Jupiter
Dann zeigte sie auf Grant und befahl: »Zwanzig Prozent Schubverstärkung.«
Grant reagierte automatisch und fühlte sofort die Verstärkung der Antriebsenergie. Es war ein gutes Gefühl, stark und richtig. Jenseits von O’Hara, die mit unsicherem Stirnrunzeln an ihrem Platz stand, blickte Karlstad beunruhigt zu ihm herüber.
Die Brücke schien sich merklich zu neigen. Muzorawa meldete: »Bahnneigungswinkel übersteigt zwanzig Grad… fünfundzwanzig…«
»Es ist unnötig, den Neigungswinkel auszurufen«, erwiderte Krebs. »Wir gehen mit maximaler Sinkgeschwindigkeit in den Ozean.«
Muzorawa zögerte einen Moment, sagte dann: »Kapitän, der Direktor hat uns den Abbruch der Mission befohlen.«
»Ich bin mir dessen bewusst«, sagte Krebs in scharfem Ton. »Ich habe entschieden, dass wir früher als geplant in den Ozean eindringen.«
»Sollten wir Dr. Wo nicht antworten?«, fragte O’Hara.
»Wie können wir?«, sagte Krebs. »Wir sind jenseits der Möglichkeit direkter Kommunikation.«
»Aber wir können doch…«
»Wir sind jenseits der Möglichkeit direkter Kommunikation«, wiederholte Krebs mit eiserner Härte in der Stimme. »Wir haben den Befehl zum Abbruch der Mission nie erhalten, also können wir ihn nicht bestätigen.«
Grant bewunderte sie. Entgegen dem Befehl der IAB ließ sie sich nicht von der Mission abbringen. Zeb sah besorgt aus, aber er sagte nichts. Es hatte keinen Sinn, über eine bereits getroffene Entscheidung zu argumentieren.
Krebs sagte zu O’Hara: »Ihre Kommunikationspflichten sind beendet. Behalten Sie einen offenen Kommunikationskanal nur zur Überwachung eingehender Botschaften. Wir werden auf Botschaften von der Station nicht antworten.«
Lane schien zwischen den gleichen widersprüchlichen Empfindungen zu schwanken, die Grant beschäftigten: Besorgnis wegen des offenen Ungehorsams gegen den Stationsdirektor rang mit dem Verlangen, die Mission fortzusetzen.
»Sie werden von nun an die Steuerung der Sonde übernehmen, O’Hara. Unter meinem direkten Befehl, versteht sich.«
»Ja, Kapitän«, sagte Lane mit tonloser Stimme.
»Bahnneigungswinkel von dreißig Grad beibehalten.«
»Ja, Kapitän«, wiederholte Lane. Mit wenigen Handgriffen hatte sie das Navigationsprogramm auf ihre Konsole heruntergeladen.
Grant blickte zu Muzorawa; er schien besorgt, und Karlstad schien nicht nur geschockt, sondern ängstlich.
Aber niemand sagte ein weiteres Wort. Grant fand, dass er über Krebs’ Entscheidung, den Befehl zu missachten, froh war. Es war offensichtlich, dass Dr. Wo gezwungen gewesen war, den Rückrufbefehl zu senden. Aber sie waren hier, kurz vor dem Eintauchen in den Ozean und würden ihre Mission erfüllen, und weder Wo noch die IAB noch die Neue Ethik konnten sie aufhalten. Grant grinste in sich hinein, erfüllt von freudiger Erwartung.
O’Hara meldete die Bereitschaft ihrer Konsole, und Krebs stieß sich ab und kam zu ihr herunter, um neben O’Hara Aufstellung zu nehmen, einen Fuß in der Schlaufe. Sie zeigte auf den kleinen Bildschirm in der oberen linken Ecke der Konsole und sagte: »Halten Sie diesen Kanal offen für eingehende Nachrichten. Von uns werden keine Botschaften hinausgehen, solange ich es nicht eigens anordne. Verstanden?«
»Verstanden.«
Sie wandte sich zu Muzorawa und sagte: »Bereiten Sie eine Datenkapsel für den Abschuss vor.«
»Ja, Captain.«
Krebs langte an O’Hara vorbei und schaltete das Mikrofon ein, sagte dann in ruhigem, nüchternem Ton: »Datenkapsel Nummer eins. Wir haben die Wolkenhülle durchdrungen und gehen in den Ozean nieder. Alle Systeme funktionieren normal, ausgenommen die Kommunikation, die durch unerwartete elektrische Interferenzen in der Jupiteratmosphäre vollständig blockiert ist. Da wir außer Stande sind, Botschaften zu empfangen oder zu senden, werden wir unsere Mission wie geplant fortführen und nach Bedarf durch Datenkapseln Meldung machen.«
Dann wandte sie sich zu O’Hara und fragte: »Haben Sie das aufgezeichnet?«
»Aufgezeichnet«, bestätigte Lane.
»Die Kapsel ist abschussbereit«, meldete Muzorawa.
»Gut. Abschießen!«
Nichts geschah. Plötzlich wurde Grant klar, dass es seine Aufgabe war, die Kapsel abzuschießen. Zu spät. Krebs zog ihren Fuß aus der Schlaufe und fuhr zornig herum.
»Archer!«, blaffte sie. »Archer, wo sind Sie?«
Verdutzt stammelte er: »Ich… ich bin hier, Captain.«
Krebs kam wie die leibhaftige Nemesis auf ihn zu. »Warum stehen Sie einfach da? Schießen Sie die
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