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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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meldete sich zu Wort: Sei vorsichtig. Lass dich von alledem nicht überwältigen. Du musst Geistesgegenwart und Wachsamkeit bewahren. Verliere dich nicht an Eindrücke und Empfindungen.
    Wie wurde Krebs damit fertig? Wie konnte sie Stunde um Stunde an ihrer Konsole ausharren und sich nicht vollständig dieser Erfahrung hingeben? Wie konnte sie ruhig und vernünftig bleiben, wenn sie ständig all diesen Wahrnehmungen ausgesetzt war?
    »Sie schläft.«
    Karlstads Flüstern erreichte Grant durch dessen inneren Aufruhr. Er stutzte, wandte den Kopf zu Karlstad, der zwei Konsolen entfernt stand.
    Es dauerte ein paar Herzschläge, bis Grant sich erinnerte, wo und wer er war. Mit einem Gefühl verlorener Freude und verzweifelter Entschlossenheit zwang er die sensorischen Wahrnehmungen der Bordsysteme in den Hintergrund seines Bewusstseins.
    »Sie schläft«, wiederholte Karlstad und zeigte mit einem Daumen über die Schulter.
    Grant sah, dass Krebs’ Augen geschlossen waren. Sie trieb, leicht bewegt von der Strömung, die durch die Umwälzpumpe erzeugt wurde, an ihren Anschlüssen, die sie mit den Verbindungsstellen an der Decke verbanden, schlief aber allem Anschein nach fest. Welche Träume musste sie haben, wenn sie ständig mit allen Bordsystemen verbunden blieb? Das würde wohl immer ihr Geheimnis bleiben.
    »Jetzt ist es Zeit«, wisperte Karlstad und tippte an seine Konsole.
    »Tun Sie es nicht!«, zischte Grant.
    Karlstad warf ihm nur einen mitleidigen Blick zu, während seine Finger schon die Eingabe bearbeiteten.
4. LEVIATHAN
    Dem Tode nahe, trieb Leviathan im kalten, leeren oberen Abgrund, hoch über seinem gewohnten Lebensbereich im Ozean. Es bedurfte einer Willensanstrengung, um seine Teile zusammen zu halten und zu verhindern, dass sie spontan den Verbund auflösten.
    Wir müssen zusammenbleiben, wiederholte er mehrmals. Wenn wir auseinander brechen, wird jeder unserer Teile absterben, ob wir knospen oder nicht. Wir werden Nahrung für die Aasfresser sein, die in den heißen dunklen Tiefen warten. Gemeinsam können wir überleben. Wenn wir lange genug zusammenbleiben können, werden wir vielleicht Nahrung finden.
    Aber auf dieser Ebene war der Ozean kalt und öde. Legenden berichteten von Ungeheuern, die in dieser kalten Leere ihr Unwesen trieben, gleitende, sich schlängelnde Bestien, die einander auflauerten und keinen von Leviathans Art verschmähten, der töricht genug war, bis in diese Höhe aufzusteigen.
    Leviathan hielt diese Berichte für bloße Legenden, die von den Alten verbreitet wurden, um die Jungen von Versuchen abzuschrecken, zu weit aus den sicheren Regionen der See aufzusteigen.
    Es war Zeit, in die wärmeren Regionen zurückzukehren, wusste Leviathan. Aber er konnte seine Auftriebsglieder nicht zwingen, sich zusammenzuziehen. Sie hatten nicht mehr die Kraft, das Gas auszustoßen, das sie füllte. Es erforderte Energie, ihre Muskeln zur Kontraktion zu bewegen, und absterbende Glieder hatten keine Energie, mit der sie arbeiten konnten.
    Kälte und Leere umgaben ihn. Leviathan fühlte, wie ihm die Kontrolle über die äußeren Glieder zu entgleiten begann. Eine Einheit gepanzerter Haut löste sich spontan ab. Statt der verheißenen Freude des Knospens fühlte Leviathans Geist sich von einer unbeherrschbaren Woge des Kummers überrollt. Wir zerfallen. Wir werden alle hier sterben, allein, um niemals zu knospen, niemals neues Leben zu erzeugen.
    Drei der Flagellenmitglieder brachen unvermittelt aus und flatterten orientierungslos in der kalten Strömung. Leviathan erkannte, dass das Ende nahe war. Sobald die lebenswichtigen Organmitglieder sich ablösten, würde seine Existenz beendet sein, ohne das Wissen, dass seine Teile neue Knospen erzeugen und neue Mitglieder schaffen würden, die sich in einem Nachkommen zusammentun könnten.
    Die Symmetrie würde zerbrechen. Der immerwährende Zyklus des Lebens, das durch Knospung neues Leben hervorbrachte, würde enden. So sollte es nicht sein, das wusste Leviathan. Es war ihm nicht gelungen, die Symmetrie zu erhalten.
    Ein Sinnesorgan begann heftig zu zittern, der erste Schritt in seiner Loslösung. Leviathan konnte es nicht verhindern.
    Und doch…
    Das Sinnesorgan hörte plötzlich auf zu flattern und wurde still. Es sandte ein Bild in Leviathans Gehirn. Ein Ungeheuer. Ein langes, flaches, vielarmiges Wesen glitt lautlos auf Leviathan zu, erfasste die losgelösten Glieder mit seinen Fangarmen und stieß sie in eine runde, schnappende Mundöffnung, die

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