Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
Kapsel ab! Worauf warten Sie noch?«
    »Ah… ja, Captain«, stotterte Grant. Verzweifelt suchte er sich an die Kommandosequenz für das Abschussprogramm zu erinnern.
    Die Kapseln mussten manuell abgeschossen werden, so viel erinnerte er; sie waren nicht in die Biochip-Verbindung mit eingeschlossen.
    Mit nervös fummelnden Fingern rief er das Abschussprogramm ab. Es war ziemlich einfach, sah er, aber da Krebs wie ein schwelender Vulkan kurz vor dem Ausbruch über seine Schulter sah, waren zwei Versuche nötig, bevor Grant die Befehle in die richtige Reihenfolge brachte. Der Abschuss der Kapsel ging wie ein Prickeln durch seinen Körper. Er erinnerte Grant daran, wie er in einem atemlosen Hochgefühl die Skiabfahrt für Fortgeschrittene in den winterlichen Wasatch Mountains gewagt hatte.
    Bis Krebs knurrte: »Was gibt es da so einfältig zu lächeln, Archer? Kommen Sie zu sich.«
    Es kostete eine große Willensanstrengung, aber Grant schaffte es.
    *
    Stunden vergingen, und die Sonde sank noch immer zur See hinab. Krebs brachte die Aufzeichnungen verschiedener Sensoren auf den großen Bildschirm, aber alle zeigten nichts als leeren, einförmigen Dunst, grau in grau, ohne Farbe, leer und tot.
    Bis Muzorawa »Da!«, rief.
    »Was?«
    »Moment, ich verstärke schnell die Vergrößerung«, murmelte Zeb, die Finger auf der Tastatur. »Da. Sehen Sie?«
    »Schnee«, sagte Grant. Weiche weiße Flocken segelten durch den Dunst. Es sah schön aus, wie zu Hause.
    »Nicht Schnee«, sagte Karlstad. »Organische Stoffe. Sie bilden sich in den Wolken und regnen ab.«
    »Manna vom Himmel«, sagte O’Hara.
    Muzorawa schmunzelte. »Es ist nur Nahrung, wenn es in der See Lebewesen gibt, die das Zeug essen. Andernfalls ist es bloß organischer Schnee.«
    Grant dachte an die entfernten, schattenhaften Umrisse, die Dr. Wo ihm von der Aufzeichnung der ersten Mission gezeigt hatte. Lebensformen? So groß wie Städte? Kilometerlang? Es schien unmöglich.
    »Karlstad und Archer, Ruheperiode«, sagte Krebs. »Abtrennen, essen und vier Stunden schlafen.«
    Grant musste seine Hand zwingen, die Verbindung abzuschalten. Plötzlich war er nicht mehr mit der Tauchsonde verbunden und wieder allein in seinem eigenen Körper. Verdrießlich zog er die optischen Fasern aus den Biochips in seinen Beinen und verstaute sie, dann schwamm er zum Nahrungsspender.
    Karlstad schloss bereits den Schlauch an die Ventilöffnung in seinem Hals an. »Anstellen zur Armensuppe«, sagte er, als er die Pumpe des Nahrungsspenders einschaltete.
    Auch Grant hängte sich an den Schlauch. Diese Art von Nahrungsaufnahme bot keine Befriedigung. Er schien niemals Hunger zu verspüren, wahrscheinlich weil die Perfluorcarbon-Flüssigkeit dafür sorgte, dass sein Magen gefüllt blieb. Aber es gab keinen Genuss, wie man ihn beim Essen haben konnte. Keinen Geschmack, kein Aroma.
    Karlstad beugte sich näher, sodass er Grant beinahe berührte, und flüsterte: »Haben Sie bemerkt, dass Krebs Sie nicht finden konnte?«
    »Was?«
    »Als Sie die Datenkapsel abschießen sollten. Sie waren direkt vor ihr, nicht weiter als drei Meter entfernt, und Krebs konnte Sie nicht sehen.«
    Grant erinnerte sich. »Ja, das war unheimlich.«
    »Sie war nahe an einer Panik.«
    Grant blickte über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Krebs nicht in der Nähe war, und flüsterte: »Sie hat eine komische Art, mich anzusehen.«
    »Uns alle.«
    »Was kann der Grund sein?«
    »Zeitweilige Perioden von Blindheit, vielleicht.«
    »Sie ist blind?«
    »Vielleicht. Kurzzeitige Ausfälle der Sehkraft. Ich stelle es mir so vor, dass ihr Sehvermögen immer wieder für einige Sekunden oder auch länger aussetzt.«
    »Ist sowas möglich?«
    Karlstad deutete ein Achselzucken an. »Ich weiß nicht. Ich werde sehen, ob ich was in der medizinischen Bordbibliothek finden kann.«
    »Könnten die Implantate ihr Sehvermögen beeinträchtigen?«
    »Könnte sein. Schlimmer aber ist ihre Weigerung, den Abbruchbefehl des Direktors zu befolgen.«
    Die Glocke des Nahrungsspenders läutete. Karlstad zog den Zuleitungsschlauch aus seinem Hals wie ein Mann, der sich von einem Blutegel befreit.
    Grant sagte: »Darin bin ich auf ihrer Seite. Wo sollte diese Mission nicht abbrechen, nur weil eine Untersuchungskommission der IAB es verlangt.«
    Karlstad zog die Brauen hoch. »Sie? Der Rechtgläubige? Sind Sie jetzt bereit, Häresie zu begehen?«
    »Das hat nichts mit Religion zu tun!«
    »Von wegen. Diese IAB-Inspektoren sind

Weitere Kostenlose Bücher