinkts. Am liebsten hätte er den brennenden Gasen, die ihre Sonde einhüllten, seinen Trotz entgegengeschrien. Ihr könnt uns nichts anhaben!, knurrte er in sich hinein. Du kannst nur tun, was wir wollen, sagte er dem Riesenplaneten. Wir gebrauchen dich, gebrauchen deine dichte Atmosphäre, um uns genug zu verlangsamen, dass wir in deine See eindringen und deine Geheimnisse entdecken können.
    Jupiter dachte anders darüber. Die Tauchsonde schwankte seitwärts, taumelte, als sie von ungeheuren Windgeschwindigkeiten gebeutelt wurde. Grant taumelte, wurde gegen die Konsole geworfen und wäre durch den Brückenraum gesegelt, wenn er nicht in den Fußschlaufen verankert gewesen wäre. Er musste sich mit beiden Händen an der Konsole festhalten, um nicht noch einmal gegen sie geschleudert zu werden.
    Die Sonde verlangsamte. Grant fand sein

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