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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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wahrscheinlich allesamt Leute von Ihrer Neuen Ethik oder meinetwegen der Jünger Gottes.«
    »Egal, was sie wollen, ich möchte mit der Mission weitermachen«, erklärte Grant. »Sie nicht?«
    »Gewiss. Aber was geschieht, wenn wir zur Station zurückkehren? Wie, glauben Sie, werden diese Inspektoren uns behandeln? Befehlsverweigerung wird auch Meuterei genannt, wissen Sie.«
    Grant blieb der Mund offen stehen. Meuterei?
    Das Glockensignal ertönte. Seine Zeit war abgelaufen.
    »Hören Sie auf mit dem Gemurmel«, rief Krebs ihnen zu. »Legen Sie sich schlafen, alle beide.«
    Grant zog den Nahrungsschlauch aus dem Anschluss am Halsventil. Meuterei? Würde man sie nach ihrer Rückkehr als Meuterer behandeln?
3. STURMGEPEITSCHT
    Grant schlief unruhig. Er träumte, dass er von einer Riesenhand geschüttelt wurde, die ihn erbarmungslos herumstieß. Er fuhr aus dem Schlaf auf und fand, dass es kein Traum war. Die Sonde stieß und bockte und taumelte, als wäre sie zwischen die Kiefer eines wütenden Riesenhundes geraten und wurde zu Tode geschüttelt.
    Als er aus der engen Koje glitt, stieß er sich die Schulter, und als er gleich darauf aufstand, schlug er sich das Schienbein an. So tief in der Atmosphäre sollte es keine derartigen Turbulenzen geben, sagte er sich. Vielleicht waren sie jetzt im Ozean! Es könnten turbulente Strömungen flüssigen Wassers sein. Er wünschte, er hätte Gelegenheit gehabt, seine Kartierungen in der Abteilung für Flüssigkeitsdynamik vollständiger auszuarbeiten. Die Wahrheit war, dass weder er noch sonst jemand im Sonnensystem mehr als vage Vorstellungen davon hatte, wie es in dieser Tiefe auf dem Jupiter zuging, wo die Atmosphäre fließend in den Ozean überging.
    Er wankte durch die Lukenöffnung zum Brückenraum. Dass die Zheng He ähnlich einer Zwiebel aus mehreren Schalen konstruiert war, von denen die innerste die Besatzung beherbergte, war ihm bekannt. Zwischen jeder Metallschale war eine unter Druck stehende Flüssigkeit, die mithalf, die starren Metallschalen gegen den gewaltigen Druck von außen zu schützen und durch Turbulenzen verursachte Vibrationen zu dämpfen.
    Wenn sie hier im Kern der Tauchsonde so schwer herumgestoßen wurden, dachte Grant, als er zu seiner Konsole wankte, musste draußen ein gewaltiger Sturm toben.
    Der Große Rote Fleck! Barmherziger Gott, dachte Grant, sind wir in den Großen Roten Fleck geraten? Er stellte sich vor, wie die kleine Sonde in den Rachen eines überwältigenden Wirbelsturms gerissen und wie ein zerbrechliches Blatt zermalmt wurde.
    »Was tun Sie da?«, fuhr Krebs ihn an, als Grant sich daran machte, seine Verbindungen anzuschließen.
    »Ich schließe mich an, Captain«, antwortete er.
    »Mr. Archer, habe ich Ihnen befohlen, Ihre Ruheperiode abzukürzen?«
    »Nein, aber mit dem Sturm…«
    »Sie sollten ruhen.«
    »Aber ich dachte…«
    »Befolgen Sie meine Befehle, Mr. Archer! Ich bin durchaus imstande, die Sonde ohne Ihre Hilfe unter Kontrolle zu halten.«
    Grant schwebte vor seiner Konsole. Drei optische Fasern waren mit seinen Implantaten verbunden, die anderen tanzten in der Flüssigkeit vor ihm. Muzorawa und O’Hara waren auf ihren Positionen und vollständig angeschlossen. Zeb warf ihm einen Blick zu und lächelte freundlich, Lane konzentrierte sich auf ihre Konsole, wo ihre Finger gewandt über die Tastatur flogen.
    »Kehren Sie in Ihre Koje zurück, Archer!«, befahl Krebs. »Wenn ich Ihre Hilfe brauche, werde ich Sie rufen.«
    Beschämt löste Grant die Verbindungen und schwamm die wenigen Meter zur Luke. Die Sonde sackte heftig durch, und er musste sich am Lukenrand festhalten, um nicht mit Krebs zusammenzuprallen, die in der Mitte des Brückenraumes schwebte. Er blickte über die Schulter und sah, dass sie lächelte. L ä chelte!
    Sie hatte ihre Freude an der Turbulenz, war mit allen Bordsystemen verbunden und ritt diesen Sturm scheinbar mit Vergnügen ab.
    Er erinnerte sich, wie ihm zumute gewesen war, als sie die Wolkendecke erreicht hatten: der Kitzel von Macht, die Erregung, mit dem Generator und den Triebwerken der Sonde vereint die turbulenten Stürme Jupiters zu überwinden. Wie musste es sich anfühlen, mit der ganzen Tauchsonde und ihren sämtlichen Systemen verbunden zu sein, während sie sich durch einen Sturm kämpfte? Die Kraft der Triebwerke, die die Zhen g H e auf Kurs hielten, die Entladungen elektrischer Energie, die übermenschlichen Wahrnehmungen durch die Sensoren. Sie musste jedes Zittern des Rumpfes als

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