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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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»Warum werden sie Clarkes Medusen genannt? Sie haben keine Ähnlichkeit mit den im Meer treibenden Medusen auf Erden.«
    »Sie sind ungefähr tausendmal so groß«, sagte Neumann, »und sie treiben durch die Jupiteratmosphäre, nicht den Ozean.«
    Muzorawa sagte: »In der Atmosphäre gibt es eine faszinierende Ökologie. Zum Beispiel Segler, die auf den Medusenballonen nisten. Sie verbringen ihr ganzes Leben in der Höhe und berühren niemals die Oberfläche des Ozeans.«
    »Aber es ist eine verstümmelte Ökologie«, bemerkte Karlstad. »Sie beginnt sich gerade erst von der Shoemaker-Levy-Katastrophe zu erholen.«
    Grant war momentan verwirrt, dann fiel ihm ein, dass der Komet Shoemaker-Levy 9 Jupiter mit der Gewalt von Tausenden von Wasserstoffbomben getroffen hatte.
    »Das ist doch bald ein Jahrhundert her«, meinte er. »Sind die Auswirkungen noch spürbar?«
    Karlstad nickte. »Damals müssen Gott weiß wie viele Arten ausgelöscht worden sein.«
    »Aber das Manna wurde nicht beeinträchtigt«, sagte Hideshi.
    »Manna?«
    »Die organischen Verbindungen, die sich in den Wolken bilden«, erklärte Karlstad. »Sehr komplizierte Molekülverbindungen, die langsam abwärts in den Ozean sinken.«
    »Haben Sie im Ozean Lebensformen gefunden?«, fragte Grant.
    Die Vier sahen einander an, dann sagte Karlstad: »Offiziell – nein.«
    Grant vergaß das Abendessen auf dem Teller vor sich. »Aber inoffiziell?«, fragte er.
    Bevor der andere antworten konnte, trat ein untersetzter rothaariger Mann mit buschigem ziegelrotem Schnurrbart an den Tisch und ließ Karlstad eine Hand auf die Schulter fallen. »Na, Leute, wie geht’s? Ist das der neue Mann?«
    Karlstad nickte. »Grant Archer«, sagte er. »Grant, dies ist einer der wichtigsten Männer in der Station: Rodney Devlin.«
    »Besser bekannt als Red Devil«, ergänzte Neumann trocken.
    »Sehr erfreut, Grant«, sagte Devlin und streckte ihm die Hand hin. »Nennen Sie mich einfach Red.«
    Aus Devlins weißer, speisefleckiger Jacke schloss Grant, dass er ein Koch oder jedenfalls in der Cafeteria beschäftigt sei.
    »Red ist hier der Chef«, erklärte Karlstad.
    »Eine übertriebene Stellenbeschreibung, wenn ich je eine gehört habe«, bemerkte Hideshi.
    »Mehr als das«, fuhr Karlstad unbeirrt fort. »Red ist der Mann, zu dem Sie gehen müssen, wenn Sie etwas brauchen – von Toilettenpapier bis zu Sexvideos. In Wirklichkeit betreibt Red diese Station.«
    Muzorawa lächelte. »Dr. Wo weiß das nicht, natürlich.«
    »Sagen Sie das nicht, Zeb«, erwiderte Devlin. »Grant, wenn Sie was brauchen, kommen Sie zu mir. Ich werde mich um Sie kümmern. In Ordnung?«
    Die anderen nickten alle oder murmelten zustimmend und Devlin klopfte Grant auf den Rücken, dann ging er weiter zum nächsten Tisch.
    Grant wandte sich wieder seinen Tischgenossen zu. »Ist er hier wirklich so wichtig?«
    »Das können Sie getrost glauben«, sagte Neumann.
    »Er ist hier wirklich der maßgebliche Mann?«
    »Inoffiziell«, sagte Muzorawa. »Red ist ein Organisator.«
    »Ein Förderer«, sagte Karlstad.
    »Jede Organisation hat einen«, fuhr Muzorawa fort. »Jede Organisation braucht einen: eine Person, die den Dienstweg umgehen kann, die es versteht, zwischen den vorgeschriebenen Bahnen zu operieren.«
    »Ein Beschaffer«, sagte Neumann.
    »Förderer«, beharrte Karlstad, »ist ein besseres Wort.«
    Neumann zuckte die Achseln, als sei es ihr nicht wichtig. Grant merkte, dass sie Devlin nicht mochte.
    Dann fiel ihm das unterbrochene Gespräch ein. »Kehren wir dahin zurück, wo wir stehen geblieben waren… Sie sagten, es gäbe Leben in Jupiters Ozean?«
    »Nicht so laut, bitte!«, raunte Muzorawa.
    Karlstad beugte sich über den Tisch zu Grant. »Das Einzige, was wir Ihnen sagen können, ist, dass einige der Tiefensonden dort unten Objekte aufgezeichnet haben, die sich umherbewegen«, flüsterte er.
    »Objekte? Lebewesen?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Muzorawa mit gedämpfter Stimme. Mit einem Blick zu Karlstad fügte er hinzu: »Und wir haben keine Erlaubnis, darüber zu sprechen, es sei denn, Sie können als Geheimnisträger eine Unbedenklichkeitserklärung vorweisen.«
    Grant ließ sich auf den Stuhl zurücksinken. »Ich verstehe«, sagte er. »Selbstverständlich möchte ich Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Oder sich selbst«, sagte Neumann.
    »So ist es«, bestätigte Karlstad. »Wie war Ihr Gespräch mit dem Direktor?«
    Grant stocherte in seinem Salat. »Er war nicht sehr glücklich

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