Jupiter
Grant.
Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Man hat Ihnen nicht einmal Gelegenheit gegeben, Ihre Uhr umzustellen?«
Grant merkte, dass er diese Art von Sicherheitschef mochte. Er glaubte sogar, dass die Unterweisung ihm Spaß machen würde.
9. » UNSERE INTELLEKTUELLEN VETTERN «
Er täuschte sich. Sobald sie anfing, die Sicherheitsbestimmungen der Station zu erläutern, wurde O’Hara streng geschäftlich. Sie brachte eine erstaunliche Menge von Bestimmungen, Einschränkungen und Verboten auf den Bildschirm, erläuterte sie und prüfte anschließend durch gezielte Fragen, wie weit Grant sich ihre Instruktionen eingeprägt hatte.
Zuletzt entließ sie Grant mit einem zögernden: »Das wird genügen müssen, denke ich«, aber nur um hinzuzufügen, dass die Cafeteria in fünfzehn Minuten aufhören würde, das Abendessen zu servieren.
»Ich weiß nicht, wo die Cafeteria ist«, jammerte Grant.
»Gehen Sie vor der Tür nach rechts und folgen Sie Ihrer Nase«, sagte O’Hara.
Grant stand auf und reckte sich, steif vom langen Sitzen auf dem unbequemen Stuhl.
»Sie sollten sich beeilen«, sagte O’Hara.
»Was ist mit Ihnen? Essen Sie nichts?«
Sie seufzte. »Doch, ich hoffe es. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Laufen Sie nur zu!«
*
Grant folgte dem Rat und machte auf dem Weg zur Cafeteria nur einmal Halt, um an einem der öffentlichen Videophone die genaue Lage seines Ziels zu erfahren.
Als er sich der geschäftigen, voll besetzen, von Stimmengewirr und Geschirrgeklapper erfüllten Cafeteria näherte, merkte er, dass er seinen Ohren hätte folgen können. Zum ersten Mal seit Verlassen der Heimat fand Grant sich in einer vertrauten Umgebung. Die Düfte richtigen gekochten Essens statt der durch Mikrowelle erhitzten Fertiggerichte, die er an Bord des Frachters bis zum Überdruss gegessen hatte, trieben ihm beinahe Freudentränen in die Augen.
Die Cafeteria umfasste einen offenen Bereich zu beiden Seiten des Hauptkorridors. An den Rückwänden beider Seiten waren offene Küchenabteilungen hinter langen Büfetts zur Essenausgabe und Getränkeautomaten. Ein paar andere Spätankömmlinge standen mit Tabletts in den Händen vor den Essenausgaben und stellten ihre Abendmahlzeiten zusammen. Die Auswahl schien auf beiden Seiten gleich zu sein. Der gesamte teppichbelegte Bereich mit Ausnahme des vom Korridor beanspruchten Raums wurde von zwanglos gruppierten Tischen eingenommen. Leute gingen hin und her, suchten freie Tische, hielten Ausschau nach Freunden.
Grant kannte keinen Menschen in dieser Menge. Obwohl manche Tische schon geräumt waren, mussten mehr als hundert Männer und Frauen in der Cafeteria versammelt sein, schwatzten, aßen, lachten, lärmten – und alle waren ihm fremd.
Dann sah er Egon Karlstad mit zwei Frauen und einem muskulös aussehenden Schwarzen an einem Tisch sitzen. Aber am betreffenden Tisch gab es keine leeren Stühle, und Grant ging zur Essenausgabe und nahm sich ein Tablett. Als Neuling musste er sich damit abfinden, allein oder mit Fremden zu essen. Seine Stimmung hob sich rasch, sobald er die Qualität und Vielfalt der angebotenen Speisen sah. Die Fleischgerichte waren unzweifelhaft Sojaderivate, aber das Gemüse sah frisch und knackig aus, und die Früchte schienen direkt aus dem Garten Eden zu kommen, so köstlich und verlockend sahen sie aus.
Grant folgerte, dass die Blumen auf Dr. Wos Schreibtisch echt waren. Die Leute hier mussten ausgedehnte Hydrokulturen betreiben.
Er belud sein Tablett, nahm den größten Becher mit Sojamilch, den der Getränkeautomat anbot, und wanderte auf der Suche nach einem Platz durch das Labyrinth der Tische.
»Archer!«, rief jemand. »Grant Archer! Hierher.«
Er wandte den Kopf und sah Karlstad aufstehen und ihm winken. Dankbar und erleichtert steuerte er den Tisch an.
»Ich möchte nicht stören…«, sagte er lahm, als er vor ihnen stand. Alle vier Plätze waren noch belegt.
»Unsinn«, erwiderte Karlstad, zog einen Stuhl vom nächsten Tisch heran und erschreckte dabei das Paar, das dort in ein Gespräch vertieft die Köpfe zusammensteckte.
Vorsichtig schob Grant sein Tablett auf den Tisch und ließ sich auf dem Stuhl nieder. »Vielen Dank«, sagte er.
Er nahm Teller und Becher und Besteck vom Tablett, dann schob er dieses unter seinen Stuhl, wie er es bei den anderen beobachtet hatte. Ei wollte ein kurzes, stilles Tischgebet sagen, aber Karlstad unterbrach ihn.
»Ursula Neumann«, sagte er und zeigte auf die verdrießlich
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